31. Oktober 2025

Greift Russland die NATO an?

2025-10-31T10:06:21+01:0031.10.25, 9:34 |Kategorien: Allgemein|

Ist jemand ein „Putin-Versteher“, wenn er nicht daran glaubt, dass der Kreml-Herr demnĂ€chst einen NATO-Staatangreifen kann oder gar wirklich angreift? Und wie steht es um AufrĂŒstung und MilitĂ€rausgaben wirklich?  FĂŒr die Vorarlberger Nachrichten habe ich dazu unter dem Titel „Mehr Diplomatie, bitte!“ einen Kommentar geschrieben:

„Die einzige Sprache, die Russland versteht, ist die Sprache der Gewalt“, so zitiert „Der Spiegel“ den polnischen Schriftsteller Szczepan Twardoch. Das sind SĂ€tze, die Angst machen – zumal sie von massiver AufrĂŒstung begleitet werden.

Putins Armee ist nach fast vier Kriegsjahren bislang nicht in der Lage, die Ukraine in die Knie zu zwingen. Ist es da wahrscheinlich, dass der Kreml-Herr die NATO angreift? Unbestritten geht von Russland Gefahr fĂŒr seine Nachbarn aus. Der fĂŒnftĂ€gige Krieg gegen Georgien im Jahr 2008 und der Krieg gegen die Ukraine beweisen das. Aber ein Krieg gegen die NATO?

2024 beliefen sich die weltweiten MilitĂ€rausgaben auf 2.718 Milliarden US-Dollar, um um 9,4 mehr als 2023. Goldene Zeiten fĂŒr die Waffenindustrie. Die Aktien des deutschen RĂŒstungskonzerns Rheinmetall sind seit Beginn des Ukraine-Kriegs um ĂŒber 2.000 Prozent gestiegen.

Mehr als ein Drittel der Ausgaben entfĂ€llt auf die USA (997 Milliarden). Alle NATO-Staaten zusammen investierten insgesamt 1.500 Milliarden in das MilitĂ€r. Dann folgt mit deutlichem Abstand China (314). Und das unbestritten aggressive Russland? Nach drei Jahren AufrĂŒstung und mitten im Angriffskrieg gegen die Ukraine waren es 2024 149 Milliarden. Das ist zwar viel, aber dennoch nur ein Zehntel der MilitĂ€rausgaben aller NATO-Staaten.

Wer einen russischen Angriff auf die NATO als unwahrscheinlich bezeichnet, wird schnell als „Putin-Versteher“ oder naiv verunglimpft. Die deutsche Theologin Margot KĂ€ĂŸmann hat kĂŒrzlich dazu den ehemaligen Brigadegeneral Erich Vad zitiert: Es gehöre „zu einer klugen MilitĂ€rstrategie, den Feind zu verstehen“. Nur so bekomme man eine Idee davon, was ihn motiviert und wie er vorgehen will. „Putin-Versteher“ sei also eigentlich gar kein Schimpfwort.

KĂ€ĂŸmann warnt zudem vor allem die Medien davor, angebliche Wahrheiten unhinterfragt zu ĂŒbernehmen. Etwa die immer wieder auftauchende Behauptung, Russland könnte im Jahr 2029 die NATO angreifen: „Ich frage mich dann immer: Woher wissen das die Carlo Masalas und Sönke Neitzels dieser Republik so genau?“ Sie verweist darauf, dass es keine seriöse Quelle gibt, die so eine Behauptung belegt: „Das wird alles einfach nur behauptet.“ Sie finde das „extrem befremdlich“.
Angesichts der Stimmung in den westlichen LĂ€ndern wĂ€re die LektĂŒre des Bestseller-Autors Erich Maria Remarque („Im Westen nichts Neues“) zu empfehlen. Der hat einmal gemeint: „Ich dachte immer, jeder sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafĂŒr sind – besonders die, die nicht hingehen mĂŒssen.“

Die Aufgabe der Politik besteht darin, Kriege zu verhindern und der Diplomatie eine Chance zu geben. Ein neutrales Land wie Österreich wĂ€re prĂ€destiniert dafĂŒr, hier eine aktive Rolle einzunehmen und damit auch politischen Geisterfahrern wie Viktor OrbĂĄn den Wind aus den Segeln zu nehmen.

