Für viele mag es eines der vielen Randthemen sein, für die Betroffenen ist es das nicht. Ministerin Schmied hat nun versprochen, die Situation für Gehörlose zu verbessern. „Besser spät als nie“, meinte dazu Helene Jarmer. Sie wird nach den Europawahlen im Juli als erste Gehörlose in den Nationalrat einziehen und den grünen Parlamentsklub verstärken: „Das Recht auf Sprache, auf bilingualen Unterricht und kompetentes Lehrpersonal müsste längst integraler Bestandteil der betreffenden Sonderschullehrpläne sein“, so Helene Jarmer. Sie kritisiert die Novellierung des Sonderschullehrplans für gehörlose Kinder im letzten Jahr als reine Alibihandlung, weil der allgemeine Lehrplan Gehörlosenbildung nur bis zum Hauptschulabschluss vorsieht. Schweden habe in etwa so viele gehörlose BürgerInnen, wie Österreich: circa 10.000. Dort werde schon seit Jahrzehnten eine integrative Behindertenpolitik betrieben, an der sich Österreich bis dato kein Beispiel genommen hat. So gibt es in Schweden über 1.000 gehörlose StudentInnen mit höherer Bildung – „in Österreich sind es gerade einmal 50“, so Jarmer. „Das Recht auf Bildung und bilingualen Unterricht ist längst überfällig – Unterricht per Lippenablesen ist einer modernen Demokratie und Informationsgesellschaft nicht würdig“, erläutert Jarmer. Dass das Unterrichtsministerium nun endlich reagiert, „ist zu begrüßen – kommt jedoch herzlich spät“, so Jarmer. Die Grünen fordern seit langem barrierefreien Unterricht. Pilotprojekte gibt es seit 1990. Man hätte sich also schon längst auf den Input kundiger Pioniere und Fachleute beziehen können. Die aktuell bestehenden bilingualen Projekte sind auf die Initiative von Eltern und engagierten LehrerInnen zurückzuführen und nicht auf staatliches Nachkommen längst notwendiger Systemanpassungen.
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