22. November 2017

Islam-KindergĂ€rten: „Kronen Zeitung“ verurteilt, Sebastian Kurz noch nicht

2018-05-21T10:27:54+02:0022.11.17, 17:21 |Kategorien: Bildung, Integration|Tags: , |

Am 25. Juni berichtete die „Kronen Zeitung“: „Kopftuch, Radikalisierung Alltag in KindergĂ€rten“.

Darin hieß es, die Redaktion habe Bilder aus „einem Islam-Kindergarten in Wien Liesing“ zugespielt bekommen. Die „Krone“ habe Belege dafĂŒr, was „in vielen der 150 islamischen KindergĂ€rten in Wien“ falsch laufe: Schon kleinste MĂ€dchen mĂŒssten das Kopftuch tragen.

Die Fotos stammten aber nicht aus einem Kindergarten in Liesing, sondern enstanden bei einem Jugendfest des Islamischen Zentrums in Floridsdorf, die vielen teilnehmenden MĂ€dchen ohne Kopftuch wurden – wie „Der Standard“ („Islam-Kindergarten“: Presserat rĂŒgt „Krone“ fĂŒr Kopftuchfotos) feststellt – „herausgeschnitten“.

Der Presserat verurteilt das und fordert die „Kronen Zeitung“ auf, das Urteil zu veröffentlichen. Das wird natĂŒrlich nicht geschehen.

Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, wie sensibel dieses Thema ist. Dabei gibt es ein „(un-)Heilige Allianz“ zwischen dem österreichischen Boulevard, den „tĂŒrkischblauen“ (© Armin Thurnher) kĂŒnftigen Regierungsparteien und willfĂ€hrigen „Wissenschaftlern“ (Studie zu islamischen KindergĂ€rten: Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas), denen es – wie etwa Ednan Aslan – nichts ausmacht, wenn das Ministerium des Herrn Kurz als Auftraggeber an einer abgelieferten Studie zu „islamischen KindergĂ€rten“ gleich 903 Änderungen vornimmt, darunter gravierende inhaltliche. Und die erzielte man durch die selbst (!) formulierten „Zuspitzungen“. Die Uni Wien hat ihr Gutachten ĂŒber Aslans Kindergartenstudie bislang nicht veröffentlicht. Gibt’s dafĂŒr einen Grund?

Einen Presserat haben wir auf politischer Ebene leider nicht: Das Urteil ĂŒber Sebastian Kurz und seine Truppe muss bei den nĂ€chsten Wahlen gesprochen werden. Hoffentlich fĂ€llt es ebenso deutlich aus.

 

8. November 2017

Studie zu islamischen KindergÀrten: Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas

2018-05-21T10:27:54+02:0008.11.17, 13:11 |Kategorien: Bildung|Tags: , , |

Man staunt: „Dem Islamforscher Ednan Aslan kann im juristischen Sinn kein wissenschaftliches Fehlverhalten bei der Erstellung seiner Studie zu islamischen KindergĂ€rten vorgeworfen werden. Sie weist aber sehr wohl MĂ€ngel auf – wobei auch Passagen, die im Außen- bzw. Integrationsministerium umgeschrieben wurden, fĂŒr RĂ€tselraten sorgen.“ Das berichtet die APA ĂŒber das heute prĂ€sentierte Ergebnis einer PrĂŒfung der Arbeit von Ednan Aslan ĂŒber islamische KindergĂ€rten durch die Österreichische Agentur fĂŒr wissenschaftliche IntegritĂ€t (OeAWI).

Um es deutlicher zu sagen: Der kommende Bundeskanzler Sebastian Kurz hat als Integrationsminister in ĂŒbelster Form politisches Kleingeld lukriert. Beamte in seinem Ministerium haben massiv in eine Studie eingegriffen, um die Forderung des Ministers, die islamischen KindergĂ€rten zu schließen, zu untermauern. Das wurde publikumswirksam ĂŒber Monate getrommelt.

