28. Dezember 2011

Propagandalüge um Neue Mittelschule!

2011-12-28T10:46:00+01:0028.12.11, 10:46 |Kategorien: Bildung|

Die Methoden der bildungspolitischen Stillstandsverfechter werden immer dreister: Ministerin Claudia Schmied bewirbt ihre „Neue Mittelschule“ (NMS) allen Ernstes als „gemeinsame Schule für alle 10- bis 14-Jährigen“!

Für Propaganda gibt es in der Regierung ja offensichtlich immer noch genug Geld. Das Ministerium übernimmt beispielsweise die Namenspatronanz für den „Railjet 663“, der nun „Neue Mittelschule“ heißt. In den Zügen liegen „Reisebegleiter“ auf, welche über die Neue Mittelschule informieren sollen. In diesem „Reisebegleiter“ wird die Neue Mittelschule als die „gemeinsame Schule für alle 10- bis 14-Jährigen“ bezeichnet, in welcher die „Entscheidung über Schullaufbahn erst mit 14 statt mit 10 Jahren“ stattfinden würde. Nicht zuletzt wird auf eine „qualitative Betreuung am Nachmittag“ hingewiesen. Alle drei angeführten Zitate entsprechen nicht der Wahrheit. Die Neue Mittelschule wird mit den AHS-Unterstufen parallel geführt, somit gibt es nach wie vor keine gemeinsame Schule für alle Kinder. Innerhalb der Neuen Mittelschule wird ab der ersten Klasse/5. Schulstufe nach differenzierten Lehrplänen unterrichtet und ab der 3.Klasse/7. Schulstufe auch nach unterschiedlichen Lehrplänen beurteilt. Die Laufbahnentscheidung erfolgt also wieder mit zehn bzw. neuneinhalb Jahren und somit bereits vor bzw. beim Eintritt in die Neue Mittelschule oder die AHS-Unterstufe. Die Nachmittagsbetreuung ist nicht bindend vorgeschrieben und wird nur an einzelnen Schulstandorten angeboten. Sie ist Aufgabe der Schulerhalter, also der Länder und Gemeinden bzw. des Bundes. Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur kann eine flächendeckende Nachmittagsbetreuung oder gar eine ganztägige Schule – anders als im „Reisebegleiter“ dargestellt – nicht garantieren. Die „Premium Class“ des Railjet bleibt den SchülerInnen in der NMS leider verwehrt. Statt Geld in plumpe Agitation und Propagandalügen zu pumpen, sollte die Ministerin lieber die ursprünglichen Versprechungen einhalten.

Ich habe daher eine parlamentarische Anfrage eingebracht und unterstütze daher auch das heute veröffentlichte Protestschreiben von 25 Lehrpersonen an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg gegen diese dreiste Verdrehung der Tatsachen.

Heute hat das Ministerium übrigens auf meine Anfrage reagiert. Die Antwort muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ich zitiere die APA: „Im Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) sieht man keinen Grund zur Aufregung. Es gebe keinen Widerspruch, wenn die NMS als „gemeinsame Schule für alle Zehn- bis 14-Jährigen“ bezeichnet werde, obwohl das Gymnasium weiterbesteht. „Die NMS ist eine Schule für alle, sie nimmt regional alle Schüler auf. Die AHS sucht sich ihre Schüler aus“, heißt es aus dem Ministerium gegenüber der APA.“

Die „gemeinsame Schule für alle 10- bis 14-Jährigen“ und die Trennung der Kinder mit neuneinhalb Jahren ist „kein Widerspruch“! Man glaubt es nicht und erinnert sich an George Orwells „Newspeak“.

Für uns gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

22. Dezember 2011

Auch zur Weihnachtszeit: Bildungsnewsletter erschienen!

2011-12-22T11:42:00+01:0022.12.11, 11:42 |Kategorien: Bildung|

Er erscheint seit drei Jahren und natürlich auch zur Weihnachtszeit – mein Bildungsnewsletter. Heute mit folgenden Themen:

Bildungsvolksbegehren

Das Bildungsvolksbegehren Anfang November hat 383.000 Unterstützungserklärungen und Unterschriften erhalten. Für mich ist das ein klarer Auftrag an die Politik, die Umsetzung der Forderungen in Angriff zu nehmen. Nach einer „Ersten Lesung“ im Parlament am 18. Jänner nächsten Jahres fordern wir die Einrichtung eines eigenen Ausschusses für die Behandlung der Themen. Über den jeweiligen Stand der Verhandlungen erlaube ich mir über diesen Newsletter und auch auf meinem Blog zu informieren.

Regierungsvorlage Neue Mittelschule

Die Neue Mittelschule (NMS) soll bis 2018 alle bestehenden Hauptschulen ersetzen. Dabei wird statt der Gemeinsamen Schule für alle in der NMS der A- und B-Zug der alten Hauptschule wieder eingeführt. Die Stellungnahmen zum Ministerialentwurf lassen daran leider keinen Zweifel – Kritik kommt von allen Seiten. Wer Lust hat, ein wenig zu schmökern, dem empfehle ich den Begutachtungsentwurf samt Stellungnahmen auf der Homepage des Parlaments. Meine Kritik habe ich in einer Pressekonferenz zusammen mit einem Direktor einer NMS zum Ausdruck gebracht.

