28. November 2012

Sex? Da hört sich der Spaß auf!

2012-11-28T09:53:00+01:0028.11.12, 9:53 |Kategorien: Bildung|

Zumindest dann, wenn ÖVP und FPÖ das Sagen haben. In Österreich ist – wieder einmal – eine heftige Debatte entbrannt darüber, wie Aufklärung in der Schule stattzufinden hat. ÖVP und FPÖ haben die Diskussion mit einer parlamentarischen Anfrage ausgelöst (Der ewige Ärger mit dem Sex).

Grund der Aufregung ist die im Auftrag des BMUKK herausgegebene Broschüre „Ganz schön intim – Unterrichtsmaterialien“ (hier zum Downloaden).

Österreich 2012? Es geht um Unterrichtsmaterialien zur Sexualerziehung für Lehrkräfte (!), die selbst entscheiden, was davon für ihre SchülerInnen gut und sinnvoll ist und was nicht. Das machen diese Lehrkräfte sonst übrigens auch – nur weiß das halt dann niemand.

Die Aufregung von ÖVP und FPÖ über die Broschüre war regelrecht vorprogrammiert: Sexualerziehung war Konservativen und Rechten seit jeher suspekt. Dabei ist Aufklärung von Kindern ein wichtiger Schritt gegen Kindesmissbrauch. Wenn Kinder gewohnt sind, Erwachsene auch mit peinlichen Fragen oder schwierigen Gefühlen zu konfrontieren, reden sie über selbst Erlebtes leichter. Die Auseinandersetzung mit anderen Lebensgemeinschaften als der traditionellen Ehe oder dem Thema Homosexualität ist notwendig, das alles gehört zur Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen. Es wäre unverantwortlich, in der Schule darüber nicht zu sprechen, wenn Kinder das wollen und die Lehrkraft es für sinnvoll hält. Die sogenannte „Kernfamilie Vater-Mutter-Kind“ wird übrigens keineswegs bekämpft, sie ist aber eben nicht die einzige Lebensform, mit der Kinder konfrontiert sind.

Inhalt der Broschüre sind zahlreichen Übungen und Anregungen für die Arbeit der Lehrkräfte mit 6- bis 12-Jährigen, die Materialien sind laut Herausgebern „in Schulklassen praxiserprobt und Resultat jahrelanger Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern“ und es wird ausdrücklich eingeladen: „Wählen Sie aus, was Sie anspricht und was Sie für Ihre Klasse für geeignet halten.“

Mich erinnert das Ganze an einen Vorfall in Vorarlberg Mitte der Siebzigerjahre. Damals hat eine junge selbstbewusste Lehrerin an einer Hauptschule in Dornbirn in einer Zeichenstunde SchülerInnen ein Schriftblatt nach freier Wahl gestalten lassen. Auf einigen Blättern waren Ausdrücke wie „Fut“ und „Schwanz“ zu lesen (siehe Bild links). Große Aufregung in ganz Vorarlberg, die Junglehrerin wurde ohne Angabe von Gründen – einen Grund gab es ja nicht – gekündigt. Obwohl Unterrichtsminister Sinowatz den damaligen Landeshauptmann höchstpersönlich um Wiedereinstellung gebeten hat, lehnte dieser wegen „Wiederholungsgefahr“ ab. Die Lehrerin bekam schließlich in Tirol einen Job als Heimleiterin („Affäre Jussel“).

Viel hat sich in Sachen Sexualaufklärung seit damals in der „konservativen Reichshälfte“ nicht geändert. Außer, dass die Blauen inzwischen die Hälfte der ehemaligen „Reichshälfte“ innehaben.

Und auch in Sachen Sexualaufklärung gilt für die „Grüne Schule“: „Kein Kind zurücklassen!“

19. November 2012

Gemeinsame Schule: die ÖVP wankt!

2012-11-19T17:40:00+01:0019.11.12, 17:40 |Kategorien: Bildung|

„Die ÖVP wankt, führende VertreterInnen zeigen Einsicht“, auf diese optimistische Formel habe ich heute in Bregenz im Rahmen einer Pressekonferenz den offenen Konflikt in der Ländle-ÖVP gebracht. In der PK habe ich einige – bei weitem nicht alle – Initiativen vorgestellt, die bei einer Einführung der Gemeinsamen Schule als Begleitmaßnahme unbedingt notwendig sind (< file name="PK_Unterlagen" >).

Großes Lob gebührt jedenfalls dem Vorarlberger Wirtschaftkammer-Präsidenten Manfred Rein, großes Lob gebührt auch der gesamten Opposition im Vorarlberger Landtag (Grüne, SPÖ und FPÖ), die – ohne ideologische Scheuklappen – eine Initiative der Wirtschaftkammer aufgegriffen und einen gemeinsamen Antrag zur Umsetzung der Gemeinsamen Schule eingebracht hat. Das ist österreichweit einzigartig.

