13. MĂ€rz 2013

Neues LehrerInnen-Dienstrecht „illusorisch“?

2013-03-13T14:49:00+01:0013.03.13, 14:49 |Kategorien: Bildung|

Wirklich ĂŒberraschend ist es nicht, wenn der Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), Fritz Neugebauer, meint, das Inkrafttreten des neuen Lehrerdienstrechts im Herbst 2013 sei „schon lange illusorisch“ („Neugebauer hĂ€lt Start des neuen Lehrerdienstrechts im Herbst „fĂŒr illusorisch““). Wir wussten das eigentlich alle, nur hat halt die Regierung kĂŒrzlich noch das genaue Gegenteil behauptet.

Das schon unter Elisabeth Gehrer und im aktuellen Regierungsprogramm versprochene moderne Lehrerinnen-Dienstrecht spießt sich weniger am Zeitpunkt als vielmehr am Inhalt. Die Regierung will (angeblich), dass neu eintretende Lehrer verpflichtend 24 Stunden pro Woche unterrichten sollen. Das ist vor allem fĂŒr die jetzigen BundeslehrerInnen insbesondere in der Sekundarstufe II nicht hinnehmbar.

FĂŒr ein wirklich zukunftsweisendes neues Dienstrecht fehlt ein von beiden (!) Regierungsparteien getragenes Konzept, derzeit gibt es nur das ĂŒbliche Gefeilsche um die Lehrverpflichtung.

Wie aber will man verhandeln, wenn das Ziel der Reise gar nicht klar ist? Unklar ist etwa die Frage: Brauchen wir einen neuen Typus MittelstufenlehrerIn oder gilt das neue Dienstrecht nur fĂŒr das alte System? Die GrundzĂŒge unserer GrĂŒnen VorschlĂ€ge fĂŒr ein Dienst- und Besoldungsrecht haben wir prĂ€sentiert. Dazu gehört unter anderem:

‱ Eigene Dienstrechte fĂŒr PĂ€dagogInnen an KindergĂ€rten, Volksschulen, der Sekundarstufe I und der Sekundarstufe II

‱ Arbeitszeitmodell, das Unterrichtsverpflichtung und schulische Anwesenheitszeit kombiniert

‱ Zulagen fĂŒr LehrkrĂ€fte stĂ€rker als bisher an den Schulen selbst geregelt

‱ Mehr schulische Autonomie auch bei der LehrerInnenauswahl

Wo ist der Vorschlag der Regierung? Wo ist jener der beiden Regierungsparteien?

Was wir wissen sind Details: Die Mehrarbeit in Schularbeiten-FĂ€chern, die Betreuung von JunglehrerInnen, Bildungs- und SchĂŒlerberatung oder Berufsorientierung sollen durch Zulagen abgegolten werden.

Der große Wurf wird das nicht – zumal es regierungsintern schon ordentlich Störfeuer gibt. Heute hat die Ministerin jedenfalls nach den Aussagen von Fritz Neugebauer kurzfristig einen GesprĂ€chstermin mit den BildungssprecherInnen aller Parlamentsparteien abgesagt – es scheint Feuer am Dach des Ministeriums zu sein!

FĂŒr die „GrĂŒne Schule“ gilt: „Kein Kind zurĂŒcklassen!“

12. MĂ€rz 2013

Schule: ein Wortmeldung aus der Praxis!

2013-03-12T08:45:00+01:0012.03.13, 8:45 |Kategorien: Bildung|

Heute habe ich unten stehendes Mail bekommen – eine „Wortmeldung aus der Praxis“ von einer inzwischen pensionierten AHS-Lehrerin. Es motiviert hoffentlich nicht nur mich, weiter fĂŒr ein besseres Schulsystem zum Wohl unserer Kinder zu kĂ€mpfen:

„Ihren Vorstellungen von grĂŒner Bildungspolitik kann ich als (leider) ehemalige AHS-Lehrerin nur voll zustimmen. Sie sind schöne Fantasien. Leider sieht die schulische RealitĂ€t jedoch anders aus, obwohl dies nicht so sein mĂŒsste.

