Das wissen eigentlich alle Fachleute, das sagen die ExpertInnen der Ministerin. Und was geschieht? Statt durchdachter Konzepte und klugen Strukturreformen gibt es markige Sprüche, Kampfansagen an die LehrerInnengewerkschafter, peinlichen Budgetpoker und

LehrerInnen-Bashing.

Der am Montag präsentierte Bericht der Expertengruppe zu den PISA-Ergebnissen beinhaltet eigentlich alles, was wir brauchen und analysiert die Probleme richtig: Wohlsituierte und gut ausgebildete Eltern geben ihre Kinder früh in den Kindergarten und sorgen so für die optimale Frühförderung. MigrantInnen und sozial schwache Familie können sich für ihre Kinder diesen „Luxus“ meist nicht leisten. Ihre Kinder werden bei Platzmangel abgewiesen. Dieser bildungspolitische Zynismus muss beendet werden. Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf einen Gratis-Kindergartenplatz.

Frühförderung ist der Schlüssel zum Erfolg, gefolgt von einem ganztägigen Schulangebot und einer gemeinsamen Schule.

Auf einen Einwand möchte ich näher eingehen, weil ich in der letzten Zeit einige Mails dazu bekommen habe und auch Blog-Einträge in diese Richtung gingen: Man raube den Kindern durch die Ganztagsbetreuung ihre Kindheit und den Eltern ihre Kinder. Ganztagsbetreuung ist im Bereich des Kindergartens und der Schule notwendig, weil die gesellschaftliche Realität sich nicht an überkommene Wunschvorstellungen von der „heilen Familie“ (möglichst noch mit der Großmutter) hält. In vielen Familien werden die Grundbedürfnisse von Kindern nach Nähe nicht oder nicht ausreichend befriedigt, sie bleiben in der Sprachentwicklung und in der Erlangung von Sozialkompetenzen zurück und benötigen daher Unterstützung und Hilfe. Eine gut geführte Ganztageseinrichtung ist eine Möglichkeiten, diesen Kindern diese Entwicklungsmöglichkeit zu geben, sie gibt ihnen die Chance, ihre Defizite auszugleichen. Das hat nichts mit Verstaatlichung des Privaten zu tun – es ist als Angebot zu verstehen.

Das ist im Übrigen bei Fachleuten unbestritten: „Die Ganztagsschule ist eine notwendige Voraussetzung für ein erfolgreiches Schulsystem“, sagt beispielsweise Bildungsforscher Andreas Schleicher, der Koordinator der PISA-Studie. Sie dürfe aber keine „Kinderverwahranstalt am Nachmittag“ sein. Und der Hirnforscher Manfred Spitzer attestiert: „Die alternative sinnvolle Nachmittagsgestaltung ist wichtiger denn je.“

Darüber sollten sich Schmied und Pröll unterhalten und geeignete Maßnahmen beschließen, damit Österreich international im Bildungsbereich wieder eine Spitzenposition einnehmen kann.