mauthausen_befreiung

Heute vor 70 Jahren: Zwei amerikanische Panzerspähwagen erreichen das Konzentrationslager Mauthausen, das zwei Tage zuvor von der flüchtenden SS verlassen worden ist. Die dort verbliebene Polizeieinheit wird entwaffnet und die Verwaltung den Häftlingen übergeben. Am 7. Mai schließlich rückt die 11. US-Panzerdivision nach und übernimmt die Versorgung der in Mauthausen und den Außenlagern verbliebenen etwa 18.000 Häftlinge. Ein spanischer Häftling berichtet:

„Endlich die Freiheit! Ich befand mich zum Zeitpunkt der Ankunft der amerikanischen Soldaten im Block 12. Zwei oder drei Tage zuvor hatte die spanische Organisation beschlossen, ein Transparent anzufertigen, um die Ankunft unserer Befreier zu begrüßen. (…) Das Transparent war 1,50 m hoch und 20 m lang. Auf Spanisch schrieben wir darauf: Los Espagnoles antifascistas saludan a las fuerzas liberadoras – Die spanischen Antifaschisten begrüßen die Befreiungstruppen. In die Mitte kamen die Fahnen der Alliierten und auf jede Seite ein Willkommensgruß auf Englisch und Russisch. (…) Als uns die Nachricht erreichte, war ich gerade dabei, die russische Übersetzung zu schreiben. Wir mussten unsere Arbeit in aller Eile fertig stellen. Deswegen sieht man auf dem … Foto … beim Wachturmgiebel die russische Inschrift mit so schlecht vorgezeichneten, eilig geschriebenen Lettern. Ein paar Minuten später wurde das Transparent gehisst und am Giebel befestigt, zur großen Überraschung des gesamten Lagers. Während dieser Zeit herrschten im Lager Euphorie und Durcheinander.“ (http://www.mauthausen-memorial.at/db/admin/de/show_article.php?carticle=359&topopup=1)

Ich bin nicht imstande nachzuvollziehen, was Mauthausen und seine Außenlager für die etwa 200.000 Gefangenen bedeutet haben. Auch nicht, wie es gewesen sein muss, als die SS-Mörder abgezogen und dann endlich die Befreier gekommen sind. Ich weiß aber, wo meine, wo unsere Verantwortung heute liegt.

Dazu gehört, Mauthausen als würdige Gedenkstätte zu bewahren, aber auch als Lernraum für die Nachgeborenen zu gestalten. Ich will, dass dies ohne buchhalterisches Kalkül, ohne Machtspiele und ohne Parteieneinfluss geschehen kann. Viele Tausende sind in Mauthausen ermordet worden, weil sie für Demokratie und für eine menschengerechte Gesellschaft eingetreten sind. Ich will, dass wir wenigstens hier bedingungslos ein Stück jener Verantwortung wahrnehmen, die wir viel zu lange von uns gewiesen haben.

(Foto: National Archives and Records Administration, College Park Archiv der KZ-Gedenkstaette Mauthausen Time/Life Syndication United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Ilona Shechter Defense Audiovisual Agency; http://digitalassets.ushmm.org/photoarchives/detail.aspx?id=5632&search=&index=610)