Ein erfolgreicher und durchaus sozial denkender Kleinunternehmer hat mir gestern sein Leid geklagt: Er würde ja gerne Lehrlinge einstellen, aber deren Ausbildung und Kenntnisse sind so schlecht, dass es für sein kleines Unternehmen kaum möglich ist.

Anders ausgedrückt: Nach neun Jahren Schulpflicht verlassen viele JUgendliche unser Bildungssystem ohne ausreichende Kenntnisse. Diverse Studien bestätigen das: Österreich ist ein Land der RisikoschülerInnen. Unter den 15- bis 16-Jährigen hat jeder Dritte Probleme mit Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Bildungsexperten halten die persönliche und schulische Entwicklung dieser SchülerInnen durch diese Defizite für„ernsthaft gefährdet“.

Das Hauptproblem ist unser verkrustetes Bildungssystem, mit zuwenig Fördermöglichkeiten, mit der zu frühen Trennung der Kinder im Alter von zehn Jahren.

Das erhält zwar die Bildungsprivilegien der Oberschicht, ist aber weder sozial zu rechtfertigen noch volkswirtschaftlich: Der schulische Erfolg hängt in Österreich zu einem großen Teil an der Unterstützung durch das Elternhaus. Laut einer Studie der Arbeiterkammer müssen täglich 56 Prozent der Eltern ihren Kindern bei den Hausübungen helfen, bereits jede/r fünfte SchülerIn unter 14 Jahren benötigt private Nachhilfe. Das kostet jährlich rund 140 Millionen Euro.

Was die österreichische Schule braucht, ist ein Masterplan zur Überführung des bestehenden Systems, das auf Selektion setzt, in eine Schule, die auf Förderung setzt. Motto: Kein Kind darf verloren gehen. Ein Masterplan besteht aus kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Maßnahmen. Das reicht somit von individueller Förderung bis zur gänzlichen Erneuerung des Schulsystems.