Besser auf den Punkt kann man die die Ursachen und die Folgen der gestrigen US-Wahlen wohl nicht ausdrücken: verlorene Unschuld (wenn je vorhanden) samt aktiv-aggressivem Täter, der weniger die Person von Donald Trump ist, sondern eher der Neoliberalsimus. Danke an Lennart Gäbel für die freundliche Genehmigung zum Abdruck.
Margaret Thatcher und Ronald Reagan haben eine Entwicklung eingeleitet, deren vergiftete Früchte wir nun ernten. Donald Trumps Wahlsieg hat etwas Typisches – auch für Europa. Noch nie hat ein Präsidentschaftskandidat in den USA so viele Lügen und Unwahrheiten verbreitet wie Trump. Bislang war unvorstellbar, dass jemand mit so offen geäußerten sexistischen und rassistischen Einstellungen in ein derartig bedeutendes Amt gewählt wird.
Es ist der Sieg einer – zumeist vom Rechtsextremismus bedienten – „postfaktischen Politik“, in welcher der geplante Tabubruch zum Maß des Erfolgs wird. Trump ist nicht Ursache dieser Entwicklung, sondern deren Manifestation.
Die Rechten schaffen es seit Jahren zunehemend, das Internet für die eigene Anhängerschaft zu einer fast hermetisch geschlossenen Kammer zu machen. Da werden Fakten als Produkte der „Lügenpresse“ abgestempelt und Lügen und Verdrehungen ungeniert präsentiert. Das macht die extreme Rechte, ohne politisch auch nur irgendwie Schaden zu nehmen.
Ich muss zugeben, dass die gesamte politische Linke und die immer schmaler werdende politische Mitte noch kein Rezept haben, wie Menschen wieder in einen rationalen gesellschaftlichen und politischen Diskurs gebracht werden können.
Derzeit besteht die Gefahr, dass Trumps Wahlsieg auch bei uns dazu führt, dass weitere Dämme des Anstands brechen und die rassistischen und fremdenfeindlichen Kräfte noch mehr Rückenwind erhalten. Es gilt nicht nur im Blick auf die Jahreszeit: Wir müssen uns warm anziehen!
Unsere zentrale Frage muss sein, wie wir dem gerade und vor allem in Österreich entgegenwirken können, wie diese Entwicklung umzukehren ist. Tatsache ist, dass die neoliberale Politik seit den 1980er-Jahren nicht nur in den USA, sondern auch in Europa die sogenannte „Mittelklasse“ immer stärker in prekäre Situationen geführt hat. Die Realeinkommen sind gesunken, die Kluft zwischen Arm und Reich wurde immer größer, eine kleine Oberschicht schwimmt im Überfluss, während lange Schlangen von Menschen vor den Suppenküchen stehen.
Eines ist jedenfalls klar: Um erfolgreich gegen den „Trumpismus“ und seine von Le Pen, Strache und AfD repräsentierte europäische Variante zu sein, muss die Zertrümmerung des Sozialstaats gestoppt werden. Gegen Angst und Wut einer breiten Bevölkerungsschicht hilft nur, wenn die Menschen ihre Würde behalten können. Das funktioniert jedoch nur, wenn die ökonomischen Grundlagen gesichert sind und wenn sich die Mehrheit in zumindest einer Partei oder politischen Bewegung repräsentiert fühlt, die auch demokratisch und solidarisch agiert. Beides ist jedoch immer weniger der Fall.
Habe dazu einen interessanten Beitrag gefunden: http://strategos-21.blogspot.co.at/2016/11/ein-hoch-auf-trump-ein-hoch-auf-die.html
Verlorene Unschuld?
Die vielen völkerrechtswidrigen Kriege und Regime-Changes, wenn immer es den USA nicht passte, waren unschuldig? Vietnam, Afghanistan, Libyen, Syrien?
