Es tut sich was in Österreich. In vielen Bundesländern gibt es inzwischen Initiativen, um mit einem Denkmal oder zumindest einer Gedenktafel in würdiger Form den Deserteuren aus der Wehrmacht zu gedenken.

Im Oktober 2009 haben wir im Nationalrat ein in mehrfacher Hinsicht „historisches Gesetz“ beschlossen und damit Urteile gegen Deserteure, Wehrdienstverweigerer, Homsosexuelle, Kärntner Partisanen und viele andere NS-Opfer-Gruppen pauschal aufgehoben („NS-Aufhebungsgesetz beschlossen!“). Das hat viele Menschen ermuntert, aktiv zu werden bzw. zu bleiben:

• Diese Woche wurde im Wiener Bezirk „Neubau“ eine Gedenktafel enthüllt, die an das ehemalige Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Wien-Neubau erinnert. Wegen tausender Verfahren gegen Soldaten und Zivilpersonen hatte die Wehrmachtsjustiz großen Platzbedarf und übernahm auch dieses Gebäude als „Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis“ – eines von sechs Zweigstellen. Im Bezirksmuseum Neubau im Amerlinghaus (Stiftgasse 8) ist dazu bis einschließlich 31. Mai 2014 die Sonderausstellung „Widerstand und Militärjustiz in Wien Neubau“ zu sehen („Widerstand und Militärjustiz in Wien-Neubau“).

• Im Tiroler Vomperloch – einem eher unzugänglichen Seitental im Karwendel-Gebirge – bestand zwischen Frühsommer 1943 und Kriegsende ein Deserteurslager, das überwiegend von einheimischen Wehrmachtssoldaten als Zufluchtsort nach der Desertion genutzt wurde. Peter Pirker hat die Geschichte aufgearbeitet („Ich verstehe nicht, warum ich Menschen erschießen soll …“).

• Lehrkräfte können sich auf der – auch ansonsten empfehlenswerten – Website von „erinnern.at“ weitere Informationen holen und Unterrichtmaterialien herunterladen: „Österreichische Deserteure der Wehrmacht“.

• Auf die Diskussion im Salzburger Goldegg habe ich auf diesem Blog ja schon hingewiesen (Gedenken an Wehrmachtsdeserteure in Goldegg!). Sehenswert ist der ORF-Beitrag dazu.

• In Bregenz sind sich die Verantwortichen in Stadt und Land prinzipiell darüber einig, dass ein Denkmal errichtet werden soll. Es spießt sich derzeit am lieben Geld. Der Historiker Werner Bundschuh, selbst Mitglieder einer eigens eingerichteten Expertenkommission, ist verärgert darüber und fordert ein entschiedeners Handeln.

Grundlage für all diese Aktivitäten ist die Arbeit vieler engagierter HistorikerInnen. Besonders hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auf das im Mandelbaum-Verlag erschienene Buch von Mathias Lichtenwagner: „Leerstellen. Zur Topografie der Wehrmachtsjustiz in Wien vor und nach 1945

Das Foto übrigens belegt: Am Ballhausplatz in Wien wird eifrig an der Errichtung eines „Deserteursdenkmals“ gearbeitet. Ganz umsonst ist die Arbeit der Grünen in Bund, Stadt und Ländern also doch nicht!