11. Juli 2025

Regierung handelt fahrlässig

2025-07-11T10:56:07+02:0011.07.25, 10:56 |Kategorien: Allgemein, Klima und Umwelt|Tags: |

In Sachen Klimaschutz handelt Österreichs Regierung fahrlässig und verantwortungslos vor allem nachfolgenden Generationen gegenüber. Der „Zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel“ zeigt erneut auf, dass unser Land von der Klimakrise viel stärker betroffen ist, als andere Gegenden. Unter dem Titel „Zukunftsvergessen“ mein Kommentar dazu in den Vorarlberger Nachrichten:

Wer vor kurzem noch die menschengemachte Klimakrise geleugnet hat, übt sich heute meist in deren Verharmlosung. In Österreich haben wir sogar einen Verharmlosungsminister. Norbert Totschnig will so weitermachen, wie seine ÖVP das seit Jahren praktiziert hat: Von Klimaschutz-Maßnahmen zwar reden, aber das Gegenteil tun.

In der Wirtschaft hingegen erkennen immer mehr die Notwenigkeit zum Handeln. Sie verlangen für ihre Planungen stabile Rahmenbedingungen. Gleichzeitig aber predigen immer noch einige Theoretiker ein „Weiter so wie bisher“. Klimaschutz sei zwar notwendig, beginnen damit aber sollen „die anderen“. So sieht das auch ein Volkswirt in der Zeitung der Vorarlberger Wirtschaftskammer. Besonders dreist ist seine Behauptung, die „Einsicht“ wachse, „dass es sich auch mit ein, zwei oder drei Grad Erwärmung durchaus gut leben lässt“.

Nach der Leugnung der Klimakrise statt wirklicher „Einsicht“ also Verharmlosung und Beschönigung – trotz Bergstürzen, zunehmenden Flutkatastrophen, unerträglicher Hitze, riesigen Waldbränden usw. Und noch ein Hinweis an den Herrn Volkswirt: Österreich und der Alpenraum sind im Vergleich zur übrigen Welt doppelt so stark betroffen von der Erderwärmung. Und damit sollen wir „durchaus gut leben“ können?

Uns stehen zudem wegen der Verfehlung der Klimaziele Milliardenstrafen ins Haus. Auch die volkswirtschaftlichen Chancen sollten beachtet werden: Klimaschutz als Konjunkturmotor! Das haben zuletzt nicht nur führende Wirtschaftsverbände in Deutschland herausgestrichen, sondern auch eine Metastudie der Universität Graz. Wer allerdings jetzt den notwendigen Strukturwandel verschläft, gehört wie zuletzt bei der E-Mobilität die europäische Autoindustrie künftig zu den Verlierern.

Fazit: Wo man die – unübersehbaren – Zeichen der Zeit erkennt, entstehen hunderttausende neue Arbeitsplätze, technologische Innovationen erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit, reduzieren gleichzeitig die Energiekosten und verringern die oft beklagte Abhängigkeit vom Ausland bei fossilen Brennstoffen.

Was geschieht in Österreich? Hier wird der Klimabonus gestrichen, die Mehrwertsteuerbefreiung für PV-Anlagen, der Reparaturbonus, die Förderung für private E-Autos sowie das kostenlose Klimaticket für 18-Jährige, das Klimaticket wird generell teurer gemacht usw. Was bleibt sind klimaschädliche Förderungen wie das Dieselprivileg oder das Dienstwagenprivileg, der Pendlereuro wird sogar verdreifacht! Dafür gibt der Staat also viel Geld aus und wird künftig wegen der verfehlten Klimaziele sehenden Auges sogar noch Strafe zahlen müssen.

Es ist absurd: Statt die fünf Milliarden Euro für klimaschädliche Förderungen zu streichen und die Win-win-situation beim Klimaschutz zu nutzen, werden erstere ausgebaut und jene für den Klimaschutz gestrichen. Zukunftsvergessener geht es kaum.

27. Juni 2025

Was macht der Terror mit der Gesellschaft?

