Man darf gespannt sein, wie sich Ministerin Claudia Schmied in den kommenden Tagen verhält. Die Stimmung an der Basis jedenfalls ist eindeutig. Es brodelt. Die ÖLI-UG (Österreichische LehrerInnen Initiative – Unabhängige GewerkschafterInnen für mehr Demokratie) hat in einer Aussendung Klartext geredet und fordert von der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) Streikmaßnahmen: „Keine Arbeitszeiterhöhung! Arbeitsbelastung reduzieren! Keine Gehaltskürzung, keine Abwertung von Bildungsarbeit! Arbeitsplätze für JunglehrerInnen sichern und ausbauen!“ Streik ist sicher das härteste Mittel in einem Arbeitskampf und muss daher mit Bedacht eingesetzt werden. Der Stimmung an den Schulen dürfte diese Forderung aber sicher entsprechen.
Um ein Argument der ÖLI-UG wird die Ministerin nicht herumkommen: Die LehrerInnen haben ihren Solidarbeitrag wie alle SteuerzahlerInnen für die verfehlte Wirtschaftspolitik bereits über die diversen Rettungspakete bezahlt. Ich kann mich der Ablehnung des „Schmied-Pakets“ daher nur anschließen, zumal die Proteste der ÖLI-UG nicht nur standespolitische Aspekte haben. Die Forderung nach kinder- und menschenfreundlichen, weltoffenen Schulen beispielsweise ist gerade in Zeiten wie diesen wichtig: Schulen müssen ein Lern- und Lebensraum ohne Angst und Überbelastung sein. Wir brauchen eine Schule, die es Kindern ermöglicht, selbstbewusste und selbstbestimmte Menschen zu werden. Die angekündigten Sparmaßnahmen leisten dazu nicht nur keinen Beitrag, sondern sind sogar kontraproduktiv.
Brauchen Lehrer einen geschützten Arbeitsplatz? Nein! dasselbe gilt natürlich auch für alle anderen, deren Einkommen vom Steuerzahler finanziert wird.
Wer Geld druckt, wird Inflation ernten und diese würde letztendlich den Lehrern weit mehr schaden, als zwei Stunden Mehrarbeit in den Schulen.
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4447&Alias=wzo&cob=399749
Das wird die Rechten aber freuen, der Zuzug zu diesen wird mit dieser Politik anhalten.
Ich hatte noch bis vor Kurzem geglaubt, dass die Grünen der FPÖ und dem BZÖ durch aktive Politik die Zähne zeigen wollen, nun machen sie sich zu deren ersten Förderungen.
PS: Seit acht Jahren wird bei uns an Schultagen nicht mehr gemeinsam gegessen, weil die Kinder entweder vollkommen unterschiedliche Schulzeiten haben oder Schul-, Spiel- oder Sportwochen die Lehrer von ihrer Lehrverpflichtung abhalten.
Da zeigt sich auch, was Vorarlbergs Grüne von den Alleinverdienerinnen halten, weil die von den Schulen zu verantwortenden „Öffnungszeiten“ die Frauen von besseren Arbeitsplätzen abhalten! So sehr, dass Vorarlbergs Frauen im Jahr 7000 Euro weniger verdienen als die Wienerinnen. Dafür dürfen sie zu den Kindern dazusitzen und mit ihnen das Lernen, was die Schule nicht leisten WILL.
Macht nur so weiter!
Lieber Heinz Starchl, ich verstehe Deinen Frust nicht ganz: Wir fordern ja die Ganztagsschule. Ich habe in diversen Stellungnahmen betont, dass sie mir sogar noch wichtiger ist als die Gesamtschule – und zwar aus pädagogischen Gründen (der von Dir vertretene frauenpolitische Standpunkt ist natürlich ebnenfalls richtig).
Wir fordern ja die Ganztagsschule … Die wird so jetzt nicht möglich sein. Die Menschen und Kinder leben jetzt. Die Arbeitszeit der Kinder ist länger als die der Lehrer!
Alle anderen Berufsgruppen – bis zu den Biobauern – müssen Einbußen hinnehmen. Nur die Lehrer haben eine geschützte Werkstätte? Dabei ist es so wenig, was von ihnen da abverlangt wird, dass sie zwei Stunden ihrer bezahlten Arbeitszeit in der Schule verbringen.
Vielleicht fragen sich diese Lehrer auch einmal, was sie nicht nur den Schülern sondern auch den Eltern an Mehr an Arbeitszeit abverlangen. Ich sehe jedenfalls, dass es immer die gleichen Kinder aus den gleichen Schichten sind auf deren Kosten diese derzeitige Schulpolitik geführt wird.
