Eskaliert der Ukraine-Konflikt?
Unfassbar, was fĂŒr Aussagen in Sachen Ukrainekrieg zuletzt zu hören waren. Frankreichs PrĂ€sident Emmanuel Macron zieht gar eine Eskalation und den Einsatz europĂ€ischer Soldaten in der Ukraine in Betracht. Dieses Spiel mit dem Feuer ist skandalös. Jetzt rĂ€cht sich, dass in den vergangenen zwei Jahren kaum Gedanken darĂŒber verschwendet wurden, wie man das Töten beenden kann. Jeder Gedanke dazu wurde umgehend alsâPutin-Verstehereiâ diskreditiert. Unter dem Titel âDiplomatie vonnötenâ habe ich das in einem Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten thematisiert. Hier zum Nachlesen:
Die amerikanische Regierung, die UNO, die EU â sie alle mahnten Israel in den letzten Wochen angesichts der vielen Opfer im Gazastreifen zur MĂ€Ăigung. Dabei ist unbestritten, dass die Terrororganisation Hamas mit ihrem barbarischen Angriff den Konflikt ausgelöst hat. Die militĂ€rische Antwort empfinden sogar viele in Israel und der engste VerbĂŒndete USA als unverhĂ€ltnismĂ€Ăig. Gefordert werden Verhandlungen ĂŒber einen Waffenstillstand.
Tote ĂŒber Tote
Anders ist derzeit noch die Situation in der Ukraine. Wie viele Tote die russische Aggression bislang gefordert hat, ist unbekannt. Die kolportierten Zahlen gehen weit auseinander, es sind aber jedenfalls Hunderttausende.
Auch hier ist die Schuldfrage eindeutig. Sind aber deshalb Forderungen nach einem Waffenstillstand nicht statthaft? WĂŒrden sie Putins Aggression automatisch rechtfertigen? So sehen das offensichtlich viele, denn im Gegensatz zum israelisch-palĂ€stinensischen Konflikt fehlen Zurufe aus dem Westen, zumindest fĂŒr einige Zeit einen Waffenstillstand anzustreben.Eine der wenigen Stimmen kommt von Vorarlbergs MilitĂ€rkommandant Gunther Hessel. Er hat am Samstag im VN-Interview gemeint, er sei angesichts der militĂ€rischen Pattsituation fĂŒr Verhandlungen ĂŒber einen Waffenstillstand: Die Diplomatie mĂŒsse âim Hintergrund Druck ausĂŒbenâ.
In den bekanntlich immer unsozialer werdenden âsozialen Medienâ ging es daraufhin rund: âNaivitĂ€tâ und âarmselige Argumentationâ waren die harmlosesten VorwĂŒrfe, auch von einem âBĂŒttel Putinsâ war da die Rede. Ein âBĂŒttelâ, wer das Sterben beenden will?
Es ist verstörend, dass in Deutschland ausgerechnet die GrĂŒnen als einstige Friedenspartei vehement immer mehr und immer gefĂ€hrlichere Waffen in einen Krieg schicken wollen, der gegen die Atommacht Russland nicht zu gewinnen ist. FrĂŒher hieĂ es einmal âFrieden schaffen ohne Waffenâ. Jetzt soll anscheinend die Ukraine einen Stellvertreterkrieg fĂŒr âden Westenâ fĂŒhren â und blutet dabei aus.
Stimme aus der Ukraine
Was bei uns in der Debatte tabuisiert wird, sagt Andrij Melnyk unverblĂŒmt. Dabei ist der frĂŒhere ukrainische Botschafter in Deutschland zu Beginn des Krieges als Scharfmacher aufgefallen: âMir ist es gelungen, die Berliner Politik aus ihrer Lethargie zu holen.â Im Interview mit dem âTagesspiegelâ meint er: âNach meiner persönlichen Ăberzeugung wĂ€re es klug, wenn unsere VerbĂŒndeten diskret in Moskau ausloten könnten, ob echte Kompromissbereitschaft besteht.â
Am Montag hat Frankreichs PrĂ€sident Emmanuel Macron die Entsendung westlicher Soldaten in die Ukraine nicht mehr ausgeschlossen. Zurecht zeigte sich daraufhin Bundeskanzler Karl Nehammer besorgt und auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz schlieĂt dies zum GlĂŒck kategorisch aus. Europa hat die Wahl zwischen Diplomatie und Eskalation. Letzteres bis zum globalen Krieg, der uns an den Rand der Vernichtung bringen könnte? Jetzt braucht es besonnene Politik und keine Kriegstreiberei!