Türschilder austauschen genügt nicht, es müssen in vielen Bereichen Rahmenbedingungen für die gemeinsame Schule verbessert werden. Daher bringe ich morgen im Unterrichtsauschuss des Nationalrats ein Bündel von Vorschlägen zur Harmonisierung der Ferienregelung, zur Sonderpädagogik, zum Bewegungstausender (als Alternative zur täglichen Turnstunde) und zur Schaffung gesetzlicher Grundlagen für die Gemeinsame Schule ein (< file name="Modellregion-Gemeinsame-Schule" >).

Letztes Rückzugsgebiet der Reformverhinderer ist in Vorarlberg der ÖAAB, der auf meine Pressekonferenz umgehend reagiert hat (Walser will gemeinsame Schule vorantreiben): „Dem kann der ÖAAB-Landesobmann, Bundesrat Edgar Mayer, laut Aussendung vom Montag wenig abgewinnen: Eine Modellregion Vorarlberg gemeinsame Schule werde es mit dem ÖAAB-Vorarlberg nicht geben.“

In Wien sagt man dazu: „Es san a scho Hausherrn gsturben!“

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

18. November 2012

Modellregionen zur Gemeinsamen Schule!

2012-11-18T14:15:00+01:0018.11.12, 14:15 |Kategorien: Bildung|

In Tirol und Vorarlberg mehren sich die Zeichen, dass es in Sachen Gemeinsame Schule ein Umdenken gibt. Zeichen sind das eine, Taten das andere. Ich werde im Unterrichtsausschuss am Dienstag daher mit ausdrücklichem Verweis auf diese beiden Bundesländer einen Entschließungsantrag (< file name="Grundlagen-Gemeinsame-Schule" >) einbringen, damit die rechtliche Grundlage zur Einführung von Modellregionen geschaffen werden.

Die viel zu frühe Trennung der Kinder mit neuneinhalb Jahren fürht zu Ungerechtigkeiten und der Benachteiligung ländlicher Regionen. Jedes Jahr bekommen viele Kinder keinen Platz in einer AHS. Anders in den größeren Städten: In Wien bspw. gibt es Bezirke mit über 90 Übertritten in die AHS-Unterstufe, in den Bundesländern Bezirke und Regionen mit weniger als 1.

Im März habe ich auf einen Skandal in Tirol hingewiesen (Gute Schüler von AHS abgewiesen): Jedes Jahr bekommen viele Kinder keinen Platz in einer AHS, obwohl sogar genügend Platz vorhanden wäre. Die Ursache: Es gibt Vereinbarungen über die Zahl der Unterstufenangebote zwischen den Gemeinden mit einer Hauptschule bzw. Neuen Mittelschule und dem Landesschulrat Vereinbarungen. Oder mit anderen Worten: Der jeweilige Bürgermeister (!) bestimmt, wie viele Kinder in die AHS dürfen und welche in die Hauptschule kommen.

Das ist ebenso ungesetzlich wie skandalös. Landesschulrats-Präsident Hans Lintner kennt und deckt diese Praxis, die in Telfs mit einem Standortvertrag sogar schriftlich fixiert wurde, an anderen Standorten mündlich.

Natürlich werden auch in Vorarlberg Jahr für Jahr Kinder abgewiesen. Besonders betroffen sind Kinder mit migrantischem Hintergrund, die im Fach Deutsch „nur“ ein oder zwei Gut haben und deshalb keinen Platz in einem Gymnasium bekommen. Das ist extrem ungerecht, weil diese Kinder ja meist eine andere Muttersprache haben und zudem aus einer bildungsfernen Schicht stammen. Wie in Tirol sind auch in Vorarlberg die AHS-Plätze limitiert.

Diesem Unfug muss ein Ende bereitet werden: Ich möchte, dass beide Bundesländer ganz oder zumindest teilweise zu Modellregionen für eine Gemeinsame Schule werden. Führende ÖVP-Politiker sprechen sich inzwischen dafür aus: In Tirol sind das Landeshauptmann Günther Platter und der Arbeiterkammerpräsident, in Vorarlberg zuletzt der Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein. Auch Landeshauptmann Markus Wallner gibt die bisherige Blockadepolitik auf und sagt, er gebe der Schullandesrätin in dieser Frage „freie Hand“. Jetzt muss es Nägel mit Köpfen geben!

Ich bin schon gespannt, wie die Abgeordneten aus Tirol und Vorarlberg mit diesem Antrag umgehen werden. Ablehen? Oder wie meist „vertagen“ und somit auf den St. Nimmerleinstag verschieben? Oder gar das tun, was immer mehr ÖVP-Politiker in ihren Bundesländern sagen, und sich somit gegen Werner Amon und Fritz Neugebauer stellen? Es wird wieder einmal eine Nagelprobe.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr…

Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


Zur Seite des Parlaments…

Downloads