Rechtsextreme Gefahren
Was ist los in Ăstereich? Rechtsextreme Ăbergriffe mehren sich – und kaum jemand spricht darĂŒber. Auf der Plattform âStoppt die Rechtenâ werden die VorfĂ€lle penibel dokumentiert.
Unter dem Titel âWehret den AnfĂ€ngen!â habe ich in einem Gastkommentar in den Vorarlberger Nachrichten dazu Stellung bezogen. Hier zum Nachlesen:
Letzte Woche haben rund 15 vermummte Rechtsextreme das Pastoralamt der katholischen Kirche in Linz gestĂŒrmt und die Angestellten bedroht. Anlass war ein geplantes Mahnmal fĂŒr ertrunkene FlĂŒchtlinge in Linz.
Darf man in Ăsterreich nicht mehr um tödlich verunglĂŒckte Menschen trauern? Aus Sicht der Rechtsextremen â sie gaben sich als Aktivisten der âIdentitĂ€renâ zu erkennen â nicht.
Kirche mit klarer Position
Bischof Manfred Scheuer hat ihnen die richtige Antwort gegeben und klare Worte gefunden: Er verwahre sich gegen das aggressive Auftreten und die Bedrohung seiner Mitarbeiter âauf das SchĂ€rfsteâ. Er selbst âunterstĂŒtze nachdrĂŒcklich die Errichtung des Mahnmals als ein Zeichen des Respekts und der Achtung der WĂŒrde eines jeden Menschen, besonders jener, die auf der Flucht umgekommen sindâ. Wohltuende Klarheit!
Der Vorfall erinnert an die Situation in Deutschland vor einigen Jahren. Radikalisierte Menschen schlossen sich im Zuge der FlĂŒchtlingswelle und der Coronakrise den Rechtsextremen an. Auf Aktionen wie in Linz folgten physische Ăbergriffe und sogar Attentate.
Auf Worte folgen Taten
Zu erinnern ist etwa an den Mord an Walter LĂŒbcke, einem prominenten hessischen Regionalpolitiker. Letzte Woche dann erschoss ein rechtsextremer Impfverweigerer einen Tankwart, weil ihn dieser zum Tragen einer Maske aufgefordert hatte. Das macht sprachlos.
Um das klarzustellen: Nicht jeder Impfgegner ist rechtsextrem. Militante Rechtsextreme aber und Parteien wie die AfD oder die FPĂ nutzen die Situation aus, um ihr braunes SĂŒppchen zu kochen.
FĂŒr Ăsterreich hat die Internet-Plattform âStoppt die Rechtenâ mehrere VorfĂ€lle dokumentiert. Darunter die VerwĂŒstung des Impfzentrums in Hohenems im August. Eine klare Abgrenzung von solchen Taten tut not, findet bei den âgestandenenâ Parteien aber nur zum Teil statt.
Deutsche VerhÀltnisse?
Das gibt es in Deutschland zwar auch, es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: Bei unserem Nachbarn ist es undenkbar, dass eine demokratische Partei mit der AfD eine Koalition bildet. In Ăsterreich hingegen gibt es kaum BerĂŒhrungsĂ€ngste mit der immer radikaler auftretenden FPĂ.
Deren Parteichef Herbert Kickl bezeichnet die IdentitĂ€ren als âNGO von rechtsâ. Sie seien ein âinteressantes und unterstĂŒtzenswertes Projektâ. Zum Sturm auf das Pastoralamt in Linz lieĂ FPĂ-Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner seinen LandesparteisekretĂ€r sagen: âKritik an der Kirche und ihrer zuweilen naiven Vorstellung von Multikulti und Migrationâ sei legitim. Die Kritik der âAktivistenâ teile er.
Die Partei der rechtsextremen âEinzelfĂ€lleâ ist fĂŒr Landeshauptmann Stelzer trotzdem ein möglicher Koalitionspartner. Wir haben diesbezĂŒglich leider keine âdeutschen VerhĂ€ltnisseâ. Braucht es auch bei uns Attentate, bis ein Umdenken erfolgt?