1. August 2011

Eignungstests fĂŒr angehende LehrkrĂ€fte?

2011-08-01T01:20:00+02:0001.08.11, 1:20 |Kategorien: Bildung|

Ist es wieder nur eine ministerielle AnkĂŒndigung („Eignungstest fĂŒr Lehrer kommt“)? Oder wird ein Aufnahmeverfahren fĂŒr angehende LehrerInnen auch an den UniversitĂ€ten bald schon RealitĂ€t sein?

Prinzipiell sind Aufnahmeverfahren mit Eignungstests fĂŒr alle angehenden Lehrer und Lehrerinnen durchaus zu begrĂŒĂŸen. Doch wie soll das funktionieren? Immerhin stehen uns schwierige Jahre bevor: Zwischen 2016 und 2018 gehen in Österreich jĂ€hrlich etwa 4200 LehrkrĂ€fte in Pension, bis 2025 wird bundesweit etwa die HĂ€lfte aller derzeit rund 120.000 LehrkrĂ€fte pensioniert. Die Zahl der AbsolventInnen an den PĂ€dagogischen Hochschulen und den UniversitĂ€ten lag noch vor drei Jahren bei nicht einmal 2.500. Auch wenn diese Zahlen inzwischen steigen und es leicht sinkende SchĂŒlerInnenzahlen geben dĂŒrfte: Wie soll sich da eine PrĂŒfungsverfahren ausgehen? Immerhin ist zu bedenken, dass allein die Umwandlung der Hauptschulen in Neue Mittelschulen, wo in den HauptfĂ€chern jeweils zwei Lehrer unterrichten, bis 2018 etwa 3900 zusĂ€tzliche LehrkrĂ€fte erfordert. Wir werden also wohl auf (fast) alle angewiesen sein, die diesen Beruf ergreifen wollen.

Zudem darf ich daran erinnern, dass ich von der Ministerin schon vor eineinhalb Jahren Sofortmaßnahmen wie Kurzstudien fĂŒr fachlich qualifizierte QuereinsteigerInnen an den PĂ€dagogischen Hochschulen gefordert habe. Wir werden diese LehrkrĂ€fte dringend benötigen.

In der Schweiz bewĂ€hrt sich in einigen Kantonen so ein Modell bereits. Dort haben sich ĂŒber 1200 Personen mit Berufserfahrung in einem anderen Bereich fĂŒr eine Lehramtsausbildung beworben, 272 haben schließlich bestanden. Ähnliche Initiativen werden wir auch in Österreich benötigen.

Das Ă€ndert aber natĂŒrlich nichts daran, dass Eignungsverfahren notwendig sind. Im PISA-Musterland Finnland gibt es so ein Eignungsverfahren schon lange, dort hat man aber auch konsequent darauf hingearbeitet. Letztes Jahr wurden von 6.600 Bewerbern nur 660 – also genau zehn Prozent – bei den Aufnahmetests ausgewĂ€hlt. Generell hat in Skandinavien LehrerInnenberuf ein hohes Prestige. Wir in Österreich sind nicht in einer so gĂŒnstigen Situation wie Finnland und werden wegen der Pensionierungswelle wohl zusĂ€tzliche Maßnahmen ĂŒberlegen mĂŒssen, um motivierte und begabte PĂ€dagogInnen zu bekommen.

Bei allen Reformen im Schulbereich hat ein Grundsatz zu gelten: „Kein Kind zurĂŒcklassen!“

26. Juli 2011

Schulreform: Schmied hat resigniert!

2011-07-26T12:40:00+02:0026.07.11, 12:40 |Kategorien: Bildung|

Gestern hat mich die Unterrichtsministerin Claudia Schmied in einem Interview aufgefordert, ich solle mich als „ehemaliger AHS-Direktor“ fĂŒr die Neue Mittelschule stark machen. Zum GrundsĂ€tzlichen: Wenn die Unterrichtsministerin von einem Oppositionspolitiker verlangt, er soll ihren Job erledigen, spricht das BĂ€nde fĂŒr Ihre Ratlosigkeit in Sachen Bildungsreform!

In den „Vorarlberger Nachrichten“ konnte ich heute zu den merkwĂŒrdigen Angriffen Stellung beziehen. Hier das VN-Interview:

Bildungsministerin Claudia Schmied hat im gestrigen VN-Interview gemeint, Sie könnten als ehemaliger AHS-Direktor ein bisschen fĂŒr die Teilnahme von Gymnasien an der Neuen Mittelschule werben. Was halten Sie davon?

Walser: Da kann ich nur schmunzeln. Tatsache ist, dass sogar Experten aus ihrer eigenen Partei von der Neuen Mittelschule als zweitem Klassenzug unseres Schulsystems sprechen. Und dann meint die Ministerin allen Ernstes, ich soll fĂŒr diesen Etikettenschwindel zur VerfĂŒgung stehen. Tut mir leid, aber das geht mit mir nicht.

Was wĂŒrden mit Ihnen gehen?

