Vorarlbergs Schullandesrat Stemer ist sauer. Auf mich. Wer zornig ist, nimmt´s oft mit der Wahrheit nicht so genau.
Wenn ich eine universitäre Ausbildung für KindergartenpädagogInnen fordere und darauf verweise, dass diese durch die gesellschaftliche Entwicklung und die daraus resultierenden Probleme (vor allem enorme Sprachdefizite bei den Kindern, soziale Auffälligkeiten etc.) vielfach überfordert sind, macht er daraus eine generelle Abqualifizierung des Berufststandes. Soweit, so unfair.
Stemer reagiert zudem völlig jenseitig, wenn er meine Forderung nach einer sanften Ausweitung der Kindergartenpflicht ab drei Jahren als „DDR-Methode“ bezeichnet und gleichzeitig Eltern, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen, staatliche Geldleistungen kürzen will. Kindergartenpflicht und Schulpflicht sind Errungenschaften jedes modernen Staates. Sie wurden in den letzten zwei Jahrhundert gegen den erbitterten Widerstand der Konservativen durchgesetzt.
Wenn heute insbesondere Kinder mit migrantischem Hintergrund mangelnde Deutsch-Kenntnisse aufweisen, aber auch immer mehr einheimische Kinder große Sprachdefizite haben, muss der Staat reagieren und Lösungen anbieten. Nach dem Grünen Modell kann jeder sein Kind vom Kindergarten abmelden, wenn dieses nachweislich die entsprechende Sprachkompetenz besitzt. Ein Blick über seine enge Bergwelt hinaus etwa in die skandinavischen Staaten würde Stemer zeigen, dass unsere Vorschläge dort mit großem Erfolg umgesetzt werden.
Natürlich möchte ich die Ausbildung an der BAKIP nicht schlechtreden. Ich weiß, wie engagiert dort die KollegInnen arbeiten und dass die AbsolventInnen sehr qualifiziert sind. Genauso überzeugt bin ich aber, dass dies in Zukunft nicht ausreichen wird und sowohl das Image, Entlohnung und die Ausbildung verbessert bzw. intensiviert werden müssen. Es ist das alte Problem mit den Konservativen: Jede Höherqualifizierung von Lehrkräften wurde von ihnen bekämpft. Nicht nur in Vorarlberg, hier aber besonders konsequent.
Eine zentrale Aufgabe ist etwa die Integration von Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache und die Förderung in Deutsch als Schulvorbereitung werden. Gesellschaftliche Realität sind bspw. Kinder aus vielen türkischstämmigen Familien, die nicht oder nur sehr schlecht Deutsch können. Aber auch Kinder aus Unterschichtenfamilien, die stundenlang vor dem Fernseher sitzen, haben erhebliche Sprachdefizite. All diese Kinder haben dann in der Schule kaum mehr eine Chance. Das ist ein „Gerechtigkeitsdefizit“, aber auch volkswirtschaftlich ein Problem: Es gehen unserer Gesellschaft viele Begabungen verloren. Das sind nur einige Gründe, warum aus meiner Sicht die Ausbildung der PädagogInnen intensiviert werden muss.
Zudem müssen die Arbeitsbedingungen besser werden: kleinere Gruppen (unser Ziel sind Gruppen mit 15 Kindern und zwei PädagogInnen), speziell geschulte PädagogInnen für die Frühförderung, mehr Möglichkeiten zur individuelle Förderung für jedes einzelne Kind.
Herr Landesrat – wie stehen Sie zu diesen Forderungen? Allein mit konservativem Beharren werden wir die bildungspolitischen Probleme der Zukunft nicht lösen!
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