Was haben Kinder mit dem Pensionsantrittsalter zu tun? Sehr viel!

Das sollte man vor allem der ÖVP ins Stammbuch schreiben. Für sie ist die mangelnde Gleichstellung von Frauen und Männern in Österreich ja anscheinend nur ein „Nebenschauplatz“ – so hat das jedenfalls ÖVP-Obmann Michael Spindelegger im Zuge der Debatte um das Frauenpensionsantrittsalter ausgedrückt.

Jahrzehntelang hat die ÖVP den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen verhindert, jahrzehntelang hat sie dafür gesorgt, dass Frauen oft nur geringe Chancen auf Erwerbsarbeit hatten, weil sie sich für Beruf oder Kinder entscheiden mussten. Und das wirkt bis heute – nach wie vor fehlen Kinderkrippenplätze, nach wie vor können unsere Kindergärten den Bedarf an ganztägiger Betreuung nicht decken. Zudem: Nach wie vor verdienen in der Privatwirtschaft unselbstständig beschäftigte Männer um 26,7 Prozent mehr als Frauen.

Armut ist also weiblich, das hat zuletzt der Armutsbericht 2013 für Vorarlberg festgestellt. Demnach sind Alleinerzieherinnen mit 63 Prozent (!) am häufigsten armutsgefährdet , aber auch allein lebende Pensionistinnen mit 36 Prozent (in Gesamtösterreich sind es „nur“ 24 Prozent).

Wer von einem späteren gesetzlichen Pensionsantrittsalter redet, der muss konsequenterweise dafür sorgen, dass berufstätige Frauen entsprechende Unterstützung in Form gerechterer Löhne, Kinderkrippen sowie ganztägig geführten Kindergärten und Schulen bekommen.

Schon jetzt liegt bei Frauen der faktische Pensionsantritt mit 57,3 Jahren relativ nahe am gesetzlichen (60 Jahre), bei Männern hingegen ist der Unterschied mehr als doppelt so groß (59,2 zu 65 Jahren).

Mit 1. Jänner 2024 wird das Antrittsalter der Frauen um sechs Monate pro Jahr bis 2033 angehoben, erstmals betroffen sind Frauen mit einem Geburtsdatum ab 2. Dezember 1963. Für nach dem 2. Juni 1968 geborene Frauen gilt dann wie bei Männern als generelles Anfallsalter das 65. Lebensjahr.

Wir haben somit alle Hände voll zu tun, um für die betroffenen Frauen entsprechende Rahmenbedingungen (Kinderbetreuungsplätze, gerechter Lohn) zu schaffen – die jetzt 30- bis 50-Jährigen können davon eh nur träumen. In der jetzigen Situation die Frauen weiter zu verunsichern und die „Rute“ einer früheren Angleichung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters ins Fenster zu stellen, ist unverantwortlich. Die neoliberalen Anwandlungen der ÖVP zerstören das Vertrauen in unser Solidarsystem.