16. Oktober 2025

AufrĂŒsten fĂŒr den Frieden?

2025-10-16T22:16:26+02:0016.10.25, 22:16 |Kategorien: Allgemein|

Kann man mit immer mehr Waffen einen dauerhaften Frieden sichern? Wer sich dagegen ausspricht, wird recht schnell als naiver und weltfremder Pazifist bezeichnet. Unter dem Titel „RĂŒsten fĂŒr den Frieden?“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar veröffentlicht und bin speziell auf eine mögliche Rolle Österreichs eingegangen:

Im September fand in den Wiener Werkshallen ein vom RĂŒstungskonzern Rheinmetall organisiertes „Drohnensymposium“ statt. Drohnen sind ein RiesengeschĂ€ft. Deutschland will demnĂ€chst zehn Milliarden dafĂŒr investieren und die Drohnen gemeinsam mit Eurofightern vor allem im Osten einsetzen.

Unsere Gesellschaft wird auf AufrĂŒstung und Krieg eingestimmt. Putin, Trump & Co verdrĂ€ngen Völkerrecht und Diplomatie durch Faustrecht und Konfrontation. In den USA spricht die Umbenennung von Verteidigungsministerium in Kriegsministerium BĂ€nde. Auch aus Deutschland hört man neue Töne. Sein Land mĂŒsse „kriegstĂŒchtig“ werden, lĂ€sst CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz wissen und kĂŒndigt zusĂ€tzliche Milliardeninvestitionen ins MilitĂ€r an – mit UnterstĂŒtzung der oppositionellen GrĂŒnen.

Die Geschichte lehrt uns, dass solche Entwicklungen praktisch immer mit Kriegen enden. Die rĂŒstungskritische Organisation Attac kritisierte daher die Wiener Veranstaltung: „Statt der Bewerbung braucht es eine Ächtung und eine Debatte ĂŒber ein völkerrechtlich verbindliches Verbot von Drohnen.“ UN-GeneralsekretĂ€r AntĂłnio Guterres will autonome Waffensysteme völkerrechtlich ebenfalls untersagen, weil sie die Hemmschwelle fĂŒr das anonyme Töten auf Knopfdruck senken.

Attac und Guterres sind Rufer in der WĂŒste. EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen hingegen will gar eine „Ära der AufrĂŒstung“ und zusĂ€tzlich mindestens 800 Milliarden locker machen. Die USA wollen atomar bestĂŒckbare Tomahawk-Raketen mit einer Reichweite von 2.500 Kilometern an die Ukraine liefern – das StĂŒck um zwei Millionen. Bezahlen soll das Europa. Gut fĂŒr die RĂŒstungskonzerne. Gut fĂŒr die USA. Teuer fĂŒr Europa. Aber auch fĂŒr unsere Sicherheit?

Ist AufrĂŒstung der richtige Weg in Richtung Friedenssicherung? Keine Grenzen fĂŒr RĂŒstungsausgaben, aber sparen bei den Ärmsten und SchwĂ€chsten in der Gesellschaft, bei Bildung, Klima- und Umweltschutz?

Wie soll Österreich auf diese Entwicklungen reagieren? Auf den weltweiten RĂŒstungswettlauf haben wir keinen Einfluss und natĂŒrlich darf man auch einem naiven Pazifismus nicht das Wort reden. Aber ein kleiner neutraler Staat im Herzen Europas benötigt unzweifelhaft andere Sicherheitskonzepte als die NATO – etwa im Bereich Cybersicherheit, dem Schutz wichtiger IT-Systeme und sensibler Daten. Eine umfassende Diskussion ĂŒber diese Themen sowie die Sicherung kritischer Infrastrukturen, die Abwehr von Spionage und Desinformationskampagnen ist dringend notwendig.

Österreich sollte zudem klarmachen, dass wir unsere Lektion aus der Geschichte gelernt haben. Im Gegensatz zu den geschichtsvergessenen Veranstaltern der Wiener „RĂŒstungsmesse“: Man traf sich ausgerechnet auf dem GelĂ€nde der ehemaligen Saurer-Werke, einem Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Dort mussten in der NS-Zeit ZwangsarbeitskrĂ€fte unter unmenschlichen Bedingungen Panzer fĂŒr die NS-Kriegsmaschinerie herstellen.