2025-06-26T15:07:06+02:0027.06.25, 8:05 |Kategorien: Gesellschaft|Tags: , , |

Der Horror an der Grazer Schule in der Dreischützengasse hat durchaus zu sehr besonnenen und Mut machenden Reaktionen geführt, aber wenig überraschend auch die Hetzer von Rechtsaußen auf den Plan gerufen. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel „Umgang mit dem Terror“ hier zum Nachlesen:

„In unserem Staat funktioniert nichts mehr, alles geht den Bach runter“ – dieser Aussage habe ich in einer sehr „angeregten“ Diskussion letzte Woche vehement widersprochen. Was funktioniert nicht? Die Bahn? Die Justiz? Gibt es Schlaglöcher auf den Autobahnen? Bei allem Reformbedarf: Fast überall auf der Welt wären die Menschen froh, in einem Staat wie dem unseren zu leben.

Zudem hat der gesellschaftliche und auch der politische Umgang mit dem furchtbaren Verbrechen in Graz auch Mut gemacht. Nach sechs Minuten waren erste Einsatzkräfte da, eine Minute später die Spezialeinheit Cobra. Die Polizei hat ebenso hervorragende Arbeit geleistet wie die Rettungskräfte und die Aufteilung der Verletzten auf einzelne Krankenhäuser. Die rasche psychologische Betreuung der Überlebenden hätte kaum besser sein können. Das Verhalten von Lehrkräften, Schulleitung und Eltern war vorbildlich. Bei uns soll nichts funktionieren?

„Funktioniert“ haben auch große Teile der Politik. Die kommunistische Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr hat keine simple Betroffenheitsrhetorik oder gestelzten Sätzen von sich gegeben, sondern unserer Sprachlosigkeit eine Sprache gegeben. Ihre Erschütterung war spürbar und gleichzeitig hat sie ihre Funktion beim Einsatz beispielhaft wahrgenommen.

Zum Vergleich: In den USA gab es allein im letzten Jahr über 300 Angriffe mit Schusswaffen an Schulen. Dort gibt es immer wieder Diskussionen, weil es bis zum Einsatz der Exekutive oft zu lange dauert. In Texas beispielsweise gab es 21 Tote, weil die Polizei sich erst nach 75 Minuten zum Eingreifen entschlossen hatte.
Da hat Graz deutlich besser abgeschnitten – übrigens auch beim Umgang mit dem Terror: Bei der Trauerfeier haben zwei Jugendliche mit migrantischem Hintergrund bemerkenswerte Reden gehalten: „Hass hat hier keinen Platz, nicht an dieser Schule, nicht in Österreich, nicht in dieser Welt!“

Zur Wahrheit zählt allerdings auch, dass die Horror-Tat für Hetze benutzt worden ist. Der FPÖ-Klubobmann im oberösterreichischen Landtag hat auf Facebook gleich auf das „Ausländerproblem“ verwiesen: „Ein Land ohne Abschiebungen ist ein Land ohne Schutz.“ Als bekannt wurde, dass es sich beim Täter um einen Österreicher handelt, hat er das Posting stillschweigend auf „Furchtbar“ geändert, die Flut an hetzerischen Antworten auf seine ursprüngliche Interpretation aber stehen lassen.
Zudem hat er behauptet, die Plattform „Stoppt die Rechten“ habe sein Posting manipuliert. Als man ihm nachwies, dass das eine Lüge ist, hat er die Schuld auf einen Mitarbeiter geschoben, dessen Fehler er nicht mehr „rückgängig machen“ könne. Ähnlich agierten andere FPÖler und Rechtsextreme. Haben wir mit diesen Herrschaften vielleicht ein „Inländerproblem“?

Der Umgang mit dem Verbrechen in Graz hat in Gesellschaft und Politik größtenteils das Positive zum Vorschein gebracht. Das Negative blieb in der Minderheit.

13. Juni 2025

Vergoldete Feuerwehrhelme?

