Bildungsreform: viel Lyrik, wenig Substanz, kein Mut!
Kurzgefasst: Das, was die Regierung gestern vorgelegt hat, ist ein Ansatz zu einer Reform, die zugleich an den wichtigen Punkten bereits gescheitert ist. Die Schulverwaltung ist im Grunde ein âmore oft he sameâ, die die mehrgleisigen Kompetenzen fortschreibt, teuer und ineffizient bleibt. Auch der Einfluss der (Partei-)Politik bleibt bestehen. Der Beschluss, nur 15% der Standorte und SchĂŒlerInnen eines Bundeslandes zur Modellregion machen zu können, ignoriert den Wunsch von Vorarlberg und Wien, das gesamte Bundesland in die Modellregion Gemeinsame Schule miteinzubeziehen. Das ist undemokratisch und die Fortsetzung eines pĂ€dagogischen HinterwĂ€ldlertums.
Zur Schulautonomie heiĂt es ein bisschen und kosten darf es nichts. StaatssekretĂ€r Harald Mahrer meinte dazu im gestrigen Report-Interview (bis zum 24.11.15 online), die LehrerInnen mĂŒssten Freiheit erst lernen. Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek fĂŒgte an, das alles hĂ€tte âkostenneutralâ zu geschehen, wodurch die Schulautonomie zur befĂŒrchteten MĂ€ngelverwaltung wird. Womit wir wieder bei der Verwaltungsreform wĂ€ren: Das Bildungsministerium hat in Berechnungen vorgelegt, dass eine zentrale Verwaltung der Schulen Einsparungen im Rahmen von 220 Millionen Euro bedeuten wĂŒrde. Das mit dem vorgelegten Modell erzielte Sparvolumen wird mit 6 Millionen Euro beziffert. Das fĂŒr die Schulen dringend notwendige Geld bleibt also nach wie vor in der Verwaltung hĂ€ngen. DafĂŒr ist die oftmals angekĂŒndigte indexbasierte Mittelzuteilung â also mehr Geld in Schulen mit schwierigeren Voraussetzungen â ebenfalls nicht gekommen.
Die Regierung war gestern ĂŒber den ganzen Tag hinweg damit befasst zu verlautbaren, im Mittelpunkt der Verhandlungen sei das Wohl des Kindes gewesen. In der wichtigsten, nĂ€mlich ersten Bildungseinrichtung, den KindergĂ€rten werden ElementarpĂ€dagogInnen weiterhin nicht auf Hochschulniveau ausgebildet, womit wir Schlusslicht innerhalb der OECD-Staaten bleiben. Warum? Weil sich Ăsterreich eine bessere Bezahlung der ElementarpĂ€dagogInnen, die sich durch eine höhere Ausbildung ergeben wĂŒrde, nicht leisten will.
Nun höre ich schon die Stimmen, ob ich denn gar nichts Positives anzumerken hĂ€tte. Doch, es gibt sie, die positiven AnsĂ€tze, wie die EinfĂŒhrung des Bildungskompasses, das zweite Kindergartenjahr, die zentrale Abrechnung der LehrergehĂ€lter, das Mitspracherecht der Schulleitung in Personalfragen, die Abschaffung des Schulversuchs der alternativen Leistungsbeurteilung in der Volksschule und damit die Reduktion von 2.000 Schulversuchen, weil die Schulen nunmehr autonom das weiterfĂŒhren können, was sie schon seit Jahren praktiziert hatten.
Doch unterm Strich bleibt: Eine Zustimmung der GrĂŒnen zu diesem Papier kann es nicht geben. Wenn die Regierung die notwendige Zweidrittelmehrheit mit uns finden will, wird sie sich bewegen mĂŒssen â und zwar nicht nur ein bisschen. Ich habe seit gestern sehr viel Post bekommen. Ein Appell eines Schulleiters endet damit: âSollte es zum Beschluss div. Gesetze im Verfassungsrang kommen und dies die Zustimmung der GrĂŒnen benötigen, dann erweisen bitte Sie und Ihre Fraktion sich als âbeinharteâ Verhandler!â Diesem Wunsch werde ich nachkommen.
Meine Presseunterlage zum Download finden Sie hier:Â presseunterlage_18.11.15_bildungsreform.