13. Februar 2014

Neue Mittelschule: Blindflug beenden!

2014-02-13T13:03:00+01:0013.02.14, 13:03 |Kategorien: Bildung|Tags: |

Mit welchen Hoffnungen haben engagierte Lehrerinnen und Lehrer sowie die Eltern und vor allem die Kinder das Projekt „Neue Mittelschule“ (NMS) begonnen! Die SPÖ hat zu Beginn im Jahr 2007 versprochen, es handle sich um „Modellversuche zur gemeinsamen Schule der 10-14-Jährigen“. So noch heute nachlesbar auf der Homepage des Bildungsministeriums. Und natürlich – so hieß es – werde nach vier Jahren und somit im Jahr 2013 zuerst einmal evaluiert: „Die Modellprojekte werden auf Basis der bundesweiten Kriterien des Bundesinstituts für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des Bildungswesens (Bifie) wissenschaftlich begleitet und evaluiert.“

Die Realität war anders: Schon vor (!) Abschluss der ersten Modellversuche wurde die NMS im Frühjahr 2012 zur Regelschule – gegen den Widerstand von uns Grünen. Die ernüchternden Ergebnisse der Standards-Testungen und die Rückmeldungen engagierter Lehrkräfte aus der NMS bestätigen nun leider meine damaligen Befürchtungen. In einer Pressekonferenz habe ich heute daher ein Ende des bildungspolitischen Blindflugs und die sofortige Evaluierung der NMS gefordert.

Ministerin Heinisch-Hosek hingegen sieht die Sache weniger dramatisch, spricht nur von „Kinderkrankheiten“ und kündigt die Evaluierung erst für Mai 2015 an.

Ich erinnere an das Ergebnis der Rechnungshof-Überprüfung, der ein vernichtendes Urteil über NMS gefällt hat. Die NMS sei „entgegen der gesetzlichen Vorgabe zur verpflichtenden wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation der NMS-Modellversuche“ im Regelschulwesen eingeführt worden. „Eine zentrale Entscheidungsgrundlage für diese wichtige bildungspolitische Maßnahme mit weitreichenden finanziellen Auswirkungen lag nicht vor.“

Laut Rechnungshof belaufen sich die Kosten für Lehrkräfte pro SchülerIn in Österreich in der NMS auf 7.180 €, in der Hauptschule auf 6.557 € und in der AHS auf 4.698 €.

„Wo verschwindet denn das Geld?“, werden sich da die Lehrkräfte an den Pflichtschulen fragen: An ihrem Gehalt kann es nicht liegen!

Der Rechnungshof gibt eine Vielzahl von Antworten, die allesamt auf eines hinauslaufen: überbordende Bürokratie, nutzlose Propaganda etc.!

Reicht das? Mir schon. Der bildungspolitische Blindflug muss beendet werden!

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

28. Juni 2013

„Neue Mittelschule – Projekt am Scheitern?“

2013-06-28T12:00:00+02:0028.06.13, 12:00 |Kategorien: Bildung|Tags: |

Unter dem Titel „Neue Mittelschule – Projekt am Scheitern?“ habe ich heute gemeinsam mit DDr. Günter Haider, dem ehemaligen Direktor des BIFIE und „Mr. Pisa“, in einer Pressekonferenz einige Fakten vorgestellt, die eines belegen: Die zu Beginn des Projekts gemachten Versprechungen sind sämtliche nicht eingehalten worden! Die Neue Mittelschule (NMS) hat kaum etwas von den versprochenen zusätzlichen Ressourcen erhalten, es verwundert daher nicht, dass trotz des Engagements vieler LehrerInnen bislang keine positiven Resultate gezeitigt werden konnte, eine Weichenstellung in Richtung Gemeinsame Schule ist sie zudem ganz sicher nicht. Im Gegenteil.

Hier Propaganda und Wirklichkeit:

• „Die Neue Mittelschule ist die gemeinsame Schule aller 10- bis 14-Jährigen.“ (BMUKK Homepage 2013)

• „Zusammen ist es gelungen, auf breiter und rechtlich gesicherter Basis eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen zu schaffen.“ (Folder Neue Mittelschule, BMUKK)

Die Wirklichkeit schaut anders aus.

In der Abbildung unten wird deutlich, dass sich die Kluft zwischen AHS und NMS im Gegenteil zu den Versprechungen noch verschärft: Die AHS gewinnt, die NMS verliert – eine Abstimmung mit den Füßen gegen das Schmied-Projekt. In Zahlen: Die NMS verliert bis 2030 laut Schulbesuchsprognose (Quelle Statistik Austria) 1.600 Klassen und 34.000 SchülerInnen (29.000 an die AHS, 5.000 geringere Geburtenrate).

