Auf dem Weg in mein Büro habe ich heute auf der Stirnfront der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße eine reichlich retro klingende Parole gelesen: „Hoch der 1. Mai!“
Was wird denn da gefeiert? Die Geschichte reicht weit zurück, denn der 1. Mai hat eine lange Tradition. Am Abend des 1. Mai 1886 kam es in Chicago zu einer Arbeiterversammlung auf dem Haymarket. Die Menge demonstrierte für den „Acht-Stunden-Tag“. In der Folge kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und der Polizei. Dabei wurden zwei Arbeiter getötet („Haymarket-Riot“). Aus diesem Grund wurde Ende des 19. Jahrhunderts dieser Tag zum Symbol für die erstarkte Arbeiterbewegung und vom Internationalen Arbeiterkongress 1889 zum „Kampf- und Festtag der Arbeiterklasse“ erklärt. Das war er in der Folge nicht nur in den Metropolen, sondern auch in ländlichen Regionen. Speziell in der 1. Republik zeigte die Größe der Aufmärsche am 1. Mai auch die jeweilige Stärke der Arbeiterbewegung an und wurde in Wien zu einer Machtdemonstration der Sozialdemokratie gegenüber dem „schwarzen“ Umfeld. In der Provinz gehörte oft eine gehörige Portion Mut dazu, an einer Mai-Kundgebung teilzunehmen. Auch die Behörden griffen immer wieder ein und erschwerten die Kundgebungen. In Vorarlberg beispielsweise wurde 1925 die Teilnahme von Kindern verboten, 1930 durften die „roten Eisenbahner“ ihre Lokomotiven nicht mehr schmücken und ab 1933 wurden die Umzüge überhaupt verboten.
Ein wenig Rückbesinnung auf die Geschichte des 1. Mai würde uns nicht schaden, denn die Verteilungskämpfe werden in den kommenden Jahren härter werden. Es könnte sein, dass der Slogan nicht ganz so retro ist, wie er klingt: „Hoch der 1. Mai!“
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