Wie stellen Sie sich die Umsetzung Ihrer Ideen vor? Das Gesamtschulmodell, das derzeit lĂ€uft, kann diese ja kaum – bzw. nur dort, wo mit sehr viel Geld Rahmenbedingungen hergestellt werden, die schon aus Mangel an qualifiziertem Personal nicht auf alle Schulen umlegbar sind, verwirklichen.

Aus meinen eigenen 40-jĂ€hrigen Unterrichtserfahrungen mĂŒsste man bereits bei der baulichen Gestaltung von Schulen beginnen: Flexibel nutzbare UnterrichtsrĂ€ume, weg vom Klassenzimmer zu Lern-, Übungs-, Entspannungs-, Kommunikations- und BewegungsrĂ€umen. Dies wĂ€re in vielen Schulen mit relativ geringen baulichen bzw. innenarchitektonischen VerĂ€nderungen durchfĂŒhrbar. SchĂŒler mĂŒssen sich in ihrer Schule wohlfĂŒhlen können.

Der nĂ€chste bzw. gleichzeitige Schritt mĂŒsste sein, die starren 50Minuten Einheiten aufzugeben und SchĂŒlern wie Lehrern die Möglichkeit zu geben, sich in lĂ€ngeren Phasen einem Stoffbereich grĂŒndlich in allen möglichen Aneignungsformen zuzuwenden und auch individuelle Arbeitseinteilung zulassen. (Ich selbst hatte mir Doppelstunden zumindest fĂŒr die 1. u. 2. Klassen erkĂ€mpft, was sich stes sehr positiv auf den Lernerfolg auswirkte.)

GanztĂ€gige Schulformen, die es jedoch zulassen – ja fordern, dass junge Menschen, ihren persönliche Neigungen und Interessen (Sport, Musik etc.) nachgehen, sollten die Regel sein. Hier sind geblockte bis zu 6 Stunden Unterricht nicht mehr nötig, da zwischendurch Zeit fĂŒr Entspannung und vor allem Bewegung ist. Übungs- und Lernaufgaben können in speziell dafĂŒr freigehaltenen RĂ€umen erledigt werden. Essen in einer guten und vernĂŒnftigen Schulkantine könnte den hĂ€ufig ungesunden Essgewohnheiten der SchĂŒlerInnen (5x die Woche Fertigpizza) entgegenwirken.

Ich hĂ€tte ja noch eine FĂŒlle von Ideen, glaube jedoch, dass man auch ein gesellschaftliches Umdenken fördern muss. Kreise, die in einer guten Schule die Garantie fĂŒr den Erfolg ihrer Kinder im Leben sehen (was ja an sich sehr positiv und richtig ist), dĂŒrfen genauso wenig verschreckt und verunsichert werden wie jene, die ihre Kinder in der Schule vor allem mal untertags versorgt sehen und keine Probleme mit deren Leistungen haben wollen. Das heißt, dass auch wenn in der Schule natĂŒrlich der Focus auf die Lernenden gelegt werden soll, auch die WĂŒnsche und Vorstellungen der Eltern im Auge behalten werden mĂŒssen. Und nicht zuletzt auch jene der Lehrenden, die sich oft nicht vorstellen können, wie sie ihre Lehr- und Erziehungsaufgaben in solchen neuen Schulen verwirklichen sollen, zumal sie ja derzeit keinerlei UnterstĂŒtzung vonseiten der vorgesetzten Landesschulbehörden erhalten, sondern im Gegenteil von diesen hĂ€ufig gepiesackt werden. Der Widerstand von weiten Kreisen der Lehrer entspringt ja vor allem der Sorge, dass das Niveau unserer Bildungseinrichtungen noch weiter absinkt, und natĂŒrlich auch der Angst vor VerĂ€nderungen.

