Drei von vier LehrerInnen sind ohne Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen bereit, an einer „echten“ Ganztagsschule zu unterrichten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter mehr als 1000 LehrerInnen in Vorarlberg. Auf die Frage „Wären Sie bereit, in ganztägig geführten Schulen zu unterrichten, sofern keine längere Anwesenheitspflicht besteht?“ haben 76,5 mit „Ja“ und nur 16,1 mit „Nein“ geantwortet, der Rest hat keine Antwort gegeben.
Was leistet eine Ganztagsschule mit verschränktem Unterricht? Sie bietet den Eltern nicht nur die gesicherte Betreuung der Kinder am Nachmittag, das tun Horte auch. Ganztagsschulen erlauben es, die Hochleistungsphasen der Kinder am Vormittag und am Nachmittag zu nutzen, den Tagesablauf in der Schule kindgerecht zu gestalten, flexibel auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und allen Kindern gleichermaßen die notwendige Unterstützung bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen zu bieten.
Kinder in Ganztagsschulen mit verschränktem Unterricht haben keine Schultaschen. Sie nehmen keine Arbeit mit nachhause. Das tägliche Hausaufgabendrama zuhause mit den Eltern, unter Anleitung älterer Geschwister oder gar teuer bezahlt in externen Instituten entfällt. Nach der Schule haben die Kinder tatsächlich frei. Sie können entweder von den schulischen Angeboten wie Sport- oder Musikunterricht Gebrauch machen, gemeinsam mit ihren Eltern andere Freizeitangebote nutzen oder einfach nichts tun.
Die räumliche Ausstattung einer Ganztagsschule mit verschränktem Unterricht ist natürlich eine andere als bei einer reinen Vormittagsschule. Eine Schulküche mit angeschlossener Mensa für SchülerInnen und LehrerInnen ist notwendig. Kinder sollen nicht den ganzen Tag in einem Klassenraum verbringen. Freizeiträume, Erholungsbereiche, Rückzugsmöglichkeiten, Sportanlagen und Freiflächen und nach Möglichkeit ein großer Garten, bieten eine abwechslungsreiche und anregende Umgebung.
Die für Kinder besonders gut geeignete Form des verschränkten Unterrichts bleibt bei der Realisierung dieses Vorschlags hauptsächlich jenen Kindern vorbehalten, deren Eltern sich diese Form des Unterrichts leisten können. Nicht umsonst bieten bereits heute viele Privatschulen den verschränkten Unterricht an. Er wird von den Eltern gefordert, weil er für die Kinder am besten geeignet ist. Wo eine Wahlmöglichkeit besteht, gibt es auch immer Selektion anhand sozialer Kriterien. Im öffentlichen Schulsystem, vor allem in der Pflichtschule, hat diese Selektion nichts verloren.
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