Auf meine Kritik am derzeitigen Zustand des Religionsunterrichts habe ich in den letzten Tagen eine Vielzahl von Mails bekommen – von Religionslehrern und Vertretern der (katholischen) Standesvertretung.
Von „Verwunderung“ und „Enttäuschung“ war da zu lesen. Und es wurde widerlegt, was nie behauptet wurde: Der katholische Religionsunterricht sei „demokratiegefährdend“. Ist er nicht! Diskutieren wir aber doch darüber, worüber geredet werden muss: eine Neuorganisation des Religionsunterrichts (ohne existenzielle Gefährdung der jetzigen ReligionslehrerInnen!).
Ich habe bislang ja nur Stellung bezogen gegen Tendenzen im islamischen Religionsuntericht. Da geht es um die Ablehnung der Menschenrechte und der Demokratie – und das hat an einer Schule nichts verloren.
Darüber hinaus habe ich mir erlaubt, die jetzige Regelung des RU, die im Prinzip auf das Konkordat mit der katholischen Kirche aus dem Jahr 1933 zurückgeht und im Religionsunterrichtsgesetzt aus dem Jahr 1949 sowie in einem Vertrag aus dem Jahr 1962 inzwischen erneuert wurde, in Frage zu stellen. Die Zeiten ändern sich: Wir brauchen heute eine generelle Diskussion über die Inhalte des konfessionellen Religionsunterrichts und die dienstrechtliche Stellung der Lehrpersonen. Das fordert ja auch der Religionsrechtler Richard Potz von der Universität Wien: Er möchte einen rechtlichen Mechanismus, der dem Ministerium die Möglichkeit gibt, einzelne problematische LehrerInnen zu sanktionieren.
An die StandesvertreterInnen: Gerade um die wichtige Arbeit der ReligionslehrerInnen zu schützen (!) und ihre Position zu stärken, ist es notwendig, Standards durchzusetzen. Eine Diskussion darüber, ob ein verpflichtender Ethikunterricht statt eines konfessionellen Religionsunterrichts eingeführt werden soll, muss aus meiner Sicht ebenfalls geführt werden. Die Entwicklungen der katholischen Kirche in den letzten Jahren und speziell die letzten Signale des Papstes sind eine interne Angelegenheit der Kirche: Eine Organisation aber, die – wie sie – Fundamentalisten vom Schlage eines Gerhard Maria Wagner (der als frauenfeindlich gilt und in Harry Potter ein Werkzeug des Satans sieht) zum Weihbischof ernennt oder Holocaust-Leugner rehabilitiert und sektenähnliche Organisationen wie die Pius-Bruderschaft („Gaskammern dienten nur der Desinfektion“) stärkt etc. etc., darf sich nicht wundern, wenn inzwischen auch Kommentatoren wie der nicht unbedingt als „Linker“ oder heißsporniger „Pfaffenfresser“ verschrieene Chefredakteur der „Presse“ auf Distanz gehen: „Ab in den Gulag!“
Von solchen Entwicklungen wie den oben geschilderten möchte ich Kinder zumindest in (!) unseren Schulen geschützt wissen. Diskutieren wir doch das Pro und Contra des Religionsunterrichts bzw. eines verpflichtenden Ethik- und eines freiwilligen Religionsunterrichts ohne Scheuklappen, ohne Diffamierungen, aber auch ohne Tabus!
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