In Österreich gibt es keinen geeigneteren Ort für ein Deserteursdenkmal als den Heldenplatz. Zu diesem Thema habe ich heute in der „Presse“ einen Gastkommentar verfasst: „Heldenplatz: Spielplatz welcher ´Helden`?“
Er war im und nach dem Habsburger Reich der zentrale Ort für Waffenschauen, Siegesparaden und Festumzüge, er war und ist der Ort für unterschiedlichste „Kriegshelden“ von Prinz Eugen über Erzherzog Karl bis zu den Mördern in den Reihen der Waffen-SS. Deshalb braucht es genau hier einen Kontrapunkt, es braucht – zumindest auch – Platz für andere Helden.
Denkmäler sind Orte des kollektiven Gedächtnisses, Orte, an denen das Verständnis von Geschichte und das Selbstverständnis der Gesellschaft abgelesen werden können. Deshalb stehen Denkmäler auf stark frequentierten Plätzen, inmitten des öffentlichen Raumes. Gerade deshalb ist auch der Widerstand gegen ein „Deserteursdenkmal“ auf dem Heldenplatz so groß.
Und gerade deshalb ist genau hier der richtige Ort. Denn ein Denkmal für die Opfer der Wehrmachtsjustiz auf dem Heldenplatz wäre ein Anfang der Rückbesinnung des „offiziellen Österreich“ auf jene, die als Mitglieder der Wehrmacht das Richtige und damit Vorbildliches getan haben: nämlich die Teilnahme an einem verbrecherischen Krieg zu verweigern.
Tadelung Lieber Herr Walser!
1. „Mörder in den Reihen der Waffen-SS“ -> Ist das nicht schon eine Verharmlosung? Sie unterstellen damit ja fast irgendwie, dass nicht alle Mitglieder der Waffen-SS „Mörder“ bzw. böse waren, dass man bei manchen Mitgliedern relativieren kann…
2. Ein Fahnenflüchterdenkmal ist nicht mehrheitsfähig. Vielleicht wollen Sie überlegen, Ihren Vorschlag abzuwandeln: Vielleicht gibt die Person „Stauffenberg“ einen gewissen Anreiz dazu? Vielleicht der Maria-Theresien-Orden? In welchen sonstigen Staaten der Welt gibt es Fahnenflüchterdenkmäler oder vergleichbares? Gibt es so etwas in den Vereinigten Staaten? Dort dürfen ja mittlerweile Schwule sogar im Heer offen bekennend dienen.
3. Stattdessen fände ich viel interessanter und weltpolitisch bedeutsamer, wenn Sie und die Grüne Bewegung sich für den amerikanischen Fahnenflüchter oder „Verräter“, der die Daten an Wikileaks geliefert hat, einsetzen. Bradley Manning hieß er, ist 23 Jahre alt. Wehret den Anfängen! Wohin sollen sich die Vereinigten Staaten noch entwickeln? Ist Mannings Tat abzulehnen? Er wird auf 15 Jahre (?) angeklagt? „Fahnenflüchter“ werden auch in der heutigen Zeit verfolgt, und zwar von der sogenannten „freien Welt“.
4. Schließlich wäre allgemein das amerikanische politische und mediale System einer kritischen Beobachtung wert: Ist es durch und durch korrupt? Die Vorwahlen der Republikaner sind ein Trauerspiel. Jeder, fast jeder, Bewerber biegt sich zu den Medien hin. Ehrlichkeit fehlt. Und die Medien blenden bewusst manche Kandidaten aus, zB Herrn Ron Paul (?). Was kann die Grünbewegung zur Gesundung des amerikanischen politischen Wesens beitragen? Sie sollten sich nicht nur mit unserer Vergangenheit beschäftigen. Das hat schon etwas gutes. Aber die Zukunft liegt vor uns. Und wenn das deutsche Volk stirbt, war Ihre Arbeit ziemlich wertlos. Der amerikanische Staat (VSA) hingegen wird zukünftig jedenfalls weiterbestehen, ob als einzelner Gesamtstaat oder geteilt in drei Staaten, ist fraglich.
5. Wissenswert ist, was das Denkmal des „Unbekannten Soldaten“ ist, das es in mehreren Ländern gibt. 😐
Schöne Grüße!
Warum in die Ferne schweifen? Sie machen ja eine ganze Reihe interessanter Vorschläge, denen ich zumindest zum Teil auch einiges abgwinnen kann. Interessant finde ich aber doch, wie man gleich ins ferne Amerika abschweift, wenn es um ein Problem in Österreich geht. Also: Beginnen wir schon mal mit dem Deserteursdenkmal am Heldenplatz – das war ja schließlich auch mein Thema – und wenden uns dann anderen Problemen zu.