2025-06-13T15:42:20+02:0013.06.25, 15:42 |Kategorien: Gesellschaft|Tags: , , |

Die Sparmaßnahmen von Bundes- und Landesregierungen sind zwar notwendig, nicht selten aber wird am falschen Ort gespart und noch weniger selten sind es reine Ankündigungen. Über einen (!) strukturellen Aspekt wird gar nicht diskutiert, obwohl er nachhaltig wäre und die Verwaltung sogar deutlich verbessern würde: Gemeindefusionen. In den Vorarlberger Nachrichten habe ich dazu unter dem Titel „Vergoldete Feuerwehrhelme?“ einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:

Wir hören und lesen es tagtäglich: Es muss gespart werden. Tiefe Einschnitte soll es im Sozialbereich geben, bei Menschen mit Behinderung, bei Kindern, beim Klimaschutz, beim Ausbau der Bahn usw. Klimaschädliche Ausgaben hingegen werden – wie der „Pendlereuro“ –teilweise sogar verdreifacht, Straßenbauprojekte unbeirrt weitergeführt.

Immerhin haben die politisch Verantwortlichen letzte Woche auch angekündigt, den sündteuren Verwaltungswirrwarr zwischen Bund, Ländern und Gemeinden zu beseitigen und für vernünftige Strukturen zu sorgen. Der Bildungsbereich bietet sich dafür ebenso an wie das Gesundheitswesen. Konkret wurde man aber leider nicht. Wir wurden damit getröstet, dass man einen Arbeitskreis einrichten werden. Die Erwartungen sollten wohl nicht allzu hoch gehängt werden.

Neben den erwähnten „großen Brocken“ gibt es aber Einsparungspotenziale, die sich mittel- und langfristig rechnen und gleichzeitig die Qualität der öffentlichen Verwaltung verbessern würden. Das hat man in der Schweiz schon vor über 20 Jahren erkannt und ist in praktisch allen Kantonen das Thema Gemeindefusionen angegangen. Heute gibt es beim Nachbarn fast 800 Gemeinden weniger als noch im Jahr 2000. Diese Entwicklung geht weiter – bis hin zu Zwangsfusionen.

Meist aber sind die gar nicht nötig. Im Kanton Glarus gab es vor 20 Jahren noch 26 Gemeinden. Auf Antrag einer Einzelperson stimmte die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung – gegen den Willen vieler politisch Verantwortlicher – für eine Zusammenlegung auf gerade mal drei Gemeinden.

Wären Gemeindezusammenlegungen auch in Vorarlberg sinnvoll? Im Vorderland beispielsweise, im Walgau, dem Bregenzerwald, den Gemeinden rund um den Kummenberg? Oder im Großen Walsertal, wo es sechs Gemeinden gibt mit zusammen nur etwa 3.700 Einwohnern? Die Probleme in all diesen Gemeinden sind ähnlich, die Verwaltung teuer und kaum mehr finanzierbar. Natürlich gibt es gemeindeübergreifende Projekte und Strukturen. Das ist gut und sinnvoll, aber nur ein erster Schritt.

Ein Blick in die Geschichte lohnt sich: In der Montfortstadt feiert man heuer 100 Jahre „Groß-Feldkirch“. 1925 stimmten fast 90 Prozent der Wahlberechtigten für den Zusammenschluss der ehemaligen Stadtgemeinde Feldkirch mit den Gemeinden Tosters, Tisis und Altenstadt inklusive der Ortsteile Gisingen, Nofels, Bangs und Levis.

In einem kenntnisreichen Vortrag erläuterte kürzlich Stadtarchivar Christoph Volaucnik die daraus erwachsenen Vorteile vom Hochwasserschutz bis zur Wasserversorgung. Ulrich Nachbaur, der Direktor des Landesarchivs, bezeichnete Vorarlberg angesichts üppig finanzierter Feuerwehren als Land der „vergoldeten Feuerwehrhelme“. Muss man also auch bei den Feuerwehren sparen? Müssen sie gar fusionieren? Große Angst davor wäre unbegründet: In Feldkirch gibt es heute immerhin sechs Feuerwehren. Die Fusion zur Stadtgemeinde vor 100 Jahren ist übrigens dank der Vorteile noch immer unumstritten.

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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