Volle Beschäftigung an einem Gymnasium plus Überstunden und dann insgesamt ein Nettogehalt von 1.233,68 €? Da steckt doch der Wurm drin! Solche Lehrkräfte sind zu bewundern, wenn sie ihren Job auch noch mit viel Engagement ausüben. Es besteht Handlungsbedarf! Und da kommt die Politik ins Spiel.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat ja viele gute Ideen. Wenn da nicht auch noch die Umsetzung wäre … Eine der guten Ideen ist, dass es für unser „System Schule“ gut wäre, wenn wir mehr qualifizierte Personen aus der Privatwirtschaft, aus Kunst und Kultur für einen Job im Lehrbereich gewinnen könnten. Das erfordert allerdings auch die Entwicklung und Verwirklichung von Umstiegs- und Ausstiegsszenarien für PädagogInnen und eine entsprechende Gehaltskurve. Damit schaut es derzeit aber trist aus.

Gestern war ein Lehrer mit seinem Gehaltszettel bei mir. Er unterrichtet an einem Wiener Gymnasium Musik, ist fachlich hervorragend qualifiziert, hat eine akademische Ausbildung, ist seit 2007 im Beruf und sein Job gefällt ihm. Dienstrechtlich wird er als „Vertragslehrer IIL“ eingestuft, weil er kein Lehramtszeugnis hat. Was er allerdings hat, ist ein „Lehrbefähigungs-Zeugnis“ des Joseph-Haydn-Konservatoriums und weitere Diplome. Dem Amtsschimmel reicht das nicht, den SchülerInnen schon. Das Entlohnungsschema II L ist für Vertragslehrer wie ihn vorgesehen, sie unterrichten ausschließlich sogenannte „nicht gesicherte Stunden“ und müssen jeden Sommer um ihren Job zittern: Wir er verlängert? Wird er nicht verlängert?

Immerhin hat der Kollege einen Job, könnte man einwenden. Richtig, wenn da nicht die beschriebenen Finanzen wären. Denn er muss noch länger warten, bis er auf einen gerechten Lohn kommt. Der Kollege unterricht nicht nur voll, er hat sogar fast drei Überstunden (genau sind es 2,581), ist fleißig und betreut zusätzlich noch das Kustodiat, was extra bezahlt wird. Das führt insgesamt (!) zu einem Bruttolohn von 1.774,39 € und zu einem Nettogehalt von 1.233,68 €. Und das nach drei Jahren Unterrichtstätigkeit zur vollsten Zufriedenheit von SchülerInnen und Vorgesetzten! Übrigens: Letztes Jahr hat er sogar erfolgreich die Matura abgenommen.

Ein zusätzliches Problem: Im Gehaltszettel des Kollegen steht zwar die Gehaltsstufe 12, aber das ist leider falsch. In seinem Schema (II-L/L2b1) gibt es nämlich keine Gehaltsstufen. Er wird also über sein jetziges Einkommen nicht hinauskommen, bekommt in den nächsten Jahren aber vielleicht einen sogenannten Artikel-10-Vertrag, der wieder nur befristet ist. Dieser neue Vertrag kann nach nach zehn Jahren auf Dauer ausgestellt werden (muss aber nicht). Ob die Ministerin da noch viele qualifizierte Menschen aus der Privatwirtshaft, aus Kunst und Kultur bekommt, ist wohl mehr als fraglich.

Falls es weitere Betroffene gibt, bitte melden! Ich glaube, es wäre an der Zeit, eine gesetzliche Initiative zur Besserstellung zu starten.