Unterrichtsausschuss: Modulare Oberstufe und Integration in Polytechnische und Haushaltungsschulen

Am 15. Dezember 2011 hat der Unterrichtsausschuss gegen die Stimmen der Grünen eine sogenannte „Modulare Oberstufe“ beschlossen. Statt ein echtes Modulsystem zu schaffen, wird über die Bedeutung und Zahl der Note „Nicht genügend“ gefeilscht. Auch dazu gibt es eine Presseaussendung. Für SchülerInnen mit Behinderungen gibt es ein bisschen mehr Integration. An den Polytechnischen Schulen wird aus dem Schulversuch die Regel, für Haushaltungsschulen wird die Integration möglich. Auch diesem Gesetz haben wir nicht zugestimmt, da nach wie vor die Sonderschullehrpläne das Maß aller Dinge sind, kein Inklusiver Unterricht angeboten wird und eine Ausweitung der Inklusion auf alle mittleren und höheren Schulen nicht vorgesehen ist.

Themen im ersten Halbjahr 2012

Voraussichtlich am 18. Jänner 2012 wird das Bildungsvolksbegehren im Nationalrat in einer ersten Lesung behandelt. Danach wird es einem Ausschuss zugewiesen. Ich fordere einen eigenen Ausschuss für das Bildungsvolksbegehren und sechs Sitzungen, damit alle Forderungen auch mit ExpertInnen und den ProponentInnen des Volksbegehrens behandelt werden können. Ebenfalls bereits im Jänner wird die Neue Mittelschule im Nationalrat beschlossen. Damit die SchülerInnen auch in der Neuen Mittelschule eine faire Chance auf höhere Bildung bekommen, fordere ich nochmals die alleinige Verwendung des AHS-Lehrplanes. Mit Spannung erwarten wir die Fortführung der Verhandlungen über ein neues Dienst- und Besoldungsrecht für LehrerInnen. Es steht allerdings zu befürchten, dass Bundesministerin Schmied auch hier aufgibt und statt einer Reform nur eine Umbenennung erfolgt.

Wer den Bildungsnewsletter abonieren möchte, kann dies mit einem kurzen Mail machen: angelika.nussbaum@gruene.at

Ich wünsche angenehme Feiertage und ein erfolgreiches Neues Jahr 2012!

Und für die Schule gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

21. Dezember 2011

Neue Mittelschule: alles bleibt schlechter!

2011-12-21T18:22:00+01:0021.12.11, 18:22 |Kategorien: Bildung|

Gestern hat der Ministerrat den Regierungsentwurf zur Neuen Mittelschule (NMS) vorgelegt. Gegenüber dem Modellversuch hat sich einiges verändert. Alle Versprechungen, die bei Einführung der NMS vor vier Jahren gemacht wurden, werden gebrochen. Das Schulsystem bleib somit gleich, die SchülerInnen und Eltern wurden getäuscht, die engagierten Lehrkräfte in der NMS werden demotiviert . Die NMS ist die alte Hauptschule in neuer Verpackung – sogar noch ein bisschen schlechter.

Im Gegensatz zu den jetzigen Schulversuchen gibt es keinen gemeinsamen und einheitlichen Lehrplan mehr, die Gleichwertigkeit zwischen NMS und AHS ist somit nicht mehr gegeben. Aber nicht nur das:

• Sogar in der NMS wird differenziert in einen Lehrplan für „grundlegende“ und „vertiefte Allgemeinbildung“: Die alten Klassenzüge feiern somit fröhliche Urständ.

• Kinder werden nicht nur weiterhin mit neuneinhalb Jahren aussortiert, das Ziel der Verschiebung der späteren Bildungslaufbahnentscheidung wird sogar komplett fallen gelassen. Man tut nicht einmal mehr so als ob (wörtliche Zitate: Die NMS ist die „… pädagogische Weiterentwicklung der Hauptschule auf der Sekundarstufe I …“. „Sie soll bis zu Beginn des Schuljahres 2018/19 an die Stelle der Hauptschule treten.“)

• Im Gegensatz zum jetzigen Modellversuch – dessen Evaluierung man ja gar nicht abgewartet hat – ist auch nicht mehr vorgesehen, AHS- oder BHS-LehrerInnen an der NMS unterrichten zu lassen.

Das bedeutet für die SchülerInnen:

• Ihre Bildungschancen sind nach der 4. Klasse NMS deutlich geringer als nach der AHS-Unterstufe (deren Lehrplan ist „umfassend und vertieft“), geringer auch als nach der 4. Klasse des jetzigen Schulversuchs und geringer als nach der jetzigen 4. Klasse Hauptschule!

Das bedeutet für das Budget:

• Es gibt weiterhin ein teures Nebeneinander verschiedener Schultypen mit entsprechender Bürokratie.

Mein Resümee: Gratulation an die Bildungsbetonierer in Österreich. Sie haben sich mit dieser Regierungsvorlage voll durchgesetzt. Der Stillstand ist garantiert! Das ist ein Schlag ins Gesicht von 400.000 UnterzeichnerInnen des Volksbegehrens!

Für uns aber gilt nach wie vor: „Kein Kind zurücklassen!“

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr…

Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


Zur Seite des Parlaments…

Downloads