Schön langsam ist die Vorgangsweise von Ministerin Claudia Schmied nicht mehr nachvollziehbar.

Einerseits werden in Ho-Ruck-Manier gravierende Maßnahmen über die Schlechterstellung aller LehrerInnen per E-Mail öffentlich gemacht. Zwei Stunden mehr für alle – weil die LehrerInnen einen Solidarbeitrag zahlen sollen. Okay! Dann aber bitte auch MinisterInnen, BankmanagerInnen – oder alle anderen Beamten, und die Bankangestellten und und und. Der Vorschlag von Ministerin Schmied ist Populismus pur, unterstellt LehrerInnen generell, sie arbeiteten zu wenig und erinnert stark an die Gehrer-Ära.

Andererseits das Chaos in Sachen Neue Mittelschule: Inzwischen rücken immer mehr von diesem Schulversuch ab, Stellungnahmen wie jene der Wirtschaftskammer nähern sich immer mehr der Position der Grünen an. Erst wenn das Ziel der Reform klar ist, können auch zielgerichtete Maßnahmen in diese Richtung gesetzt werden. Das leuchtet wohl jedem ein. Das Ziel von Landesrat Stemer dürfte aber ein deutlich anderes sein als jenes von Mnisterin Schmied: nur sagen sie es beide nicht. Daraus resultiert das derzeitige Chaos: Es gibt nicht einen Versuch, sondern in jedem Bundsland ein eigenes Modell, innerhalb der BUndesländer – besnders krass in Vorarlberg – hat noch dazu fast jeder Standort ein anderes Modell. Was soll da evaluiert werden?

Übrigens: Die heutige Nacht im Parlament hatte es in sich. Nachdem die FPÖ uns Grünen vorwarf, wir würden in Tirol gemeinsame Sache mit den Faschisten machen, wenn es nur gegen Andreas Hofer und die „traditionellen Werte“ ginge, habe ich mich in eine scharfe, aber lustvolle parlamentarische Auseinandersetzung mit einigen Radikalinskis aus der blauen Riege (Königshofer und Neubauer) eingelassen. Gegen zwei Uhr früh (!) musste ich im Parlament dann noch gegen eine weitere populistische Attacke gegen LehrerInnen Stellung beziehen: Das BZÖ brachte einen Antrag ein, der die LehrerInnen in den letzten drei Ferienwochen zu unentgeltlicher Nachhilfe verpflichten möchte. Die orangen Herrschaften nennen das in ihrem Antrag selbst eine „unkonventionelle Idee“. Präziser wäre wohl, sie als „Schnapsidee“ zu bezeichnen.

Dabei ist das Problem bei jährlich etwa 50.000 SchülerInnen mit einem oder mehreren „Nicht Genügend“ im Jahreszeugnis durchaus real. Statt aber auf Ursachenforschung zu gehen, wird versucht, mit untauglichen Mitteln Symptome zu kurieren. Derzeit organisieren viele Eltern schon für die VolksschülerInnen bezahlte Nachhilfe (laut einer AK-Studie sind es acht Prozent!).