âGierflationâ oder doch ânormales Gewinnstrebenâ?
Was Dagobert Duck mit dem PhĂ€nomen der âGierflationâ zu tun hat, dĂŒrfte klar sein. Unter dem Titel âPreistreiberei beenden!â habe ich in den âVorarlberger Nachrichtenâ einen Kommentar zur Entwicklung der Inflation bei uns verfasst. Hier zum Nachlesen:
Jetzt also auch noch das Brennholz: Es kostet derzeit rund 25 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Grund dafĂŒr sei â so die Forstabteilung des Landes Vorarlberg â der Ukraine-Krieg. Putin soll schuld sein an der Teuerung von Brennholz in Vorarlberg? Wenn es nur Brennholz wĂ€re: Die Inflation hat im Juli laut Statistik Austria 9,2 Prozent erreicht. Das ist der höchste Wert seit fast einem halben Jahrhundert.
Ein neues Wort ist daher in aller Munde: âGierflationâ. Es verweist auf eine zentrale Frage: Wie viel Geldgier steckt hinter Inflationsraten von inzwischen knapp zehn Prozent? Ist wirklich der Krieg in der Ukraine die Ursache oder sind es eventuell auch skrupellose GeschĂ€ftemacher, die die jetzige Situation ausnutzen? Sogar die Berliner Börse nimmt den Begriff âGierflationâ auf und macht ihn zum âWirtschaftswort der Wocheâ.
âĂbergewinneâ
Man kann nicht so recht glauben, dass wirklich der Ukraine Krieg die alleinige Ursache fĂŒr diese Entwicklung ist. Fast tĂ€glich melden die groĂen Ălkonzerne Rekordgewinne. Allein der niederlĂ€ndische Konzern Shell hat am Freitag bekanntgegeben, dass der Gewinn 11,5 Milliarden Dollar ausmache â im Quartal, nicht etwa im Jahr! Ăhnlich der französische Konzern Total mit fast zehn Milliarden Quartalsgewinn und weitere Energieunternehmen. Die AktionĂ€re freut es, denn ihnen winken fette Dividenden.
Und Ăsterreich? Der Verbund steigerte seine Gewinne um 150 Prozent, die OMV konnte allein im zweiten Quartal 2022 ihr Ergebnis im Vergleich zum Vorjahresquartal mehr als verdreifachen. Das âMomentum-Institutâ bringt es in einer Analyse auf den Punkt: âWĂ€hrend die meisten Menschen immer Ă€rmer werden, schneiden sich die Mineralölfirmen ein gröĂeres StĂŒck vom Kuchen ab.â
Kapitalismus pur?
Aber auch andere Energieunternehmen machen nicht zu rechtfertigende Preissteigerungen. Beispiel Stromversorger: Wie kann es sein, dass sich der gesamte Strompreis noch immer am teuersten Kraftwerk am Markt und somit an einem Gaskraftwerk orientiert, obwohl in Ăsterreich ein GroĂteil des Stroms mit teilweise schon abgeschriebenen Wasserkraftwerken und somit ĂŒberaus gĂŒnstig produziert wird?
Dass dann auch noch die Lebensmittelbranche ĂŒberdurchschnittlich âmitschneidetâ, trifft gerade die untersten Einkommensschichten. Die Preise fĂŒr Milch, KĂ€se, Eier, Brot und andere Getreideerzeugnisse stiegen deutlich ĂŒber der Inflationsrate. FĂŒr Markus Marterbauer, den Chefökonom der Arbeiterkammer, sind das âTrittbrettfahrerâ der Krise. Der Ăkonom verlangt mehr Transparenz bei der Kostenentwicklung.
Dass Unternehmen nach Gewinn streben, ist nachvollziehbar. Wenn Krisensituationen wie die jetzige aber fĂŒr ungerechtfertigte Preistreiberei genutzt und Menschen in die Armut getrieben werden, ist das Kapitalismus pur. Da ist der Staat gefordert!