Die Reaktionen auf den heutigen Beitrag von Stefan Kappacher im Morgenjournal (Die NS-Vergangenheit der Philharmoniker) und meinen Blogeintrag bzw „Presse“-Kommentar (Wiener Philharmoniker und NS-Zeit – Historienmalerei statt Aufklärung!) waren selten heftig: Der Zorn vieler Menschen über das inakzeptable Verschweigen, Vertuschen und Verfälschen ist groß. Clemens Hellsberg ist als Vorstand der Philharmoniker verantwortlich für diesen leider nicht ganz untypisch österreichischen Zugang zur Vergangenheit. Er steht daher besonders in der Kritik. Schon im Mittagsjournal konnte Stefan Kappacher einige kritische Stimmen einfangen – unter anderem jene des ehemaligen Operndirektors Ioan Holender (NS-Zeit: Holender kritisiert Philharmoniker).
Besonders freut mich, dass sich auch Kulturministerin Claudia Schmied klar positioniert und die Philharmoniker auf ihre Verantwortung in Sachen Aufarbeitung der Geschichte hingewiesen hat.
Aber es gibt natürlich auch Verteidiger von Clemens Hellsberg. Na ja – genau genommen sind es nur zwei: die FPÖ-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner (Grüner Walser hetzt gegen die Philharmoniker) und der FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz (Alle Jahre wieder – grüne Schlafstörungen vor Neujahrskonzert). Wir wollen wie immer fair sein und Herrn Rosenkranz im Original zitieren: „Bewundernswert die Ruhe und Feinheit, mit der der Vorstand der Philharmoniker Clemens Hellsberg die Anwürfe pariert hat. Wenn grüne Kulturpolitik in Österreich etwas zu sagen hätte, wäre es um Österreich als Kulturland jedenfalls schlecht bestellt.“ So kann man die Forderung nach Aufarbeitung der Rolle in der NS-Zeit auch interpretieren. Der ORF jedenfalls berichtet: „Der Vorstand des Orchesters wehrt sich dagegen, eine Historikerkommission einzusetzen, um das Kapitel der Vergangenheit offensiv aufzuarbeiten. Das ergebe keinen Sinn, das Archiv stehe ohnehin für jeden Forscher offen.“ Letzteres ist die glatte Unwahrheit, wie mir auch heute wieder ein Historiker berichtet hat.
Das Rollen in dieser Auseinandersetzung sind jedenfalls klar vergeben. Das Match heißt Hellsberg mit der FPÖ gegen den Rest der Welt.
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