Walser: Mit den GrĂŒnen geht eine ordentliche Schulreform, wie sie alle Bildungsexperten fordern. Das heißt, eine moderne gemeinsame Schule, die leistungsfĂ€hig ist, die von sehr guten SchĂŒlern Leistungen abfordert, es ihnen ermöglicht, zu ihren Höchstleistungen zu kommen, die aber gleichzeitig auch jene SchĂŒlerinnen und SchĂŒler fördert, die Leistungsdefizite haben.

Andererseits gibt es die BefĂŒrchtung, dass dann alle SchĂŒler nur noch Mittelmaß sind.

Walser: Das ist genau die Situation, die wir in Österreich schon haben. In Finnland beispielsweise gibt es dreimal mehr SpitzenschĂŒler, aber nur ein FĂŒnftel unserer RisikoschĂŒler. Das belegt: SchĂŒler können gemeinsam lernen und sie können voneinander lernen. Durch das frĂŒhe Separieren erreichen wir das nicht, sondern höchstens das Gegenteil.

Das neue Dienst- und Besoldungsrecht soll noch vor den nÀchsten Wahlen kommen.

Walser: Ich erinnere daran, dass wir in den letzten Monaten einen unausgegorenen Vorschlag nach dem anderen aus dem Bildungsministerium gehört haben. VorwÀrts gegangen ist de facto nichts. Glauben tu ich an dieses neue Dienst- und Besoldungsrecht dann, wenn es vorliegt.

Was halten Sie davon, FreizeitpĂ€dagogen fĂŒr die Nachmittagsbetreuung an die Schulen zu bringen?

Walser: Ich halte das fĂŒr eine fatale Entwicklung. Einerseits sprechen ÖVP und SPÖ davon, dass alle LehrkrĂ€fte universitĂ€r ausgebildet werden, und dann entwickelt man ein neues Berufsbild von FreizeitpĂ€dagogen, die am Nachmittag die Kinder betreuen sollen, ihnen aufgrund der Schmalspurausbildung aber nicht einmal bei den Hausaufgaben helfen dĂŒrfen. Das ist absolut der falsche Weg. Wir wollen eine solide Ausbildung fĂŒr alle und wir wollen Ganztagsschulen mit einem pĂ€dagogischen Konzept und nicht, wie sich das jetzt entwickelt, Aufbewahrungsanstalten fĂŒr Kinder, die zu Hause keine Aufsicht haben.

Und damit wir nicht vergessen, worum es in der Schule eigentlich geht: „Kein Kind zurĂŒcklassen!“

10. Juli 2011

Mobbing in der Schule – und die Behörde sieht zu!

2011-07-10T13:36:00+02:0010.07.11, 13:36 |Kategorien: Bildung|

Man stelle sich vor: Eine Landesschulinspektorin (LSI) bezeichnet eine Schuldirektorin schriftlich und mĂŒndlich vor anderen Personen als LĂŒgnerin und lĂ€sst die Anwesenheit und Arbeitsleistung durch deren SekretĂ€rin kontrollieren. Die Betroffene ist eine sehr mutige Frau und hat sich mit mir gemeinsam der Presse gestellt: Frau Dr. Evelyn Mayer ist Direktorin der Höheren Bundeslehranstalt fĂŒr wirtschaftliche Berufe in Biedermannsdorf. Sie wurde von ihrer zustĂ€ndigen LSI ĂŒber mehrere Jahre gemobbt („Mobbing: Direktorin klagt wegen Burn-out“).

Versagt haben in dieser Angelegenheit alle Instanzen – der PrĂ€sident des NÖ-Landesschulrats, der trotz mehrmaliger Aufforderung keine Hilfe leistete, ebenso wie die Sektionschefs im Ministerium, die seit ĂŒber einem Jahr informiert sind und untĂ€tig blieben. Bezeichnend ist die Stellungnahme des niederösterreichischen LandesschulratsprĂ€sidenten Hermann Helm: „Sie hat sich zwei Mal an mich gewandt und ich habe ihr unmittelbar geholfen. Das liegt aber zwei bis drei Jahre zurĂŒck. Ich schĂ€tze Evelyn Mayer sehr und bedauere ihre Situation.“ „Bedauern“ ist etwas wenig fĂŒr den Verantwortlichen. Und Helm legt das ganze Dilemma der österreichischen Schulsystems gleich unfreiwillig offen: „Ich habe den Wirkungsbereich der Inspektorin eingeschrĂ€nkt und ihr die Weisung gegeben, dass sie Mayer nur mehr Anweisungen geben darf, sofern ich sie vorher absegne. Rechtlich kann ich nicht mehr machen. Sie ist Fachexpertin und pragmatisiert.“ Wenn Sie nichts machen können, Herr PrĂ€sident, frage ich mich, warum Sie diese position innehaben.

NĂ€here Infos zum Fall und zum Thema Mobbing sind hier in unseren Presseunterlagen herunterladbar: < file name="Presseunterlage_Fall-Mayer" >

Es ist sehr selten, dass ein Mobbingopfer so mutig ist wie Frau Dr. Mayer und an die Öffentlichkeit geht. Ihr gebĂŒhrt großer Respekt und Dank im Namen aller anderen Opfer.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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