Nationalfeiertag am 8. Mai?

2020-05-11T11:17:39+02:0011.05.20, 11:09 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , |

„Tag der Befreiung“ und ein „Tag der Freude“? Auf alle FĂ€lle!

Die Rede ist vom 8. Mai 1945 – dem Sieg der Alliierten ĂŒber das nationalsozialistische Deutschland.

Soll der 8. Mai in Österreich zum Nationalfeiertag erklĂ€rt werden? Ich bin seit langem dafĂŒr. Übrigens erinnern ja auch die gesprengten Ketten an den Greifarmen des Adlers in unserem Wappen an dieses Ergeignis. Mein Kommentar zu diesem Thema in den „Vorarlberger Nachrichten“:

Tag der Befreiung!

Am letzten Freitag waren es genau 75 Jahre, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen ist. Viele in Österreich haben das NS-Verbrecherregime unterstĂŒtzt, einige haben Widerstand geleistet. In deren Tradition sollten wir uns stellen. Denn nicht „wir“ haben den Krieg verloren, sondern die Deutsche Wehrmacht und der Nationalsozialismus.

Das offizielle Österreich hat sich schon 1945 dieser Lesart der Geschichte angeschlossen, faktenwidrig wollte man sich allerdings selbst nur als „Opfer“ sehen. Äußeres Zeichen dafĂŒr war das verĂ€nderte offizielle Symbol unseres Staates. Man ĂŒbernahm zwar das Wappen aus der Ersten Republik, fĂŒgte aber gesprengten Ketten an den Greifarmen des Adlers hinzu, um die Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus zu symbolisieren.

Es hat lange gedauert, bis dieser nach außen getragene antifaschistische Grundkonsens nicht nur politische OpportunitĂ€t war, sondern auch zur Überzeugung der Mehrheit wurde. Es ist daher nicht verwunderlich, dass man bei uns den 8. Mai lange Zeit nicht als „Tag der Befreiung“ gefeiert hat, sondern lieber an das Kriegsende erinnerte.

Problematisches Gedenken

Der Heldenplatz hingegen, symboltrĂ€chtig beladener zentraler Ort der Republik, wurde sogar jahrelang von Ewiggestrigen missbraucht, um dort ein „Heldengedenken“ fĂŒr Mitglieder der Waffen-SS und der Wehrmacht zu veranstalten. In gespenstischem Ambiente wurde mit Fackelzug die Niederlage Hitler-Deutschlands betrauert. Erinnerungen wurden wach an den 15. MĂ€rz 1938, als hier Hunderttausende den von Adolf Hitler verkĂŒndeten „Anschluss“ an das Deutsche Reich bejubelten.

Sogar auslĂ€ndische StaatsgĂ€ste wurden meist zur „HeldengedenkstĂ€tte“ im Äußeren Burgtor des Heldenplatzes gefĂŒhrt und nicht etwa zum dĂŒrftig gestalteten Weiheraum fĂŒr die österreichischen WiderstandskĂ€mpferinnen und -kĂ€mpfer.

WĂŒrdige GedenkstĂ€tte

Das alles ist zum GlĂŒck seit ein paar Jahren Geschichte. Noch immer aber ist die Republik nicht in der Lage, insbesondere die Krypta am Heldenplatz so zu gestalten, wie es einer demokratischen Republik wĂŒrdig wĂ€re. Eine zu errichtende GedenkstĂ€tte sollte jene ehren, die einen Beitrag zur Wiedererrichtung Österreichs geleistet haben – die Menschen des Widerstands und die Soldaten der Alliierten.

Der berĂŒhmte Satz „Österreich ist frei!“ von Außenminister Leopold Figl war in den letzten Tagen in vielen historischen Dokumentationen zu hören. Er stammt bezeichnenderweise vom 15. Mai 1955 und nimmt Bezug auf die Unterzeichnung des Staatsvertrages. Damit wird die Besatzungszeit von 1945 bis 1955 in fataler Weise mit der siebenjĂ€hrigen NS-Diktatur gleichgesetzt. Es wĂ€re an der Zeit, das kritisch zu hinterfragen.

Als „Tag der Befreiung“ eignet sich nur der 8. Mai, als Österreich mithilfe der Alliierten wieder selbststĂ€ndig wurde und eine Demokratie aufbauen konnte. Es wĂ€re angebracht, diesen Tag statt des 26. Oktober zum Nationalfeiertag zu erklĂ€ren.