Man ist erstaunt und positiv überrascht: per Twitter teilt der für Integration zuständige Minister Sebastian Kurz seinen Kurswechsel in Sachen Sprachförderung mit. Einen Artikel über das inklusive Modell der Abraham-Moss-Gesamtschule in Manchester kommentiert er zustimmend: „Ein Erfahrungsbericht über Sprachklassen, die auch für neuzugewanderte Kinder in Österreich eine große Chance wären.“

In dieser Gesamtschule (!) nehmen Kinder, die kein Wort Englisch können, zur Hälfte am Normalunterricht teil und verbringen die restliche Zeit in Sprachförderklassen . Bei jedem festgestellten Fortschritt erhöht sich der Anteil des Normalunterrichts entsprechend. Auf diese Weise wird die Einbindung der Kinder in die Klassengemeinschaft Schritt für Schritt gestärkt.

Dieses inklusive Spracherwerbsmodell britischer Gesamtschulen gleicht dem, was wir wollen. Kurz hingegen hatte noch im April in der Zeitschrift „Die ganze Woche“ in einem Streitgespräch mit mir („Soll die Vorschule abgeschafft werden?“) gefordert, „dass Schulkinder, bevor sie ihre reguläre Schullaufbahn beginnen, ausreichend Deutsch können müssen“: „Sechsjährige, die nicht Deutsch können, sollen deshalb in einer Vorschulklasse die Landessprache erlernen.“

Nun hat der Minister auf die massive Kritik reagiert, die von Lehrkräften sowie Expertinnen und Experten über ihn hereingebrochen ist, und macht einen Wende um 180 Grad. Er hat offensichtlich erkannt, dass die Vorschule Kinder aussondert und sie der Möglichkeit beraubt, mit und von Gleichaltrigen zu lernen.

Die flexible Schuleingangsphase benötigt zur individuellen Förderung der Kinder auch zusätzliche Ressourcen. Je nach Stärken und Schwächen sind die Kinder kürzer oder länger in dieser Mehrstufenklasse. Zwei Jahre sind für mich ein Richtwert: Das eine Kind braucht dann vielleicht drei Jahre, ein anderes wiederum schafft diese Eingangsphase unter Umständen schon in einem Jahr. Hier müssen wir flexibler sein und Kindern jene Zeit geben, die sie brauchen. Mehr Infos über unser Modell gibt es hier (< file name="Flexible-Schuleingangsphase" >.

Ich hoffe, dass nun den Worten auch Taten folgen und wir Vorschulkindern und Kindern der ersten und zweiten Klasse in einer „flexiblen Schuleingangsphase“ gemeinsam unterrichten und individuell fördern. Das gäbe ihnen die Möglichkeit, sich ohne großen Stress langsam an die Schule zu gewöhnen, langsamere Kinder würden nicht beschämt, indem sie ausgesondert werden.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“