Der Reihe nach: Der Integrationsminister gab bei Ednan Aslan von der UniversitĂ€t Wien eine Studie ĂŒber islamische KindergĂ€rten in Auftrag. Das Ergebnis gefiel ihm aber offenkundig nicht. Jedenfalls nahmen seine Ministerialbeamten (!) insgesamt 903 Änderungen vor, darunter gravierende inhaltliche. Und die erzielte man durch die selbst (!) formulierten „Zuspitzungen“:

  • So lobt Aslan in der Erstversion, dass Eltern ihre Kinder in IslamkindergĂ€rten „selbstĂ€ndig, respektvoll und liebevoll erzogen“ wissen wollen. Die Beamten verwandeln das ins Gegenteil: Die Eltern wollen ihre Kinder „vor dem moralischen Einfluss der Mehrheitsgesellschaft schĂŒtzen“.
  • Aus dem Hinweis in der Erstfassung, in den KindergĂ€rten wĂŒrden „Werte wie Respekt, Gelassenheit, IndividualitĂ€t des Kindes, Hygiene, Zufriedenheit der Kinder, PĂŒnktlichkeit, Liebe, WĂ€rme und Geborgenheit, SelbststĂ€ndigkeit und Transparenz der Regeln“ vermittelt wird: „Besonders wichtig ist ihnen (den Eltern, Anm.), dass den Kindern islamische Werte vermittelt werden.“
  • SĂ€tze wie „Sprache und Sprachförderung ist manchen Eltern das Allerwichtigste im Kindergarten“ streichen die Kurz-Getreuen im Ministerium einfach, ebenso wie der Hinweis auf exzellente Qualifikationen muslimischer KinderpĂ€dagoginnen, die aus Deutschland nach Österreich gekommen sind. Stattdessen heißt es: „Aus Mangel an in Österreich ausgebildeten PĂ€dagogInnen werden hĂ€ufig PĂ€dagogInnen aus den neuen EU-Staaten beschĂ€ftigt. In diesem Bereich klagen z. B. Eltern, dass dieses Personal die deutsche Sprache nicht gut beherrscht.“

Wenn das alles bei den Herrschaften vom OeAWI nur „fĂŒr RĂ€tselraten sorgt“ und fĂŒr die Uni Wien gar „in Ordnung“ zu sein scheint, ist das deren Sache. Einer derartigen Arbeit die Wissenschaftlichkeit zuzugestehen, sorgt bei mir fĂŒr „RĂ€tselraten“: Es ist alles andere als in Ordnung, es ist ein Skandal. Zumal die QualitĂ€t der Studie von wissenschaftlicher Seite von Anfang an in Zweifel gezogen wurde: „Schwere VorwĂŒrfe gegen Studienautor Aslan“. Und entgegen der Berichterstattung: Die Uni Wien hat das zwar nicht deutlich genug, aber immerhin doch gesagt: Die Aslan-Studie ist kein Rechtsbruch, aber halt doch „Nicht genĂŒgend“, wie es von Florian Klenk zusammengefasst wurde.

Um eines klar und deutlich zu sagen: Ganz sicher gibt es – auch – in KindergĂ€rten und Schulen mit islamischen Betreibern Probleme. Ich habe darauf im Familien- und Unterrichtsausschuss mehrfach hingewiesen, Anfragen gestellt und AntrĂ€ge eingebracht. Die Pauschalverurteilungen und VerĂ€nderungen einer Studie durch Beamte durch das Integrationsministerium aber sind skandalös und wĂŒrden in anderen Staaten zu RĂŒcktritten fĂŒhren.

Der Umgang mit dieser Studie seitens des Integrationsministeriums kann jedenfalls nur als eines bezeichnet werden: als Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas.

17. Juli 2017

Bei den KindergÀrten ist Feuer am Dach!

