Der von der ÖVP im Zuge der Verhandlungen über ein neues Dienst- und Besoldungsrecht für Lehrerinnen ins Spiel gebrachte Begriff einer „Präsenzverpflichtung“ (Lehrer: ÖVP stellt Konzept vor) hat zu einiger Verwirrung geführt. Inzwischen hagelt es Vorschläge und Interpretation inklusive schwarzer Rückzugsgefechte. Die SPÖ schaut – wie meist bei bildungspolitischen Auseinandersetzungen – entgeistert zu. Noch immer besteht die Möglichkeit, auf der von einer überparteilichen Plattform initiierten Plattform gegen die schwarze Zweiklassen-PädagogInnen zu unterschreiben: www.zweiklassenpaedagogik.at.

Nach langwierigen Verhandlungen – insgesamt gab es bislang 28 (!) Verhandlungsrunden – hat die ÖVP am Freitag wieder ein völlig neues Modell präsentiert, das zwar an der Ernsthaftigkeit der bislang geführten Verhandlungen Zweifel aufkommen lässt, aber nach (!) der Abwahl der SPÖVP-Regierung im Herbst immerhin Grundlage für ein zukunftsweisendes Modell sein könnte („Lehrerdienstrecht: Töchterle sieht Norwegen als Vorbild“).

Im Kern bedeutet das:

• Gesamtarbeitszeit (1.687,5 Stunden – und somit weniger als in Österreich) unterteilt in einen Bereich, der von der Schule fixiert wird (für Unterricht, Konferenzen, Sprechstunden, Schulskikurs, Sprachwoche etc.) sowie flexible Lehrerarbeitszeit.

• Das norwegische Modell bedeutet auch weitgehende Schulautonomie und Personalhoheit der Schule.

Darüber kann man diskutieren, es erinnert aber doch ein wenig an die drei Arbeitsbereiche ( A-, B- bzw. C-Topf) der heimischen NMS-Lehrkräfte. Sie haben eine jährliche Normarbeitszeit von 1776 Stunden.

Ein Beispiel: Bei 21 Wochenstunden Unterricht ergeben sich 756 Jahresstunden im Tätigkeitsbereich A, hinzu kommen 630 Jahresstunden im Tätigkeitsbereich B (Vor- und Nachbereitung, Korrekturarbeiten). Das sind insgesamt 1386 Jahresstunden. Der Rest fällt in den 3. Arbeitsbereich. Er wird auf Vorschlag der Lehrkraft zwischen Schulleitung und Lehrkraft vereinbart (etwa für Supplierverpflichtung, lehramtliche Pflichten wie Konferenzen, Klassenvorstandschaft, Planungsgespräche, Elternsprechtage, Fortbildung …).

Das norwegische Modell scheint etwas mehr Spielraum für die konkreten Bedürfnisse an den einzelnen Schulen zu lassen – etwa wenn nach dem Montessori- oder Waldorf-Lehrplan unterrichtet wird. Man darf gespannt sein auf die konkreten ÖVP-Vorschläge – oder kommt wieder nichts Konkretes außer heißer Luft?

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“