Lehrerinnen und Lehrer spielen eine entscheidende Rolle bei der längst fälligen Umgestaltung des österreichischen Schulwesens, daran sollten morgen – am WeltlehrerInnentag der UNESCO – jene denken, deren Hauptanliegen das LehrerInnen-Bashing ist.

Eines ist nämlich sicher: Derzeit gibt es in Österreich zu wenig Anerkennung für die wertvolle Arbeit der LehrerInnen und KindergartenpädagogInnen. Sie haben einen der wichtigsten Berufe überhaupt, bilden die nächste Generation aus und sichern damit die Grundlage für unseren Wohlstand und den sozialen Frieden in unserem Land.

Damit sie das erfolgreich tun können, sind wir als Gesellschaft gefordert. Und ist vor allem die Politik gefordert. Notwendig sind grundlegende Reformen im österreichischen Schulsystem – z.B. die Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen oder die Möglichkeit zur Individualisierung des Unterrichts. All das funktioniert in der Praxis nämlich nur, wenn die LehrerInnen im Klassenzimmer diese Veränderungen mittragen. Jede Schulreform beginnt und endet mit den Lehrerinnen und Lehrern. Daher sind auch ein motivierendes neues Dienstrecht, eine leistungsgerechte Entlohnung und zeitgemäße und entsprechend ausgestaltete Arbeitsplätze unbedingt notwendig.

Wir müssen uns aber auch Gedanken machen über eine zeitgemäße Interpretation der Rolle von Lehrkräften. Ich verstehe diese weniger als „RichterInnen“, sondern eher als „Coaches“.

„Begleitmaßnahmen“ auf dem Weg dorthin sind der gänzliche Verzicht auf die Notengebung zumindest in der Volksschule und statt dessen eine differenzierte Beurteilung der Leistungsfortschritte, zumal in einer Gesamtschule der Sechs- bis Vierzehnjährigen die Leistungsbeurteilung in der vierten Klasse nicht mehr, wie bisher, die Weichen für die weitere Schullaufbahn stellen würde.

Bei allen internationalen Vergleichen von Schulsystemen sticht ein Ergebnis hervor: Jene Länder schneiden am besten ab, die in die Ausbildung der pädagogischen Kräfte im primären Bildungsbereich nicht weniger, auf jeden Fall gleich viel, wenn nicht mehr investieren, als in jene der Lehrkräfte im sekundären und tertiären Bereich. Und ein zweites Faktum: In diesen Ländern existiert ein System lebenslanger beruflicher Weiterbildung der Lehrkräfte. Sie sind aber auch für die Lernerfolge oder -misserfolge der Schülerinnen und Schüler mitverantwortlich.

Diese Mitverantwortung besteht in der rechtzeitigen Mobilisierung individueller Lernhilfe für jene, die zurückzubleiben drohen. Das bedeutet aber auch zusätzliche Zeit von Lehrkräften, mithin zusätzliche Personalressourcen und damit zusätzliche Finanzmittel.

Um die Kompetenz einer Lehrkraft und den Erfolg unterstützender Maßnahmen zu bewerten, bedarf es externer Bewertungen der Kompetenzen, des Kenntnisstandes und der Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler. Erst durch externe, also von der einzelnen Lehrperson unabhängige Evaluierungen sind Bewertungen und folglich auch Vergleiche der Leistungen von Lehrenden möglich. Solche objektivierenden Vergleiche sollten auch zwischen einzelnen Schulen vorgenommen werden. Dadurch lassen sich Defizite bei Lernenden und Lehrenden feststellen und Gegenmaßnahmen einleiten.

Bei uns wäre ein solches System gewöhnungsbedürftig. Doch eine Schule, die in erster Linie das Wohl der Kinder im Auge hat, sollte sich einer kritischen Bewertung der jeweiligen Fähigkeiten und Leistungen von Lehrkräften und der Einrichtung insgesamt nicht verschließen. Dabei können schulexterne Faktoren – etwa überdurchschnittlich viele SchülerInnen aus bildungsfernen Schichten und/oder mit nichtdeutscher Muttersprache – gut berücksichtigt werden.