30. Dezember 2013

Sebastian Kurz lenkt bei Sprachförderung ein!

2013-12-30T09:50:00+01:0030.12.13, 9:50 |Kategorien: Bildung|Tags: , |

Man ist erstaunt und positiv überrascht: per Twitter teilt der für Integration zuständige Minister Sebastian Kurz seinen Kurswechsel in Sachen Sprachförderung mit. Einen Artikel über das inklusive Modell der Abraham-Moss-Gesamtschule in Manchester kommentiert er zustimmend: „Ein Erfahrungsbericht über Sprachklassen, die auch für neuzugewanderte Kinder in Österreich eine große Chance wären.“

In dieser Gesamtschule (!) nehmen Kinder, die kein Wort Englisch können, zur Hälfte am Normalunterricht teil und verbringen die restliche Zeit in Sprachförderklassen . Bei jedem festgestellten Fortschritt erhöht sich der Anteil des Normalunterrichts entsprechend. Auf diese Weise wird die Einbindung der Kinder in die Klassengemeinschaft Schritt für Schritt gestärkt.

Dieses inklusive Spracherwerbsmodell britischer Gesamtschulen gleicht dem, was wir wollen. Kurz hingegen hatte noch im April in der Zeitschrift „Die ganze Woche“ in einem Streitgespräch mit mir („Soll die Vorschule abgeschafft werden?“) gefordert, „dass Schulkinder, bevor sie ihre reguläre Schullaufbahn beginnen, ausreichend Deutsch können müssen“: „Sechsjährige, die nicht Deutsch können, sollen deshalb in einer Vorschulklasse die Landessprache erlernen.“

Nun hat der Minister auf die massive Kritik reagiert, die von Lehrkräften sowie Expertinnen und Experten über ihn hereingebrochen ist, und macht einen Wende um 180 Grad. Er hat offensichtlich erkannt, dass die Vorschule Kinder aussondert und sie der Möglichkeit beraubt, mit und von Gleichaltrigen zu lernen.

Die flexible Schuleingangsphase benötigt zur individuellen Förderung der Kinder auch zusätzliche Ressourcen. Je nach Stärken und Schwächen sind die Kinder kürzer oder länger in dieser Mehrstufenklasse. Zwei Jahre sind für mich ein Richtwert: Das eine Kind braucht dann vielleicht drei Jahre, ein anderes wiederum schafft diese Eingangsphase unter Umständen schon in einem Jahr. Hier müssen wir flexibler sein und Kindern jene Zeit geben, die sie brauchen. Mehr Infos über unser Modell gibt es hier (< file name="Flexible-Schuleingangsphase" >.

Ich hoffe, dass nun den Worten auch Taten folgen und wir Vorschulkindern und Kindern der ersten und zweiten Klasse in einer „flexiblen Schuleingangsphase“ gemeinsam unterrichten und individuell fördern. Das gäbe ihnen die Möglichkeit, sich ohne großen Stress langsam an die Schule zu gewöhnen, langsamere Kinder würden nicht beschämt, indem sie ausgesondert werden.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

30. Oktober 2012

Sebastian Kurz – um welche „Werte“ geht es?

2012-10-30T08:17:00+01:0030.10.12, 8:17 |Kategorien: Integration|Tags: |

Sebastian Kurz ist zum Glück nicht mehr mit dem von ihm so bezeichneten „Geilomobil“ unterwegs (Bild). Sachlicher geworden ist er aber kaum. Der Staatssekretär macht es einem sehr schwer, seine öffentlichen Ansagen ausgewogen zu kommentieren – Kurz ist noch immer schlicht zu populistisch und arbeitet de facto Heinz-Christian Strache in die Arme!

Neues Beispiel sind die Kurz-Thesen zu einer „Staatsbürgerschaftsprüfung neu“. Er will „Werte“ abfragen. Die Frage ist, um welche „Werte“ es dabei geht.

Der jugendliche Staatsekretär hat im April diesen Jahres als Reaktion auf meine parlamentarische Anfrage und auf die darauf folgenden Medienberichte eine Überarbeitung der Staatsbürgerschaftsprüfung angekündigt. Weg vom Wissen solle der Test gehen, hin zu den Werten. Welche Werte das nun genau sind, wie man diese „abfragt“ und wer sie definieren wird – das alles ist er bisher freilich schuldig geblieben.

Ein Blick in die Geschichte sollte Kurz bei der Suche helfen: Es war im Austrofaschismus, als erstmals eine Staatsbürgerkunde eingeführt wurde, die eine Erziehungsfunktion als Ziel definierte. Das begann im April 1933 mit der Aufhebung des Glöckel-Erlasses, womit die 14-jährige Trennung von Staat bzw. Schule und Religion ein jähes Ende fand („Glöckel-Erlass aufgehoben. Forträumung des Revolutionsschuttes auch im Unterrichtswesen“, war damals in der christlichsozialen „Reichspost“ zu lesen), setzte sich fort mit der Verfügung, dass nach Beendigung der Schulgottesdienste die Bundeshymne zu singen sei und führte per Erlass zur Forcierung der „vaterländischen Erziehung“, die eine „Erfassung des inneren Menschen und Bildung einer gediegenen Gesinnung“ bezwecken sollte. 1949 folgte ein „Erlass zur Staatsbürgerlichen Erziehung“, der auf „die Weckung und Pflege des Österreichischen Heimat- und Kulturbewusstseins“ und die Erziehung „zu treuen und tüchtigen Bürgern der Republik“ abzielte. Ende der 1970er Jahren wurde damit Schluss gemacht, heute definiert der Lehrplan als Ziel politischer Bildung u.a.: „Der Unterricht soll die Bereitschaft und Fähigkeit zu politischem Handeln fördern. Dazu ist es erforderlich, eigene Positionen zu artikulieren, Positionen anderer zu verstehen und aufzugreifen, sowie an der gemeinsamen Entwicklung von Lösungen mitzuwirken.“

Staatssekretär Kurz lässt nun an einer Rot-Weiß-Rot-Fibel basteln, worin stehen wird, „wie Österreich tickt“ und die als Grundlage für den neuen, „wertebasierten“ Staatsbürgerschaftstest dienen soll. Der Erwerbsprozess der Staatsbürgerschaft mit integrierter Erziehungsfunktion? – Hoffentlich kein pädagogischer Rückgriff auf vergangene Zeiten, von denen wir meinten, sie seien längst vorbei.

Wie schreibt Lisa Nimmervoll in einem hervorragenden Standard-Kommentar zum Nationalfeiertag? „Das ist das Problem mit der rhetorischen Wertehuldigung. Die verbale Flucht zu neuen oder alten ‚Werten’ ist eher ein suspektes Zeichen. Wer so offensiv über Werte reden muss, könnte Defizite oder Makel im Handeln kaschieren wollen.“

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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