Es gibt einiges zu besprechen auf dem G20-Gipfel diese Woche in London. Die Finanzmärkte sind nämlich völlig aus den Fugen, und niemand weiß so recht, wie sie sich weiter entwickeln werden. Gefragt sind in dieser Situation speziell die USA, vor allem deshalb, weil sie Geld aus der ganzen Welt gehortet haben: „Die US-Regierung sollte auf den Erhalt ihrer Kreditwürdigkeit achten, ihre Verpflichtungen erfüllen und die Sicherheit der (…) Vermögenswerte garantieren.“
Ein spanndendes Zitat! Es stammt nicht von Multimilliardären oder den Zockern an den Börsen, es stammt vom chinesischen Premierminister Wen Jiabao. Ausgelassen habe ich nur das Attribut „chinesischen“. Das kommunistische China hat also Angst um seine in den kapitalistischen USA veranlagten Vermögenswerten in der Höhe von 1,5 Billionen US-Dollar! Der Wirtschaftsjournalist Harald Schumann („Die Globalisierungsfallen“) beschreibt diese verqueren Zusammenhänge in einem Artikel in der „Zeit“: „Lücken auf der Agenda der G20“.
Ich verstehe die Kritiker (z.B. zu meinem gestrigen Beitrag auf diesem Blog), die die „formelhafte Leere“ verurteilen, demokratische Finanzkontrolle „mit diesen Politikern“ für unmöglich halten etc. Auch die Forderung nach einem Gegenkonzept ist richtig: Nur bitte nicht schon wieder eine alleinseeligmachende Theorie einfordern! Davon haben wir im 20. Jahrhundert von jeder Seite nämlich mehr als nur genug bekommen.
Und eines sei auch vermerkt: Wer seine Kraft und sein politisches Know-how in sektiererische Projekte mit praktisch keiner Resonanz steckt, sollte etwas zurückhaltender sein in der Abqualifizierung von Parteien und Einzelpersonen, die zumindest Gegenentwürfe präsentieren. Die gestrigen Proteste gegen den weltweiten Finanzirrsinn hatten eine klare Botschaft, aber natürlich kein eindeutiges Konzept für eine neue Wirtschaftsordnung. „Wo bleibt das Konzept?“ – ist daher eine gute Frage. Die Antwort wird die kritische Gegenöffentlichkeit hoffentlich bald geben können.
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