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„Zumindest in Wien- Hernals sollte anstelle von Clemens Krauss an Marianne Golz erinnert werden.“ So lautet die Empfehlung einer Initiative, die punktgenau zur Diskussion um das Neujahrskonzert („Das Neujahrskonzert und so manch unhaltbare Legende“) passt. Es handelt ich um die Kunst-Aktion „Memory Gaps – Erinnerungslücken“ und ihre kommende Ausstellung. Zur angesprochenen Marianne Golz gleich mehr (mit freundlicher Genehmigung der Ausstellungsmacher).

Memory Gaps“ ist eine bemerkenswerte Initiative, die jeden Monat neue Ausstellungen von Tuschen auf Papier in virtuellen Räumen eröffnet. Die Galerien, in denen die Arbeiten gezeigt werden, befinden sich ausnahmslos in Straßen oder an Plätzen Wiens, die es nicht gibt, die es jedoch geben sollte; Straßen mit Namen von Opfern der NS-Diktatur. Zusätzlich zu vorgeschlagenen Straßennamen der Opfer werden auch Umbenennungen von Straßen angeregt: Von solchen, die heute noch Namen von Personen tragen, die im Naheverhältnis zum Nationalsozialismus standen. Monatlich wird so das kollektive Gedächtnis erweitert.

Nun der Hinweis auf die aktuelle Ausstellung über Marianne Golz (30. 1.1895 in Wien-Hernals, gestorben 8. Oktober 1943 im Gestapo-Gefängnis in Prag). Die 1895 in Wien-Hernals geborene Sängerin war Ensemblemitglied des Wiener Raimund-Theaters sowie des Salzburger Stadttheaters, sie emigrierte 1934 nach Prag und gehörte seit 1939 einer Widerstandsgruppe an, die Juden zur Flucht aus Prag verhalf. 1942 wurde die Künstlerin verhaftet und als „Saboteurin wegen der Begünstigung von Reichsfeinden“ zum Tod verurteilt. Am 8. Oktober 1943 wurde Marianne Golz durch das Fallbeil im Prager Gestapo-Gefängnis Pankrác ermordet.

Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Clemens Krauss heute noch ein Park in Wien-Hernals benannt, ebenso wie eine Straße in Salzburg und ein Weg in Ehrwald (Tirol). Krauss, von 1929-34 Direktor der Wiener Staatsoper, zählte zu den renommiertesten Dirigenten der 1930er und 1940er Jahre. Durch die NS-Führung eingesetzt, wurde Krauss Musikalischer Leiter der Berliner Staatsoper (1935-36), Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper (1937-44), Rektor des Salzburger Mozarteums (1939-45) sowie Generalintendant der Salzburger Festspiele (1942-45). Zumindest in Wien-Hernals sollte anstelle von Clemens Krauss an Marianne Golz erinnert werden.