In Deutschland ist ein Streit um antireligiöse Werbung entbrannt: Eine atheistische Initiative wollte auf Bussen deutscher Verkehrsbetriebe den Slogan „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“ affichieren. Viele Städte haben das abgelehnt: Berlin, München, Stuttgart, Dresden, Potsdam, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Regensburg, Bremen, Köln und Frankfurt/Main. Mitten im Ruhrgebiet hat eine Stadt zugesagt: Essen. Zuerst! Nach massiven Protesten musste Essen seine Zusage wieder zurückziehen. Die Gruppierung „Säkulare Werbekampagne in Deutschland“ hat monatelang Geld für die Kampagne gesammelt und jetzt mit ihrer Weltanschauungswerbung einen – zumindest kleinen – kleinen Kulturkampf ausgelöst und darf sich bei den absagenden Städten für die kostenlose Werbung bedanken.

Die Idee stammt aus Großbritannien, ähnliche Aktionen gibt es auch in Spanien und Italien. Nun haben die Aktivisten in Berlin einen Doppeldecker gemietet und mit ihren Werbesprüchen beklebt. Nun geht es auf Deutschland-Tour.

Zwei Aspekte finde ich interessant. Einerseits ist religiöse Werbung: „Jesus liebt dich“ steht auf zahlreichen Nussen oder U-Bahnen. Die Atheisten weisen darauf hin, dass immerhin 35 Prozent der Deutschen keiner bestimmten Glaubensrichtung angehören (das sind aber nicht zwingend Atheisten).

Souverän reagierte der katholische Priester Gary Lukas Albrecht, Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter im Bistum Essen: „Das hält mich überhaupt nicht davon ab, trotzdem an den vermeintlich nicht vorhandenen Gott zu glauben, frei nach dem Motto: ‚Gott ist tot‘, sagt Nietzsche, ‚Nietzsche ist tot‘, sagt Gott.“ Und auch der Zentralrat der Juden sieht die Sache nicht so problematisch. Ihr Generalsekretär Stephan Kramer meint: „Wir leben in einer freien Gesellschaft mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung.“

In Berlin wurde übrigens den Initiatoren des inzwischen gescheiterten Berliner Volksbegehrens „Pro Reli“ erlaubt, in der U-Bahn Unterschriften zu sammeln, während sie die atheistische Werbekampagne ablehnte.