Vorwissenschaftliche Arbeit: Das Ministerium lenkt ein
Es passiert ja nicht jeden Tag, dass Ministerien etwaige Fehler eingestehen und daraus auch noch die richtigen Konsequenzen ziehen. Aber, gute Nachricht, im Fall der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) und den widersprĂŒchlichen Angaben auf der ministeriumseigenen Website zum Mindestumfang der Arbeit ist es passiert.
Ich habe im JĂ€nner nach einem Hilferuf eines SchĂŒlers eine Parlamentarische Anfrage gestellt, um Ministerin Heinisch-Hosek auf die MissstĂ€nde aufmerksam zu machen und um eine Lösung im Sinne der SchĂŒlerInnen anzuregen. Jetzt kam die Antwort der Ministerin: Wie die Arbeit nun konkret auf den erforderlichen Umfang hin bewertet wird, bleibt den LehrerInnen ĂŒberlassen: âAuch Unter- und Ăberschreitungen bilden kein âK.O. â Kriteriumâ. Die Verantwortung fĂŒr die Beurteilung der Arbeit (inkl. PrĂ€sentation und Diskussion) liegt bei der betreuenden Lehrkraft.â
Dass auf der Informationsseite des Ministeriums unzureichende bzw. widersprĂŒchliche Vorgaben gemacht wurden, bedauert das Ministerium: âDie auf der Seite publizierten bzw. publiziert gewesenen inkongruenten Informationen zu FuĂnoten werden ausdrĂŒcklich bedauert.â Und: âDas bedeutet, dass fĂŒr den kommenden Maturatermin unter Anwendung des Grundsatzes des VertrauensverhĂ€ltnisses die fĂŒr die SchĂŒlerin bzw. den SchĂŒler gĂŒnstigere Lösung zu wĂ€hlen sein wird.â Gut so!
FĂŒr die kommenden Jahre empfehle ich den Verantwortlichen im Bildungsministerium allerdings dringend folgende Revisionen:
- eine deutliche Vereinfachung der formalen Vorgaben und damit auch eine Angleichung an die gĂ€ngige universitĂ€re Praxis (welche/r UniversitĂ€tslehrende kĂ€me auf die Idee, die Anzahl der FuĂnotenzeichen zu erheben und dann auch noch zu differenzieren, welche in den Umfang der Arbeit eingerechnet werden und welche nicht?)
- eine Verringerung des Umfangs: An den UniversitĂ€ten werden fĂŒr Seminararbeiten in der Regel (zumindest in den geisteswissenschaftlichen FĂ€chern) um die 20 Seiten verlangt (was in etwa 50.000 Zeichen entspricht). Die Schule hat die Aufgabe, SchĂŒlerInnen an die Anforderungen der Hochschulen heranzufĂŒhren, aber nicht, Arbeiten zu verlangen, die in den formalen Vorgaben ĂŒber universitĂ€re Anforderungen teilweise sogar hinausgehen.
- VerĂ€nderung des Abgabedatums: Die Fertigstellung der Arbeiten muss nach den Semesterferien erfolgen, also in einer Zeit, wo die SchĂŒlerInnen mit dem Abschluss der 8. Klasse und mit der Vorbereitung auf die Matura voll gefordert sind. Es wĂ€re daher zu ĂŒberlegen, mit der Ausgabe der Themen und dem Abgabedatum um einige Monate nach vor zu rĂŒcken, um von den SchĂŒlerInnen Druck wegzunehmen.
Es wird nun umgehend zu evaluieren sein, wie die Resultate der Vorwissenschaftlichen Arbeit ausgefallen sind: Wie viele SchĂŒlerInnen haben die Fertigstellung der Arbeit zeitgerecht geschafft, wie viele sind gescheitert, worin lagen etwaige Probleme und welche SchlĂŒsse sind daraus zu ziehen? Hier gilt: Auf Lehrende aus der Praxis und auf SchĂŒlerInnen hören und deren RĂŒckmeldungen ernst nehmen. Bitte, danke!
FĂŒr die âGrĂŒne Schuleâ gilt: âKein Kind zurĂŒcklassen!â