Touristik-Irrsinn am Arlberg

2020-11-10T09:38:55+01:0009.11.20, 8:43 |Kategorien: Klima und Umwelt|Tags: , , |

Der Arlberg ist ein Paradies fĂŒr Schifahrer und andere Wintersportler. Einige (!) Verantwortliche im Tourismusbereich tun alles dafĂŒr, dass das nicht so bleibt. Nichts gelernt aus den Vorkommnissen im Montafon (Ausbau der Beschneiung) oder von Ischgl (Ballermann der Alpen)?

In den „Vorarlberger Nachrichten“ habe ich das Thema unter dem Titel „Uns gehört die Welt!“ aufgegriffen.  Hier (oder ĂŒber den Link oben) zum Nachlesen:

Übertriebene SensibilitĂ€t fĂŒr die Natur konnte man den Tourismusverantwortlichen am Arlberg nie vorwerfen. Der frĂŒhere Seilbahn-Boss Michael Manhart hat mit Ausbauprojekten oder dem unverantwortlichen Heliskiing das Blut der fĂŒr Naturschutz ZustĂ€ndigen immer wieder in Wallung gebracht.

In den letzten Wochen haben die geplanten Weltcuprennen in ZĂŒrs erneut fĂŒr Aufregung gesorgt – und zu fĂŒnf Anzeigen gefĂŒhrt. Arroganz, Ignoranz oder schlicht UnfĂ€higkeit der Verantwortlichen? Oder von allem ein bisschen?

An den Gesetzen vorbei

FĂŒr die Pisten mussten fast 17.000 Quadratmeter GelĂ€nde umgegraben werden – ohne vorliegende Genehmigung. Sie wurde erst nachtrĂ€glich erteilt. Zudem mussten Behördenvertreter bei der Verhandlung ĂŒber einen Antrag fĂŒr ein Schneedepot feststellen, dass dieses bereits vorhanden war.

Auch 20 Lichtmasten samt massiven Betonfundamenten wurden ohne Genehmigung errichtet. Ja, nicht einmal die notwendigen Umwidmungen durch die Gemeinde waren – und sind – vorhanden. Dabei wĂ€re das wohl kein großes Problem, ist doch der neugewĂ€hlte BĂŒrgermeister gleichzeitig Chef des Organisationskomitees.

GrĂŒĂŸe von der Klimakrise

Das mit enormem Energieverbrauch um teures Geld schon vor Wochen angelegte Schneedepot ist in den letzten Wochen ĂŒbrigens weitgehend geschmolzen. Weitere Beschneiung ist zurzeit wegen der hohen Temperaturen nicht möglich. Das kann nicht ĂŒberraschen: Haben die Verantwortlich die KlimaerwĂ€rmung nicht mitbekommen?

Das fĂŒr nĂ€chstes Wochenende vorgesehene Rennen musste daher verschoben werden. Der 300 Meter lange Rennhang mit seinem immer schmaler werdenden weißen Streifen ist jetzt Sinnbild fĂŒr die fatale „Uns gehört die Welt“-MentalitĂ€t einiger Touristiker und ihren brachialen Umgang mit der Natur.

Schlimm genug, dass das sonst so sparsame Land Vorarlberg dieses Spektakel mit 1,3 Millionen Euro unterstĂŒtzt. ZusĂ€tzlich soll es auch noch eine nicht nĂ€her bezifferte „Veranstaltungsförderung“ geben.

Konsequenzen?

Die zustĂ€ndige Sportlandes­rĂ€tin Martina RĂŒscher bezeichnet die VorgĂ€nge am Arlberg als „unerfreulich“. Das ist reichlich untertrieben: Sie sind ein Skandal. Es wĂ€re daher sehr wohl zu prĂŒfen, ob die Landesgelder nicht zurĂŒckgefordert werden mĂŒssen. Immerhin handelt es sich um eklatante VerstĂ¶ĂŸe gegen bestehende Gesetze.

RĂŒscher meint, das Land stehe auch weiterhin zum Projekt. Wer ist „das Land“? Sie als zustĂ€ndige LandesrĂ€tin? Die gesamte Regierung? Oder die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger?

Mittlerweile wird am Arlberg die Verantwortung fĂŒr das Desaster munter hin und hergeschoben. BĂŒrgermeister Stefan Jochum als gleichzeitiger Chef des Organisationskomitees schiebt sie an „seinen“ PrĂ€sidenten Patrick Ortlieb. Der wiederum meint, Jochum sei verantwortlich.

Zumindest das hÀtte es zu Manharts Zeit nicht gegeben!

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