Jetzt wird wieder drauflos analysiert – und jeder kennt sie, die Lehren aus der Steiermark-Wahl. Ich gestehe: Ich habe mehr Fragen als Antworten.
Die wichtigste Frage: Wäre das FPÖ-Ergebnis anders, wenn die Blauen Donald Duck oder Onkel Dagobert aufstellen würden statt eines Spitzenkandidaten … wie heißt der noch? Ich glaube nicht. Die „Politik der Gefühle“ steht für die blaue Wählerschaft im Vordergrund, man wählt die Angst, die Unzufriedenheit und ein bisschen auch ganz bewusst den Rechtsextremismus. Man muss Letzteres sehen, darf es aber nicht überbewerten.
Eine weitere spannende Frage ist, ob Voves wirklich mit dieser rechtsextremen und hetzerischen steirischen FPÖ koaliert und damit die gesamte SPÖ unglaubwürdig macht. Das könnten Fayman und vor allem Häupl zu spüren bekommen. Die ÖVP eilt von Niederlage zu Niederlage und bejubelt diese in peinlicher Art jeweils an den Wahlsonntagen, die Ansprüche scheinen dort also nicht mehr sehr groß zu sein.
Wir Grüne sind eine stabile und verlässliche Kraft und feiern sogar unsere Erfolge deutlich verhaltener als die ÖVP ihre Niederlagen, denn wir können angesichts der blauen Erfolge nicht zufrieden sein. Offenkundig sind unsere Probleme in SPÖ-Hochburgen – egal ob in Wien, Oberösterreich oder in der Steiermark. Dort hat die SPÖ etwa in Kapfenberg zehn Prozent verloren (auch die KPÖ leicht verloren), wir aber nichts gewonnen. Ähnliches gilt für Mürzzuschlag, Kindberg und andere Orte der Mur-Mürz-Furche. Dafür haben wir in Graz unsere starke Position gehalten und ausgebaut. Dort, wo es um reale Sorgen geht, konnten wir mit konsequenter Arbeit punkten. So hat etwa der Widerstand gegen das Kraftwerk Voitsberg in der Stadt (von 3,2 auf 6,2) und den umliegenden Gemeinden zu schönen Wahlergebnissen geführt. Also: solide Weiterarbeiten, ein paar Gedanken machen über unsere Außenwirkung und das Verhältnis zu den – ich hasse das Wort – „kleinen Leuten“.
Bei manchen Parteien ist das halt so, da kann man nichts machen. Wenn in Wien die SPÖ beispielsweise ein Ferkel aufstellen würde, dann würde eben ein Ferkel zum Bürgermeister gewählt werden… 😉
Und die FPÖ ist nicht schuld an der grünen Stagnation (Grüne in D 24). Das macht Ihr schon selber, indem Ihr den Eindruck erweckt, der Kampf gegen die FPÖ und für die Klimahalsabschneider wäre alles was Die Grünen können und auch wollen. Die guten Ideen werden von diesem Fanatismus (ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen sollte) derart überdeckt, dass sie Otto Normalo gar nicht mehr sieht. Aber was schreibe ich, sie wissen es ja eh selber – steht ja im letzten Satz. Eventuell könnte es auch nicht schaden, dem Efgani Dönmez (http://www.efganidoenmez.blogspot.com/) etwas zuzuhören… 😉
Ich bin froh, dass wir … den Effi haben, wir brauchen diese Breite, wir brauchen diese Diskussion. Und ich höre ihm sehr wohl und sehr genau zu. Ich muss ja nicht immer seiner Meinung sein.
Alte Leier Es ist und bleibt nicht leicht….Wieder einmal eine Wahl und wiedereinmal wurde das Ziel bei weitem nicht erreicht! Das Herz blutet nicht nur mir, sondern zig anderen liberalen jungen Leuten in Österreich auch. Wahlen gewinnt man nicht mehr auf lange Sicht, sondern kurz vor der eigentlichen Wahl. Was lernen wir daraus: der Wahlkampf wird immer wichtiger. Wer die Themen bestimmt, hat den Wahlkampf schon zur Hälfte bestritten – und wieder einmal ist das der FPÖ bestens gelungen.
Wer blau wählt, der wählt sie nicht wegen ihrem tollen Wahlprogramm, welches meistens jahrelang nicht geändert wird. Und man wählt sie auch nicht, weil sie die perfekte Lösung für die wirtschaftlichen Probleme haben – sondern man wählt sie, weil sie klassische, komplexe und alle betreffende Probleme wunderbar einfach lösen: Arbeitslosigkeit ist Ergebnis der Zuwanderung und Sicherheit im Lande kommt mit weniger Ausländer und Waffen für Inländer damit man gegebenenfalls selbst „das Problem“ lösen kann. Diese perfide Vereinfachung von Problemen mag unethisch und moralisch verwerflich sein, allerdings muss ja nicht jeder „Politik als Berufung“ verstehen – dann vielleicht doch eher Beruf.
Diese Themen werden für(s) breite Volk ähm „kleine Leute“ breit aufbereitet und leicht verständlich dargestellt. Wir schaun uns nun die Schichten in Österreich an, dann wer Wechselwähler ist, wer Stammwähler und kommen zu folgendem Schluss: Mit Populismus gewinnt man Wahlen. Mit „grüner Ehrlichkeit“ und „ja, aber…“-Sätzchen siehts eher schwer aus.
Ich bin dennoch für´s „ja aber …“, denn es braucht zumindest eine politische Kraft, die sich dem Mainstream entzieht, die nicht um jeden Preis nach Wählerstimmen angelt, sondern auch ein paar Prinzipien vertritt. Wirkt humorlos, ich weiß!
Zuhören lernen Die FPÖ ist nicht nur deprimierend gut darin Ängste zu schüren, sie ist auch deprimierend gut darin den Leuten das Gefühl zu geben verstanden und gehört zu werden.
Solange die FPÖ es schafft dieses Konzept aus den Leuten zu versprechen, die FPÖ könnte sie von den Ängsten befreien, welche die FPÖ erst ausgelöst bzw. massiv verstärkt hat aufrecht zu erhalten. Können sie auch jederzeit mit Donald Duck als Spitzenkandidat antreten und würden trotzdem gewinnen.
Und solange die Parteien (inkl. der Grünen) nicht anfangen, eine wirkliche Offenheit zu leben wird sich daran auch nicht viel ändern. Sondern durch Personen ala Frau Fekter nur noch weiter verschlimmert. Weil diese mittlerweile die Ängste für die FPÖ quasi umsonst produzieren und die FPÖ bald nur noch von Bierzelt zu Disco pendeln muss um dort die verängstigten WählerInnen persönlich einzusammeln.