2017-07-17T17:09:58+02:0017.07.17, 16:33 |Kategorien: Bildung, Integration|Tags: , |

Was wurde fĂŒr den elementarpĂ€dagogischen Bereich nicht alles versprochen im „RegierungsĂŒbereinkommen 2013-2018“: ein bundesweiter QualitĂ€tsrahmen sollte bis 2016 vorgelegt werden, das zweite kostenlose Kindergartenjahr sollte eingefĂŒhrt werden und die PrĂŒfung der Geldströme vom Bund zu LĂ€ndern und Gemeinden im Rahmen des Finanzausgleichs. Nichts von alledem wurde verwirklicht. Dass die Regierung auch in anderen Bereichen versagt hat, ist da wenig tröstlich.

Doch jetzt wird die Situation langsam dramatisch: Es ist Feuer am Dach! Denn ab Ende dieses Jahres bis Sommer 2018 laufen gleich drei die Bund-LĂ€nder-Vereinbarungen fĂŒr eine zusĂ€tzliche Dotierung der ElementarpĂ€dagogik aus. LĂ€ndern und Gemeinden fehlen dann 575 Millionen Euro: 305 Millionen fĂŒr den Ausbau, 60 Millionen fĂŒr Sprachförderung und 210 Millionen fĂŒr das Gratis-Kindergartenjahr.

Ich habe heute im Rahmen einer Pressekonferenz auf diese Gefahr hingewiesen.
Von dringend notwendigen Maßnahmen wie dem – im Regierungsvortrag vom November 2015 – ebenfalls versprochenen bundesweiten QualitĂ€tsrahmen fĂŒr ElementarpĂ€dagogik, einer Verbesserung der Ausbildung der KindergartenpĂ€dagogInnen wie bei LehrerInen zumindest auf einer PĂ€dagogischen Hochschule oder einem Rechtsanspruch auf Krippenplatz ab erstem Geburtstag erst gar nicht zu sprechen.

Da geht es um Öffnungszeiten der KindergĂ€rten ebenso wie um die – insbesondere in den westlichen BundeslĂ€ndern – vielen Schließtage, da geht es um den BetreuungsschlĂŒssel von Kindern pro PĂ€dagogIn, da geht es um ein warmes Mittagessen usw.

Und ja: Ich drĂŒcke mich auch nicht vor der alles ĂŒberlagernden Diskussion ĂŒber die sogenannten „islamischen KindergĂ€rten“. Sebastian Kurz hat das zu einem parteipolitischen Kampfthema gemacht, statt seinen eigentlichen Job zu erledigen: die Evaluierung der Sprachförderung. Dieses Thema wird unverstĂ€ndlicherweise (auch medial) vernachlĂ€ssigt. Seit 2009 fehlt in Österreich eine Evaluierung der Sprachförderung, obwohl der dafĂŒr zustĂ€ndige Integrationsminister stĂ€ndig mangelnde Sprachkenntnisse der Kinder bei Schuleintritt beklagt. Aber er tut nichts dafĂŒr, die QualitĂ€t der Sprachförderung zu ĂŒberprĂŒfen, denn da liegt einiges im Argen.
Dass in Österreich ein Konzept fĂŒr die Sprachförderung von den KindergĂ€rten bis in die Schulen fehlt, sei hier nur am Rande erwĂ€hnt. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen und auch VorschlĂ€ge gemacht: „So lernen alle Kinder Deutsch: unser Modell zur Sprachförderung!“

Ein Wort zu den offenkundigen Problemen in den „islamischen“ KindergĂ€rten in Wien. Hier muss gehandelt werden. Neben den zu verstĂ€rkenden Kontrollen durch fachkundige Personen ist fĂŒr eine bessere Durchmischung (nach Herkunftssprachen) zu sorgen. Zwang wird nicht die Lösung sein, schon gar nicht die Verfrachtung von Kindern quer durch die Ortschaften. Bei mehreren nahegelegenen Einrichtungen ist jedoch auf eine bessere Verteilung zu achten. ZusĂ€tzlich werden Anreizssysteme – wie eine optimale Ausstattung von KindergĂ€rten in Brennpunktlagen – dazu fĂŒhren, dass jene Bedingungen eher gewĂ€hrleistet sind, unter denen Kinder am besten lernen, nĂ€mlich voneinander.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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