Gestern hat mich die Unterrichtsministerin Claudia Schmied in einem Interview aufgefordert, ich solle mich als „ehemaliger AHS-Direktor“ für die Neue Mittelschule stark machen. Zum Grundsätzlichen: Wenn die Unterrichtsministerin von einem Oppositionspolitiker verlangt, er soll ihren Job erledigen, spricht das Bände für Ihre Ratlosigkeit in Sachen Bildungsreform!

In den „Vorarlberger Nachrichten“ konnte ich heute zu den merkwürdigen Angriffen Stellung beziehen. Hier das VN-Interview:

Bildungsministerin Claudia Schmied hat im gestrigen VN-Interview gemeint, Sie könnten als ehemaliger AHS-Direktor ein bisschen für die Teilnahme von Gymnasien an der Neuen Mittelschule werben. Was halten Sie davon?

Walser: Da kann ich nur schmunzeln. Tatsache ist, dass sogar Experten aus ihrer eigenen Partei von der Neuen Mittelschule als zweitem Klassenzug unseres Schulsystems sprechen. Und dann meint die Ministerin allen Ernstes, ich soll für diesen Etikettenschwindel zur Verfügung stehen. Tut mir leid, aber das geht mit mir nicht.

Was würden mit Ihnen gehen?

Walser: Mit den Grünen geht eine ordentliche Schulreform, wie sie alle Bildungsexperten fordern. Das heißt, eine moderne gemeinsame Schule, die leistungsfähig ist, die von sehr guten Schülern Leistungen abfordert, es ihnen ermöglicht, zu ihren Höchstleistungen zu kommen, die aber gleichzeitig auch jene Schülerinnen und Schüler fördert, die Leistungsdefizite haben.

Andererseits gibt es die Befürchtung, dass dann alle Schüler nur noch Mittelmaß sind.

Walser: Das ist genau die Situation, die wir in Österreich schon haben. In Finnland beispielsweise gibt es dreimal mehr Spitzenschüler, aber nur ein Fünftel unserer Risikoschüler. Das belegt: Schüler können gemeinsam lernen und sie können voneinander lernen. Durch das frühe Separieren erreichen wir das nicht, sondern höchstens das Gegenteil.

Das neue Dienst- und Besoldungsrecht soll noch vor den nächsten Wahlen kommen.

Walser: Ich erinnere daran, dass wir in den letzten Monaten einen unausgegorenen Vorschlag nach dem anderen aus dem Bildungsministerium gehört haben. Vorwärts gegangen ist de facto nichts. Glauben tu ich an dieses neue Dienst- und Besoldungsrecht dann, wenn es vorliegt.

Was halten Sie davon, Freizeitpädagogen für die Nachmittagsbetreuung an die Schulen zu bringen?

Walser: Ich halte das für eine fatale Entwicklung. Einerseits sprechen ÖVP und SPÖ davon, dass alle Lehrkräfte universitär ausgebildet werden, und dann entwickelt man ein neues Berufsbild von Freizeitpädagogen, die am Nachmittag die Kinder betreuen sollen, ihnen aufgrund der Schmalspurausbildung aber nicht einmal bei den Hausaufgaben helfen dürfen. Das ist absolut der falsche Weg. Wir wollen eine solide Ausbildung für alle und wir wollen Ganztagsschulen mit einem pädagogischen Konzept und nicht, wie sich das jetzt entwickelt, Aufbewahrungsanstalten für Kinder, die zu Hause keine Aufsicht haben.

Und damit wir nicht vergessen, worum es in der Schule eigentlich geht: „Kein Kind zurücklassen!“