An den Fakten ändern auch die Aktivitäten der ministeriellen Propagandaabteilung nichts!

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

2. Dezember 2011

Mogelpackung Neue Mittelschule

2011-12-02T14:34:00+01:0002.12.11, 14:34 |Kategorien: Bildung|Tags: |

Ministerin Schmied hat gestern meine Kritik an der neuen Mittelschule scharf zurückgewiesen. Unverständlich, weil die inhaltlichen Kritikpunkte (siehe unten) nicht entschärft wurden. Verständlich aber, weil es ihr zentrales Projekt ist und man natürlich nicht gerne zugibt, dass der mit der ÖVP ausgehandelte Kompromiss ein „fauler“ ist. Hier nochmals meine grundsätzliche Stellungnahme

Lehrplan:

Ziel der Modellversuche Neuen Mittelschule (NMS) war die „Verschiebung der Bildungslaufbahnentscheidung“ nach hinten. Aus diesem Grund wurde in den Modellschulen der „umfassende und vertiefende“ Lehrplan der AHS-Unterstufe angewendet. Im jetzigen Gesetzesentwurf für die Neuen Mittelschulen ist jedoch ein eigener Lehrplan vorgesehen. Dieser wird in den Pflichtgegenständen Deutsch, Mathematik und Englisch differenziert in „vertiefende“ und „grundlegende“ Allgemeinbildung (Vergleichbar dem A- und B-Zug in der Hauptschule alt). Damit ist die Gleichwertigkeit zwischen NMS und AHS nicht mehr gegeben.

Erst ab der dritten Klasse wird den Zeugnisnoten der Hinweis „beurteilt nach dem Lehrplan der grundlegenden/vertiefenden Allgemeinbildung“ hinzugefügt. Bis dahin sind die Zeugnisnoten nicht aussagekräftig und können sogar irreführend sein. Die LehrerInnen entscheiden, nach welchem Lehrplan SchülerInnen beurteilt werden.

Berechtigungen und Übertritt in höhere Schulen:

Für den Übertritt aus einer NMS in eine weiterführende Schule gelten strenge Auflagen. So müssen SchülerInnen, die eine AHS oder BHS besuchen möchten, in allen differenzierten Pflichtgegenständen nach dem „vertiefenden“ Lehrplan beurteilt worden sein. Wurde auch nur in einem Fach nach der „grundlegenden“ Allgemeinbildung beurteilt, ist ein Übertritt in eine höhere Schule fast unmöglich.

Zusatzunterricht durch AHS- und BHS-LehrerInnen:

An den bestehenden Modellschulen stehen sechs zusätzliche Förderstunden pro Klasse zur Verfügung, welche von AHS- oder BHS-LehrerInnen im Teamteaching mit den FachlehrerInnen abgehalten werden. Im Gesetzesenturf zur NMS ist der Unterricht durch AHS- und BHS-LehrerInnen jedoch nicht mehr vorgesehen. Damit ist die Verschränkung und Kooperation zwischen NMS und weiterführenden Schulen nicht mehr gegeben.

Verschlechterungen für bestehende Modellschulen:

Bestehende Modellschulen werden durch die neue gesetzliche Regelung der NMS gezwungen alle Grundlagen des Schulversuchs vom Lehrplan, über den Einsatz von AHS- bzw. BHS-LehrerInnen, die Aufstiegsberechtigungen, schulautonome Schwerpunktsetzungen, moderne Unterrichtsformen wie Mehrstufenklassen, Alternative Beurteilungen, etc. aufzugeben. Dies führt zu massiver Kritik durch die Modellstandorte.

Evaluierung:

Für das kommende Jahr war eine Evaluierung des Schulversuches durch das Bifie (Bundesinstitut für Bildungsforschung und Entwicklung) vorgesehen. Diese kommt nun nicht zu Stande bzw. wird auf 2015 verschoben. Dennoch behauptet das Unterrichtsministerium in seinem Entwurf die NMS hätte sich bewährt. Erste Übertritte von NMS SchülerInnen in weiterführende Schule erfolgen aber erst mit Ablauf dieses Schuljahres. Vorher lässt sich nicht sagen, ob und wenn ja welche Modelle sich bewährt haben.

Gerne diskutiere ich diese Punkte – sowohl im Plenum als auch im Unterrichtsausschuss haben wir demnächst Gelegenheit dazu.

Für uns gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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