Die ÖVP schießt bildungspolitisch wild durch die Gegend. Jetzt soll für ProblemschülerInnen die Schulpflicht, im ÖVP-Sprech heißt das nun „Bildungspflicht“, bis zum 18. Lebensjahr verlängert werden. Der Vorschlag wird morgen von einem Expertenrat, den Sebastian Kurz eingesetzt hat, vorgestellt.
Wie immer in den letzten Jahren kommt ein bildungspolitischer Vorschlag somit nicht von einem oder einer BildungspolitikerIn in der ÖVP (solche gibt es, ehrlich!), sondern vom Integrationsstaatssekretär Kurz. Für die Schwarzen scheint Bildung nur noch im Zusammenhang mit Integration ein Thema zu sein.
Ich bin prinzipiell sehr für die Möglichkeit, Schulabschlüsse nachzuholen, aber dieser Vorschlag ist weltfremd und unausgegoren. Wer nach neun Jahren in unserem Schulsystem nicht sinnerfassend lesen und schreiben kann, wird es durch eine zwangsweise verlängerte Beschulung wohl auch nicht schaffen. Oder anders ausgedrückt und frei nach einem alten Sprichwort: „Was Hänschen in diesem Schulsystem bis 15 nicht lernt, wird Hans mit 18 Jahren auch nicht können.“
Wir müssen das Problem grundsätzlich angehen: Die ÖVP schreit wieder einmal „Haltet den Dieb“, einerseits verhindert sie seit Jahren die dringend notwendige grundlegende Schulreform und präsentiert dann andererseits für die von ihr zu verantwortenden Probleme im Bildungsbereich unzulängliche Lösungen. Mich verwundert wirklich, warum zu diesem Thema Migrationsexperten zu Rate gezogen werden und nicht Bildungsexperten.
Wir dürfen während der Schulpflicht nicht wertvolle Zeit verstreichen lassen und dabei zusehen, wie immer mehr Kinder die angestrebten Bildungsziele nicht schaffen. Besser wäre es, wenn sich Sebastian Kurz unser Modell der Grüne Schule anschauen würde, in der Kinder bis zum 14. Lebensjahr gemeinsam lernen und die Möglichkeit zur individuellen Förderung besteht. Kurzfristig brauchen wir gerade in sogenannten Brennpunktschulen zusätzliche Lehrkräfte für Stütz- und Förderunterricht, damit benachteiligte Kinder und Jugendliche während und nicht nach ihrer Schulpflicht Lesen und Schreiben lernen.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
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