Dazu ein Artikel von Herrn Flassbeck
Donald Trump wird amerikanischer Präsident. „Wir“ sind schockiert! Doch warum eigentlich? Bei der Wahl in den USA hat sich lediglich das Muster bestätigt, das schon vorher in vielen Ländern, zuletzt bei der Brexit-Entscheidung, zu erkennen war: Der Teil der Bevölkerung, der sich seit Jahrzehnten abgehängt fühlt und auch wirklich abgehängt ist, wählt jeden, der nicht zum Establishment gehört und diesen Menschen verspricht, ihre Sorgen ernst zu nehmen. Eines zeigt die Wahl eines Mannes, der ohne Zweifel zum Establishment gehört und die konservativste Wirtschaftspolitik machen wird, die man sich denken kann, vollkommen klar: Der Wunsch, die herrschenden Schwätzer abzulösen, ist so stark, dass man auch einen Esel wählen würde, wenn der nur laut genug hinausposaunt, er werde sich um die Sorgen der kleinen Leute kümmern.
Die Demokraten hätten es wissen müssen. Der unglaubliche Zulauf, den Bernie Sanders in den Vorwahlen hatte, war ein klares Zeichen dafür, dass gerade ihre Wähler etwas Anderes wollten. Sie wollten Mitsprache und Teilhabe, sie wollten eine Rückkehr von der Plutokratie zur Demokratie. Was sie mit Hillary Clinton bekamen, war plutokratisches Establishment hoch drei.
Quelle: Heiner Flassbeck auf Makroskop
Nicht der Wahlsieg von Donald Trump wird möglicherweise fremdenfeindlichen und rassistischen Kräften Rückenwind geben, sondern die Politik der abgehobenen Eliten, die zu einem Wahlsieg von Trump führte.
Wer von der christlichen Volkspartei vertritt eigentlich christliche Werte? Wer von der sozialistischen Partei vertritt soziale Werte? Ihre Vertreter sprechen zwar davon und verstecken sich dann hinter der ÖVP, mit der zu regieren sie ja nicht gezwungen wurden.
Trump will kein TTIP und will keine Kriege und schon gar keinen Krieg mit Russland. Was ist daran so verwerflich?
So feministisch kann ich gar nicht sein, dass ich eine Hillary, die schon lange Killary genannt wird, als Präsidentin bevorzugen würde.
Nicht dass mir Trump mit seinen Äußerungen sympathisch wäre, aber – wie er richtig gesagt hat – er hat davon gesprochen und der ehemalige Präsident Clinton hat es getan!
Lieber Harald,
deine Analyse,bringt es auf den Punkt : der Verlust der Würde ist die grundlegende Ursache dieses Wahlverhaltens. Wer noch daran zweifelt, dem empfehle ich Ende November den neune Film von Ken Loach „Ich, Daniel Blake“ anzusehen.
Ja das tut weh und die Schuldigen sind die Neoliberalen.
Das in Europa die Linken mit ihrem kruden egoistischen und teilweise bigotten Weltbild (Hinweis: der verdeckte und meistens geleugnete Linke Antisemitismus) mitverantwortlich sind kommt Herr Walser nicht in den Sinn.
Das Pendel muss ganz weit nach rechts ausschlagen um wieder eine akzeptierte Mitte zu finden.
Früher: Links ist Gut und Rechts ist Schlecht
Das neue Motto: Rechts ist Recht und Links ist Link.
mfg
Mentor
Das größte weltanschauliche Probelm ist in der heutigen Zeit, dass der Relativismus (ein Widerspruch in sich) von den Eliten propagiert wird und sich kaum einer mehr um die Wahrheit schert! Die Aufgabe des 21. Jahrhunderts ist ohne Zweifel die Beseitigung des säkularen Humanismus und die Erkenntnis der absoluten Wahrheit, so dass die Menschheit wieder auf ein Fundament gestellt wird, auf dem die Zukunft zum Wohle aller gemeinstert werden kann. Gott allein, die Wahrheit Jesu Christi sind die einzige Grundlange auf der eine Menschheit zum Heil geführt werden kann. Alles andere ist eitle Nabelschau und irdisches Wohlgefallen, was nichts mit der Wahrheit und der Liebe zu tun hat!