Will der ÖAAB-Obmann die Bevölkerung für dumm verkaufen? Angesichts der von Michael Spindelegger in den Salzburger Nachrichten groß angekündigten „grundlegenden Bildungsreform“ (ÖVP für mehr Leistung an den Schulen). Seit Wochen munkeln JournalistInnen in Wien, bei der ÖVP stehe die große Bildungsreform auf der Tagesordnung. Jetzt zu Ostern sollte es offenkundig soweit sein, doch statt einer bildungspolitischen Frohbotschaft bringt Spindelegger gerade einmal die Auferstehung alter Zöpfe zustande.

Spindelegger kündige zwar eine grundlegende Reform an, nimmt dieses überfällige Versprechen dann aber auch gleich wieder vollständig zurück, um die Eckpfeiler seines Reformwillens einzurammen: Am bestehenden Nebeneinander von Hauptschule und AHS-Unterstufe wird nicht gerüttelt.

Damit wird aber das Grundproblem der Misere unseres Bildungssystems nicht einmal angetastet: die Selektion der Kinder mit neuneinhalb Jahren. Die Bildungsforschung ist sich einig, dass diese Trennung viel zu früh kommt, da das Leistungsvermögen der Kinder in diesem Alter noch nicht abgeschätzt werden kann.

Außer Österreich hält nur noch Deutschland an dieser zu frühen Trennung fest: Beide Länder sind international daher trotz hoher Bildungsausgaben nur noch Mittelmaß. Wenig abgewinnen kann ich auch dem Vorschlag Spindeleggers zur Einrichtung von Eliteschulen in allen Bundesländern: Es ist wichtig, hochbegabte Kinder optimal zu fördern, aber durch die zu frühe Trennung in sogenannte Eliteschulen werden fast nur Kinder aus bildungsnahen Schichten gefördert.

Wie lange sollen wir noch auf die längst überfällige grundlegende Schulreform warten? Unser verkrustetes System stärkt weder die Starken noch hilft es den Schwachen, sondern produziert nur mittelmäßige Leistungen. Länder wie Finnland mit einer modernen Gemeinsamen Schule haben daher doppelt so viele SpitzenschülerInnen und nur ein Drittel so viele ProblemschülerInnen wie Österreich. Spindelegger müsse sich endlich vom Gängelband Fritz Neugebauers lösen und den Weg für eine moderne Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen freimachen!