Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Der Vorstand der Wiener Philharmoniker bewegt sich in Sachen Aufarbeitung der Orchester-Geschichte in der NS-Zeit.
Hedwig Kainberger berichtet in den „Salzburger Nachrichten“ unter dem Titel „Wiener Philharmoniker unter Zugzwang“, dass das Orchester-Komitee heute, Montag, über einen „delikaten Antrag abstimmen“ werde – die Aufarbeitung der Orchester-Geschichte in der NS-Zeit.
Auf „Stoppt die Rechten“ gibt es nun eine sehr gute Zusammenfassung der Diskussion (Wiener Philharmoniker: „Judenreiner Klang“).
Mit einem Gastkommentar in der „Presse“ und einem Interview im „Morgenjournal“ habe ich Mitte Dezember die Diskussion angestoßen („Wiener Philharmoniker und NS-Zeit – Historienmalerei statt Aufklärung!“). Neben Zustimmung von kompetenter Seite – etwa dem ehemaligen Staatsopern-Direktor Ioan Holender und Unterrichtsministerin Claudia Schmied – gab es massive Kritik an meinen Forderungen von Seiten der FPÖ ( „übelste Diffamierung“ oder „skandalöses Anpatzen“) und dem Philharmoniker-Vorstand. Erstaunlich war vor allem, was der Zeithistoriker Oliver Rathkolb zur Diskussion am 29. Dezember laut „Presse“ von sich gab: „Aus wissenschaftlicher Sicht ist das NS-Kapitel der Wiener Philharmoniker nämlich ´längst abgeschlossen`, wie der Wiener Zeithistoriker Oliver Rathkolb erklärt. ´Alles liegt auf dem Tisch`, mit der von Walser geforderten Einsetzung einer Historikerkommission würde man ´weit übers Ziel hinausschießen`.“ Nun will genau derselbe Oliver Ratholb das vor drei Wochen angeblich „längst abgeschlossene“ Kapitel mit zwei anderen breit aufarbeiten. Ich dürfte im Dezember also doch nicht „weit über das Ziel hinausgeschossen“ haben.
Das heutige „profil“ berichtet ebenfalls über die Entwicklung im österreichischen Staatsorchester in den letzten Wochen („Götterdämmerung bei den Wiener Philharmonikern“).