Demokratie in Gefahr?
Mit Optimismus in das Neue Jahr? Ein eher schwieriges Unterfangen angesichts der politischen Entwicklungen hierzulande und anderswo. Es geht ans GrundsĂ€tzliche: Unter dem Titel âDemokratie in Gefahr?â habe ich dazu daher in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:
Weltweit kommen immer mehr Menschen an die Macht, denen es grundlegend an AnstĂ€ndigkeit, Menschlichkeit und an IntegritĂ€t mangelt. MitgefĂŒhl gilt als SchwĂ€che, ungehemmte MachtausĂŒbung als StĂ€rke.
Der kĂŒnftig mĂ€chtigste Mann der Welt stellt gleich die gesamte bisherige Ordnung auf den Kopf. Trumps radikale Rhetorik hat WĂ€hlerinnen und WĂ€hler nicht abgeschreckt, sondern im Gegenteil motiviert. Seine dezidiert geĂ€uĂerte Bewunderung fĂŒr Adolf Hitler hĂ€tte ihn noch vor einigen Jahren zum Minderheitenprogramm gemacht, heute stört das viele offenkundig nicht mehr. Wie gefĂ€hrlich das ist, muss wohl nicht eigens betont werden.
Der deutsche Soziologe und Publizist Harald Welzer hat kĂŒrzlich in der Tageszeitung âtazâ gemeint, Trumps Wahl erinnere ihn an Deutschland im JĂ€nner 1933: âDie GleichgĂŒltigkeit der Anderen lieĂ die Nazis damals gewĂ€hren.â Viele haben deren Regime als kurzfristiges PhĂ€nomen betrachtet. Ein tödlicher Irrtum mit katastrophalen Folgen fĂŒr die ganze Welt.
Trump ist nicht Hitler, aber allein schon die ersten Handlungen vor seiner Angelobung lassen Alarmglocken schrillen. Er will die Verfassung âauĂer Kraft setzenâ, droht mit der Entlassung tausender angeblich âilloyalerâ Mitarbeiter in der Verwaltung und erwĂ€gt einen Lizenzentzug fĂŒr kritische Medien sowie die juristische Verfolgung politischer Gegner. Das geht bis hin zum unverhohlenen totalitĂ€ren Machtanspruch: âIch brauche GenerĂ€le, wie Hitler sie hatte.â
Ăhnliche SĂ€tze hören wir von Machthabern in vielen anderen LĂ€ndern der Welt: Wladimir Putin, Javier Milei, Viktor OrbĂĄn, Benjamin Netanjahu âŠ
Und Ăsterreich? Walter Rosenkranz ist von FPĂ und ĂVP demokratisch in sein Amt gewĂ€hlt worden. Schon in den ersten Tagen hat er ĂŒberdeutlich gezeigt, dass er nicht an eine ĂŒberparteiliche AmtsfĂŒhrung denkt und sich auch an die bislang herrschenden âUsancenâ nicht halten will. Diese Missachtung von âUsancenâ hat ĂŒbrigens jene nicht gestört, die zuletzt vom BundesprĂ€sidenten lautstark gefordert haben, er mĂŒsse Herbert Kickl, der ihn als âsenile Mumie in der Hofburgâ bezeichnet hat, mit der Regierungsbildung beauftragen.
FĂŒr die Zivilgesellschaft heiĂt das wachsam bleiben, denn die Demokratie ist ein fragiles Gebilde. Rechtsextreme nutzen die zunehmende soziale Ungleichheit, die Verunsicherung vieler Menschen durch Probleme wie zunehmende soziale Ungleichheit, Migration oder die Klimakrise fĂŒr ihre Zwecke aus. Zugleich bemerkt man eine gewisse Apathie gegenĂŒber dem schrittweisen Abbau eines demokratischen Grundkonsenses.
Harald Welzer warnt mit dem Hinweis auf die gefĂ€hrliche âGleichgĂŒltigkeitâ gegenĂŒber dieser Entwicklung mit dem Verweis auf 1933 zurecht: âSie darf sich nicht wiederholen.â Ansonsten werden wir uns â um den gescheiterten FPĂ-PrĂ€sidentschaftskandidaten Norbert Hofer zu zitieren â ânoch wundern, was alles möglich istâ!