3. Oktober 2025

Trump und seine blauen Vasallen in Europa

2025-10-03T11:04:13+02:0003.10.25, 11:03 |Kategorien: Allgemein|

Die Freiheitsstatue als Symbol fĂŒr die USA hat wohl ausgedient. Wer diese Woche die Reden von US-Verteidigungsminister – pardon – Kriegsminister Pete Hegseth gehört oder darĂŒber gelesen hat, sollte wissen, wohin die Reise dort geht (zumindest in welche Richtung diese Herren gehen wollen). Dass in Europa und Österreich Trumps Vasallen immer stĂ€rker werden, verstĂ€rkt das Unbehagen. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten: „Trumps Vasallen in Europa“:

Man kann Donald Trump nun wirklich nicht vorwerfen, dass er hinter dem Berg hĂ€lt mit seinen Absichten ĂŒber die Umgestaltung der USA, den Abbau demokratischer Rechte und das rigide und rechtsstaatlich nicht legitimierte Vorgehen gegen alles, was in irgendeiner Form mit dem Schutz der SchwĂ€chsten in der Gesellschaft zu tun hat.

Aus seinem „Verteidigungsminister“ Pete Hegseth macht Trump offiziell einen „Kriegsminister“. Das ist angesichts seiner PlĂ€ne ebenso ehrlich wie bedrohlich. Und dieser Kriegsminister hat zu Wochenbeginn seine 800 höchsten GenerĂ€le, AdmirĂ€le und andere ranghohe MilitĂ€rs aus der ganzen Welt zu einem Treffen nach Quantico befohlen.

Was er verkĂŒndete, war starker Tobak: Schluss mit „strikten rechtlichen Vorgaben fĂŒr Kampftruppen“, Soldaten seien keine „Verteidiger“, sondern „Krieger“. „Wir treffen unsere Feinde mit ĂŒberwĂ€ltigender und strafender Gewalt.“ Wen diese Vorgaben „bang machen um das Herz“, der solle – so Hegseth – „das Ehrenvolle tun und zurĂŒcktreten“.

Trump machte dann endgĂŒltig klar, wohin die Reise geht. Er behauptete, wegen der „radikalen linken Demokraten“ gebe es in StĂ€dten wie San Francisco, Chicago, New York, Washington oder Los Angeles unkontrollierte KriminalitĂ€t. Das ist faktenwidrig, die KriminalitĂ€tsrate ist in diesen StĂ€dten zum Teil sogar erheblich gesunken. Dennoch wurden in den letzten Wochen mehrere von ihnen militĂ€risch besetzt. Richter halten das grĂ¶ĂŸtenteils fĂŒr „illegal“.

Laut Trump stehen die USA vor einem „Krieg von innen“. Nationalgarde und MilitĂ€r mĂŒssten diese „gefĂ€hrlichen StĂ€dte als ÜbungsgelĂ€nde“ nutzen. Und Hegseth: „Von diesem Moment an ist die einzige Mission des neu wiederhergestellten Kriegsministeriums: Krieg fĂŒhren, sich auf den Krieg vorbereiten und sich auf den Sieg vorbereiten.“

Und Europa? Hier haben wir die leidvolle Erfahrung gemacht, wohin solche Aussagen fĂŒhren. Sie enden in Faschismus, Krieg und unendlichem Leid. Dennoch schreitet auch die Trumpisierung des alten Kontinents munter voran.

Zu seinen Fans zĂ€hlen die AfD in Deutschland, das Rassemblement National in Frankreich, Geert Wilders in den Niederlanden und natĂŒrlich die FPÖ. Sie hat am Wochenende auf ihrem Parteitag einen Leitantrag beschlossenen, der von Trump abgeschrieben sein könnte: „Es sind nicht Ă€ußere Feinde wie China oder Russland, die das freie Europa gefĂ€hrden, sondern innere KrĂ€fte.“ Welche „inneren KrĂ€fte“ hat die FPÖ da wohl gemeint? Wer bedroht unsere Freiheit im inneren? Laut FPÖ sind es die „politischen Eliten, ideologischen Netzwerke und supranationalen Strukturen, die schleichend das Fundament unserer Gesellschaft untergraben.“

Es sind wohl eher Trumps Vasallen hierzulande, die unsere Demokratie untergraben.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr


Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


Zur Seite des Parlaments


Downloads