Zur Ganztagsschule Warum soll sie so nicht möglich sein? Was wir von Ministerin Schmied fordern, sind Zielvorgaben: Ja zur Ganztagsschule, ja zur Gesamtschule. Ich habe schon beim „Investitionsprogramm“ darauf hingewiesen, dass wir für den Bereich der Schulen Küchen und Aufenthaltsbereiche brauchen. Damit kann sofort begonnen werden. Ganztagsschulen sind zudem schon jetzt räumlich möglich – nicht überall, aber an vielen Standorten. Für diese Situation braucht es ein modernes Dienst- und Besoldungsrecht und natürlich (!) mehr Anwesenheit von LehrerInnen an der Schule. Aber bitte nicht einfach eine plumpe Stundenerhöhung ohne pädagogisches bzw. politisches Konzept.
Nur weiter so! Bravo, machen Sie nur weiter so! Die beachtlichen Wahlerfolge der Grünen in Kärnten und Salzburg haben ja gezeigt wie Ihre Politik fruchtet. Vielleicht sollten Sie endlich umdenken und eine Politik FÜR die Menschen machen.
Sollen sie wenn sie wollen Wenn die Lehrer streiken wollen, sollen sie das tun.
Es geht doch nicht nur um die Pfründe der Lehrer. Es geht um das gesamte Bildungssystem. Und einer Reform dieses Sysetms sind schon andere gescheitert. Es gibt zu wenige Lehrer an unseren Schulen. Und wir haben das Problem an den AHS dürfen keien Leute von außen arbeiten. Laßt doch endlich mal die gut ausgebildeten ran. Es gibt Leute wie mich, die gern efür zehn Stunden an die Schule gehen würden, aber ohen Lehramtsprüfung. Wie soll das gehen?
Also eine umfassende Bildungsreform schließt eine Sozialreform, also eine Gesellschaftsreform mit ein. Bildung ohen Zusammenhang zu anderen Bereichen zu sehen, macht wenig Sinn.
Dabei kenne ich Lehrer die haben eine solche Prüfung und sind unter jeder Kritik.
Lg
Raimund
und als nächstes: Lasst Hobbyanwälte, die schon mal John Grisham gelesen haben, für zehn Stunden in der Kanzlei ran!
Gebt den Unausgebildeten jene Jobs, die Sie nicht gelernt haben! So sieht Zukunft aus – Sie Herr Bahr, haben sicher einen tollen Job…
konstruktive Diskussion Die Situation (Budget) ist sicher schwierig, warum Schmied so an die Presse gegangen ist, wundert mich auch sehr – bislang schien sie mir ziemlich vernünftig. Dass sie gerne die Gesamtschule eingeführt hätte, und die NMS bereits ein Kompromiss war, ist denke ich auch Tatsache, und sollte weniger ihr als ihren Widersachern vorgeworfen werden.
Solidarbeitrag von „andere auch“ zu fordern, finde ich etwas einfach, schließlich wird in Hallein die Papierfabrik zugesperrt, man liest täglich in der Zeitung von Entlassungen usw. ergo: es gibt bereits genug andere, aber nur auf die zu verweisen, denen es (noch) besser geht, ist auch nicht konstruktiv.
Statt dessen wünschte ich mir eine Antwort wie: ja. Unterstützen wir. Lehrende sollen mehr in der Klasse stehen. Dazu wollen wir den Aufbau von guten Materialien, einen adäquaten Schlüssel von Computer/Lehrer und Druckeinrichtungen, und dergleichen, also (konkret benannte und bezifferbare Rahmenbedingungen zur Unterstützung von Unterricht) sowie – und das scheint mir ganz zentral – eine bewusste Trennung von Unterrichtsarbeit (incl. Vor- und Nachbereitung) und Schul(entwicklungs)arbeit. Wenn die Unterrichtszeit so erhöht wird, dass hier alle ausgelastet sind, muss für jene, die sich für die Schule und um Koordinierungsaufgaben bemühen, sowie für jene die Aufgaben eines mittleren Managements übernehmen, ein eigener Topf für Werteinheiten geschaffen werden. Das sind m.E. derzeit jene Kolleg/innen, die sehr viel unbezahlte Mehrarbeit leisten, manchmal vergebens angesichts schneller politischer Änderungen (Stichwort Schülerentlastungsverordnung). Ich denke, dass eine Unterrichtszeiterhöhung gekoppelt mit einer Refundierung (in Form von Werteinheiten) jener, die sich für die Schule organisieren, gerade den engagierten Lehrenden zugute käme (die derzeit von manchen eher belächelt werden). DAS hielte ich für einen konstruktiven Beitrag (der aber sicher nicht populistisch auf Wohlgefallen stößt).
Bei den Grünen schätze ich zumeist (weniger in der Bildungspolitik – da erlebe ich manche „Basis“Diskussionen als völlig idealisiert und realitätsfern – trotz aller Bedeutung muss Bildung auch finanziell gedeckelt sein) die sachliche, realistische Haltung – ich hoffe, man kann sich auch hier zu einer ruhigen Sachlichkeit durchringen. Und sich einer schnellen Polemik (wie sie für mich in manchen Beiträgen durchkommt) versagen.