Da soll sich einer auskennen: Zuerst zeigt Beatrix Karl zumindest Bereitschaft zum Nachdenken („Karl: Gemeinsame Schule für 10 bis 14-Jährige. Kehrtwende in der ÖVP“), schon wird sie vom Parteichef gemaßregelt.

Bröckelt eventuell bei der ÖVP der Bildungs-Beton? Ich bin jedenfalls gespannt, wer sich im Machtkampf um die Bildungsreform durchsetzt – die Dinosaurier um Neugebauer, Pröll und Amon oder die neuerdings zart sichtbaren Reformpflänzchen um Beatrix Karl.

Sie hat offensichtlich erkannt, dass die Aufsplitterung des österreichischen Schulsystems in Gymnasien, Sonder-, Haupt-, Mittel-, Begabten-, Eliten- und sonstige Schulen den SchülerInnen nur schadet. Umso bedauerlicher ist die sofortige Disziplinierung durch den Parteichef.

Die Einsichten Karls sind ja unter Fachleuten allgemein anerkannte Meinung. Ich sehe es allerdings als Problem, wenn die Ministerin von einem „Gymnasium für alle“ spricht: Wir brauchen kein Gymnasium für alle, sondern eine Gemeinsame Schule für alle Kinder, in der diese entsprechend ihren Fähigkeiten individuell gefördert werden können.

Wenn sie ihre Aussage selbst ernst gemeint hat, dann hätte die Ministerin schon jetzt – ohne ihre Beton-Fraktion zu Reformen zu zwingen – Möglichkeiten zu handeln. Einen wichtigen Schritt könnte sie setzen, wenn sie gemeinsam mit Bundesministerin Schmied ein neues System der LehrerInnenausbildung entwickelt, um den LehrerInnen das nötige Rüstzeug für die individuelle Förderung aller SchülerInnen mitzugeben. Wir Grüne sind jedenfalls bereit, konstruktiv an der überfälligen Reform des österreichischen Schulwesens mitzuarbeiten.