11. MĂ€rz 2019

Ethikunterricht – eine unendliche Geschichte

2019-03-11T14:42:28+01:0011.03.19, 14:40 |Kategorien: Bildung, Gesellschaft, Integration|Tags: |

Karikatur von Michael Murschetz aus „Der Standard“

Es liegt doch auf der Hand: In einer multiethnisch, multikulturell und multireligiös verfassten Gesellschaft mĂŒssen Kinder und Jugendliche gemeinsam und nicht getrennt ĂŒber ethische und gesellschaftliche Fragen diskutieren. Nur so kann jener Kitt entstehen, der eine Gesellschaft zusammenhĂ€lt. In Wien sind katholische Kinder in der Pflichtschule bereits in der Minderheit. Die Auseinandersetzung ĂŒber den angesprochenen gesellschaftlichen Kitt ist daher notwendig – vor allem in der Schule. Hinter vorgehaltener Hand stimmen auch Konservative diesem Befund zu.

Allein – es bewegt sich nichts in die richtige Richtung. Seit Jahrzehnten beschĂ€ftigt das Thema Ethikunterricht eine interessierte Öffentlichkeit. Auf diesem Blog und in Gastkommentaren in verschiedenen Zeitungen habe ich in den letzten Jahren immer wieder Stellung bezogen. Zuletzt habe ich am Samstag  im „Standard“ dazu einen „Kommentar der Anderen“ dazu veröffentlicht: „Ethikunterricht – woran es hakt“.

Auch politisch war mir das Thema in meiner Zeit als Bildungssprecher im Nationalrat wichtig. Immerhin habe ich es damals geschafft, eine parlamentarische Enquete zu initiieren. Genutzt hat es allerdings wenig, denn das, was Bildungsminister Heinz Faßmann nun als Lösung prĂ€sentiert hat, ist das Gegenteil von dem, was ExpertInnen in- und außerhalb des Parlaments immer wieder gefordert haben: einen verbindlichen Ethikunterricht fĂŒr ale Kinder und Jugendlichen.

Die Opposition im Nationalrat verschlĂ€ft das Thema grĂ¶ĂŸtenteils. Aus den beiden Regierungsparteien sind nur die alten hausbackenen Argumente zu hören. Ein optimistischer Schlusssatz fĂ€llt mir leider nicht ein.

18. Februar 2015

Es braucht ein eigenes Fach „Ethik- und Religionenunterricht“!

2019-03-05T19:07:31+01:0018.02.15, 12:00 |Kategorien: Bildung, Gesellschaft|Tags: |

Pressekonferenz-Ethikunterricht„In einer unserer vierten Klasse haben sich alle (!) SchĂŒlerinnen und SchĂŒler vom Religionsunterricht abgemeldet“, das hat mir letzte Woche der Administrator einer großen AHS erzĂ€hlt. Eine Stimme von vielen, die auf bestehende Probleme des konfessionellen Religionsunterrichts verweisen. Gemeinsam mit dem Theologen Univ.-Prof. Dr. Anton A. Bucher, an der UniversitĂ€t Salzburg zustĂ€ndig fĂŒr die Ausbildung der katholischen ReligionslehrerInnen und Autor einer lesenswerten Analyse zu diesem Thema, habe ich heute daher meine Forderung nach einem weltanschaulich unabhĂ€ngigen verpflichtenden „Ethik- und Religionenunterricht“ bekrĂ€ftigt. Einen entsprechenden Antrag (Verpflichtender gemeinsamer Ethikunterricht) werde ich nĂ€chste Woche im Nationalrat einbringen.
Wer die Forderung nach einer gemeinsamen Werteerziehung ernst nimmt und wirklich will, dass alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam ĂŒber Themen wie Gewalt, die Stellung der Frau etc. diskutieren, sollte sich dem anschließen.
Der Schulversuch zum Ethikunterricht aber dĂŒmpelt vor sich hin. Vorrang haben muss die ethisch-religionskundliche Bildung aller österreichischen SchĂŒlerInnen – und nicht die Eigeninteressen von Religionsgemeinschaften. Am angemessensten leistet dies ein so weit wie möglich weltanschaulich neutrales Fach Ethik und Religionen, das in Kooperation der Religionsgemeinschaften untereinander und mit dem Staat zu entwickeln wĂ€re, aber auch mit dem Bund der Konfessionsfreien.
FĂŒr ein solches Fach spricht nicht nur, dass es finanziell gĂŒnstiger wĂ€re, sondern auch, dass „konfessioneller“ Religionsunterricht faktisch oft schon lange Religionskunde ist. An Gymnasien verfolgen 80 Prozent der katholischen ReligionslehrerInnen das Ziel, SchĂŒlerInnen sollen andere Religionen kennenlernen, nur 29 Prozent die Glaubenslehre der Kirche.
Das österreichische Schulorganisationsgesetz fordert, dass die Schule auch „sittliche, religiöse und soziale Werte“ an die nachrĂŒckende Generation vermittelt. Lange konnte davon ausgegangen werden, dass dies in einem katholisch geprĂ€gten Land wie Österreich der Religionsunterricht leistet. Doch mittlerweile leben gut zwei Millionen konfessionsfreie MitbĂŒrgerInnen in unserer Republik, der Anteil der Katholiken sank von etwa 90 Prozent im Jahr 1950 auf heute nur noch gut 60 Prozent, zudem melden sich teilweise ganze Schulklassen vom Religionsunterricht ab.
Nachdem Bayern bereits 1972 Ethikunterricht einfĂŒhrte, starteten im Jahre 1997 auch hierzulande Ethikschulversuche, anfĂ€nglich an acht Schulstandorten, mittlerweile an 234. Die ministeriell beauftragte Evaluation der Versuche im Jahre 2000 brachte unter anderem zu Tage:
– Obschon viele SchĂŒlerInnen anfĂ€nglich um ihre Freistunde trauerten, stieß das Fach sehr bald auf hohe Resonanz.
– Ein Jahr zusĂ€tzlicher Ethikunterricht reduzierte Fremdenfeindlichkeit und stĂ€rkte in SchĂŒlerInnen das Wissen dafĂŒr, was ethisch richtig und was falsch ist, sowie die Bereitschaft, entsprechend zu handeln.
– EthiklehrerInnen gelang es, in kulturell-religiös sehr heterogenen Klassen eine AtmosphĂ€re der Toleranz zu schaffen.
Trotz dieser sehr positiven Ergebnisse unternahm die damalige Ministerin Elisabeth Gehrer nichts. Dies auch deswegen, weil die Kirche nicht offiziell fĂŒr Ethikunterricht eintrat. Die Bischofskonferenz Ă€ußerte sich erst positiv fĂŒr Ethikunterricht fĂŒr jene SchĂŒlerInnen, die nicht Religionsunterricht besuchen, nachdem Unterrichtsministerin Claudia Schmied ihre PrĂ€ferenz fĂŒr Ethik fĂŒr alle bekundet hatte. Immerhin kam im Mai 2011 eine parlamentarische Enquete zustande, bei der in einem Punkt Einigkeit bestand: „Vierzehn Jahre Schulversuch sind genug.“
Die Zeit ist ĂŒberfĂ€llig: Nicht zuletzt wegen der gewachsenen Herausforderungen braucht es einen weltanschaulich neutralen verbindlichen Ethik- und Religionenunterricht ab der Sekundarstufe.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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