Derzeit produziert unser Bildungssystem wieder unnötigen und kontraproduktiven Stress: Für die Kinder der 4. Klasse Volksschule geht es um die künftige Bildungslaufbahn: Hauptschule oder Gymnasium, Neue Mittelschule oder gar „Sonderschule“? Ausschlaggebend sind die Noten. Doch die alles entscheidende Frage lautet: Sind Ziffernnoten aussagekräftig? Basiert die Entscheidung somit auf einer nachvollziehbaren und objektiven Grundlage? Die Antwort lautet leider eindeutig Nein.
Gemeinsam mit dem „PISA-Papst“ Günter Haider habe ich gestern in einem Pressegespräch dazu Stellung genommen. Umfangreich berichtet heute Helmut Schliesselberger in den „Salzburger Nachrichten“ darüber: „Schule geht auch ohne Noten“.
Nur ein Beispiel: Haider verwies auf PISA-Detailauswertungen, aus denen hervorgeht, dass Schüler aus der mittleren Leistungsstufe Noten von Sehr gut bis Nicht genügend haben. 15 Prozent der heimischen Schüler, die die schlechte Note Vier in Mathematik erhalten, gehören zur internationalen PISA-Spitzengruppe in Mathematik.
Schüler aus bildungsfernen Schichten haben bei gleicher Leistung nur die halb so große Chance auf ein Sehr gut, wenn sie das Sehr gut dennoch schaffen, werden sie von ihren Eltern dennoch deutlich häufiger in die Hauptschule statt in die AHS geschickt.
Und die AHS? Vergleicht man die Mathematikleistung der SchülerInnen der beste und die schlechtesten AHS miteinander, wird ein Leistungsunterschied von 160 Punkten, das entspricht dem Abstand der PISA-Leistungen von Finnland zu Mexiko, gemessen. Die Notenverteilung in den Schulen spiegelt die Leistungsunterschiede (sie entsprechen 2 bis 3 ganzen Lernjahren) jedoch nicht wieder. Die Notenverteilung in Schulen mit einer Durchschnittsleistung von über 600 Punkten entspricht jener von Schulen mit unter 500 Punkten Klassendurchschnittsleistung.
Der Reformbedarf ist auch hier offensichtlich!
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