Danke, dass Sie sich so engagiert fĂŒr Schule einsetzen!“

Bleibt mir nur noch, mein Motto fĂŒr die „GrĂŒne Schule“ anzufĂŒgen: „Kein Kind zurĂŒcklassen!“

2. MĂ€rz 2013

Polytechnische Schule: reformieren statt abschaffen!

2013-03-02T11:55:00+01:0002.03.13, 11:55 |Kategorien: Bildung|

Schulreform per HĂŒftschuss? Diesen Eindruck hat man, wenn man diese Wochen gelesen hat: „Sozialpartner wollen „Poly“ abschaffen“.

Die heutige Polytechnische Schule (PTS) geht zurĂŒck auf die VerlĂ€ngerung der Schulpflicht auf neun Jahre und die Neuregelung des Schulwesens durch das umfassende Schulgesetz im Jahre 1962. Der ursprĂŒngliche „Polytechnische Lehrgang“ wurde zuerst in Schulversuchen erprobt und nach diversen Reformen im Jahr 1996 zur „Polytechnischen Schule“.

Die PTS soll fĂŒr eine Lehre vorbereiten. Das ist gut so. Sie soll aber keine schulische Sackgasse sein. De facto besteht heute aber entgegen ursprĂŒnglicher PlĂ€ne nach dem Besuch der PTS keine andere Chance als ein Lehrberuf, wenn man kein Jahr verlieren will. Daher wurde und wird die Polytechnische Schule leider von vielen als „verlorenes Jahr“ gesehen.

Die PTS sieht zwar Übertrittsmöglichkeiten in weiterfĂŒhrende Schulen vor, diese stehen aber nur auf dem Papier, weil der Lehrplan mit dem weiterfĂŒhrender Schulen nicht ĂŒbereinstimmt und die PTS vor allem in urbanen Bereichen oft nur zur ErfĂŒllung der Schulpflicht verstanden wird und eine Art Restschule darstellt. Im urbanen Raum wie etwa in Wien besuchen etwa 60 der österreichischen SchĂŒlerInnen mit Migrationshintergrund eine PTS, im österreichischen Gesamtdurchschnitt sind es 18 Prozent.

Die Abschaffung der Polytechnischen Schule sehe ich sehr kritisch. Das wĂŒrde bedeuten, dass Kind mit dem Bade auszuschĂŒtten. Die PTS hat zwar Schwachstellen, sie ist aber fĂŒr viele Jugendliche eine wichtige Vorbereitung auf die duale Berufsausbildung.

Reformbedarf sehe ich in den Angeboten. Den SchĂŒlerInnen soll es in wĂ€hlbaren Modulen ermöglicht werden, BildungsabschlĂŒsse wie den vertieften Lehrplan der Neuen Mittelschule nachzuholen oder besondere Qualifikationen zu erwerben, die in ihrem weiteren Bildungsweg angerechnet werden. Damit hĂ€tten die SchĂŒlerInnen nach dem erfolgreichen Abschluss eine breitere Palette an Ausbildungsmöglichkeiten zur Auswahl. Bei einer durchgehenden Modularisierung der 9. Schulstufe bestĂŒnden zudem mehr Möglichkeiten zum Übertritt in andere Schule und die PTS verlöre den Ruf, eine bildungspolitische Sackgasse zu sein.

Eines ist sicher: Der Mensch lernt nicht allein mit dem Kopf. Kinder und Jugendliche schon gar nicht. Wir brauchen Formen des aktiven Lernens – ergĂ€nzt etwa durch eine breite Palette handwerklicher TĂ€tigkeiten, wie das an den PTS (nicht nur zur Berufsvorbereitung) möglich oder an Waldorf-Schulen selbstverstĂ€ndlich ist.

FĂŒr die „GrĂŒne Schule“ gilt: „Kein Kind zurĂŒcklassen!“

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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