Werden Bundespräsident und Kanzler am 26. Oktober allen Ernstes erneut in der Krypta Kränze niederlegen?
Das wird schön langsam zur unendlichen Geschichte: Seit Monaten fordere ich Verteidigungsminister Norbert Darabos auf, das peinliche und dem Selbstverständnis einer selbstbewussten Republik widersprechende staatsoffizielle Gedenken am zentralen Denkmal unseres Staates beim Äußeren Burgtor auf dem Heldenplatz ein Ende zu bereiten. Darabos reagiert zwar jeweils, macht aber immer nur Symbolisches oder zu kurz Greifendes – das eigenen Erlässen widersprechende Gedenken an Wehrmacht und SS hingegen ist bis heute nicht vollständig beseitigt (Österreich betreibt eine Wehrmachtsgedenkstätte!), die Krypta hat er erst geschlossen, als ich ihm nachgewiesen habe, dass er dort auch namentlich angeführten Massenmördern gedenkt (Krypta-Schließung: Darabos reagiert nur und agiert nicht!).
Heute habe ich daher in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Univ.-Prof. Anton Pelinka erneut darauf hinweisen, dass der Heldenplatz nach wie vor ein Spielplatz für Rechtsextreme, Deutschnationale und Ewiggestrige ist, dass dort nach wie vor unter dem Motto „In Erfüllung ihres Auftrages ließen sie ihr Leben“ an SS, Waffen-SS und Wehrmacht gedacht wird.
Pelinka und ich haben daher etwas gefordert, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: ein Gesamtkonzept für das Äußere Burgtor statt des jetzigen dilettantischen Herumdokterns auf Zuruf!
Dafür braucht es ein unabhängiges und von renommierten Wissenschaftlern besetztes Gremium und nicht Norbert Darabos, seine Militärs und die bisherigen offenkundig nicht auf der Höhe der Zeit befindlichen „Berater“ des Ministers.
Dieses Gremium muss besetzt sein mit parteiunabhängigen HistorikerInnen und PolitikwissenschaftlerInnen, die seit Jahrzehnten mit der Thematik beschäftigen (Anton Pelinka, Walter Manoschek, Peter Pirker, Eva Blimlinger …) und soll ein Konzept vorlegen. Auf Basis dieses Konzeptes wollen wir dann für die Gestaltung eine internationale Ausschreibung.
Und kurzfristig?
Darabos reagiert immer dann, wenn eine Grüne Pressekonferenz ansteht. Letztes Mal hat er am Tag der Pressekonferenz angekündigt, er werde die Totenbücher aus der Krypta entfernen. Das war gut, aber zuwenig.
Heute hat er angekündigt, die „Staatsspitze macht Bogen um den „toten Soldaten““ (Nationalfeiertag: Neuer Platz für Gedenken in Krypta gefunden). Da fragt man sich: Geht´s noch peinlicher? Österreich setzt sich also mit dem Problem nicht auseinander, dafür macht die Staatsspitze einen „Bogen darum“ darum?
Nein, so kann das nicht akzeptiert werden. Darabos muss seinen eigenen (!) „Traditionserlasses“ endlich umsetze. Darin wird ein Anknüpfen Tradition der Wehrmacht ausdrücklich verboten, „traditionsstiftend“ – heißt es da – kann nur „im Einzelfall zu prüfende Verhaltensweisen von Österreichern in der Deutschen Wehrmacht und von Männern und Frauen des pro-österreichischen Widerstands“ sein.
Ich habe daher heute gefordert:
o kein Gedenken in der Krypta unter dem Motto „In Erfüllung ihres Auftrages ließen sie ihr Leben“ für Wehrmacht und Waffen-SS!
o dafür Gedenken für Männer und Frauen des Widerstands, den Partisanen und Partisaninnen, den alliierten Soldaten und Soldatinnen und die Opfer des NS-Regimes!
Ich stimme ihnen zu, wir brauchen kein Gedenken an SS, Waffen-SS oder Wehrmacht. Aber bitte unterlassen sie gie Genaralveruteilung aller Wehrmachtsangehöriger oder die Verherrrlichung von Deserteuren, Partisanen oder allliierter Soldaten.
Ihre so glorreichen (Tito-)Partisanen oder auch Anghörige der Roten Armee waren zu einem erheblichen Teil kaum oder gar nicht besser, als ihre deutschen Gegenstücke.
Weg mit der Krypta und NS-Gedenken. Aber dann sollten auch sämtliche Denkmäler an die Rote Armee oder Stalin verschwinden. Denn ich sehe in der Roten Armee in erster Linie ein Instrument, dass ein ebenso totalitäres Regime wie Nazi-Deutschland an der Macht gehalten hat. Außerdem desweiteren noch ein Regime, dass zu Beginn mit Hitler gemeinsame Sache gemacht hat, siehe Zerschlagung Polens. Und was ist mit den Gulags (russischen KLs)? Euch Grünen würde auch mal eine differenzierte Geschichtsbetrachtung gut tun. Denn selten gibt es nur schwarz/weiß. Aber damit stößt man genauso auf taube Ohre bei Euch, wie mit NS-Vergangenheitsbewältigung bei FPÖ/FPK.
Ich kann Ihnen in vielem zustimmen, aber … … nie habe ich alle Wehrmachtsangehörigen pauschal verurteilt,
… nie habe ich die Rote Armee glorifiziert,
… aber historisches Faktum ist, dass diese Rote Armee Österreich ebenso befreit hat, wie die Partisaninnen und Partisanen.
Nur darum geht es in diesem (!) Zusammenhang.