26. Juni 2013

ÖVP und AHS-Aufnahmeprüfung: Vergangenheit als Zukunft?

2013-06-26T10:04:00+02:0026.06.13, 10:04 |Kategorien: Bildung|

Jeder weiß, was ein Déjà-vu-Erlebnis ist. Das habe ich doch schon einmal …

Blicken wir zurück in das Jahr 1960: Helmut Qualtinger wusste vor über einem halben Jahrhundert, was SPÖVP in Sachen Bildung heute predigen: Wir brauchen die Mittelschule! Heute als Worthülse für eine angebliche Schulreform, damals als gängiger Begriff für die gymnasiale Unterstufe.

Und heute? Die ÖVP will allen Ernstes Aufnahmeprüfungen an die AHS wieder einführen! Sie wurden 1971 mit guten Gründen abgeschafft, weil sie nicht aussagekräftig sind: Die Bildungslaufbahn für Kinder mit zehn Jahren kann nicht durch eine punktuelle Prüfung bestimmt werden!

Der Spindelegger-Vorschlag ist auch deshalb unverantwortlich, weil er noch mehr Stress in die Familien von Volksschulkindern bringen würde: Punktuelle Prüfungen sind ungerecht, das eine Kind ist sehr nervös, das andere hat gerade eine Krankheit überstanden, das dritte den Prüfungsstoff in der Volksschule gar nicht durchgenommen. Soll jetzt dieses Kind dafür bestraft werden, weil die Lehrkraft in der 4. Klasse einen anderen Schwerpunkt gewählt hat?

Die einzigen Profiteure wären übrigens die Nachhilfeinstitute. Man stelle sich das vor: VolksschülerInnen als neuer Geschäftszweig für Nachhilfeinstitute!

Die ÖVP will auf Biegen und Brechen eine Zweiklassengesellschaft im Bildungsbereich vertiefen, wir wollen das Gegenteil – ebenso wie die Schwesterparteien der ÖVP in Skandinavien oder Südtirol.

Es geht also auch anders. Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

25. Juni 2013

ÖVP: Faseln statt motzen?

2013-06-25T09:53:00+02:0025.06.13, 9:53 |Kategorien: Bildung|

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Matthias Cremer hat es wieder einmal bildlich perfekt auf den Punkt gebracht.

Für die ÖVP gilt beides – es wird „gefaselt“ und „gemotzt“.

Bundesposition gestern laut Klubobmann zum Thema Gesamtschule: „Wenn manche Bundesländer den Druck sogenannter Bildungsexperten, die sagen, eine Gesamtschule sei notwendig, nicht aushalten, dann kann ich das nicht verhindern. Aber im Interesse der Bundespartei ist das nicht.“

• Dazu heute der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner: „Wir haben uns in der Frage geöffnet und wollen uns im Sinne eines ergebnisoffenen Prozesses damit auseinandersetzen. Davon werden wir keinen Millimeter abrücken.“ Nachsatz an die Adresse der Bundes-ÖVP: „Wir müssen Leistungs- und Chancengerechtigkeit schaffen. Da bringen uns einzementierte Positionen nichts.“

Bundesposition der ÖVP gestern zum Thema Einkommensverteilung: „Österreich hat eine der egalitärsten Einkommensverteilungen weltweit. Daher gibt es keine Notwendigkeit, Einkommen noch stärker umzuverteilen.“

• Dazu heute der Vorarlberger AK-Präsident Hubert Hämmerle (ÖVP): In Österreich gebe es 200.000 „Working poor“. „Da so zu tun, als seien die Einkommen gleich verteilt, ist schon ein starkes Stück“.

Was gilt nun? In Vorarlberg, Tirol und Salzburg zeigt sich die ÖVP gegenüber der Gesamtschule offen, im Bund betoniert sie wie selten zuvor. Ähnliches gilt für mehr Gerechtigkeit bei Einkommen oder Steuern. Die Bundes-ÖVP bereitet sichtlich eine Neuauflage von Schwarz-Blau mit einer Prise Stronach vor.

Besonders ärgerlich ist das im Bildungsbereich: Unser derzeitiges Schulsystem ist ungerecht und ineffizient. Wer es verteidigt und Reformen blockiert, ist leistungsfeindlich und gefährdet den Wirtschaftsstandort Österreich.

Kein Wunder, dass die ÖVP in Sachen Kompetenzzuschreibung im Bereich Bildung immer weiter zurückfällt. Und für uns Grüne erfreulich: Laut einer Market-Umfrage für den „Standard“ haben wir beim Thema Bildung die höchsten Kompetenz und liegen vor allen anderen Parteien („28 Prozent wollen Grüne in der Regierung“).

Wer Fakten nicht zur Kenntnis nimmt, kann schlecht die Zukunft gestalten: Um es klar und deutlich zu sagen: Für uns Grüne sind eine grundlegende Schulreform und ein gerechteres Steuersystem Bedingungen für die Zusammenarbeit nach den nächsten Wahlen.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

22. Juni 2013

LehrerInnen-Dienstrecht: Jetzt ist Norwegen das Vorbild!

2013-06-22T10:08:00+02:0022.06.13, 10:08 |Kategorien: Bildung|

Der von der ÖVP im Zuge der Verhandlungen über ein neues Dienst- und Besoldungsrecht für Lehrerinnen ins Spiel gebrachte Begriff einer „Präsenzverpflichtung“ (Lehrer: ÖVP stellt Konzept vor) hat zu einiger Verwirrung geführt. Inzwischen hagelt es Vorschläge und Interpretation inklusive schwarzer Rückzugsgefechte. Die SPÖ schaut – wie meist bei bildungspolitischen Auseinandersetzungen – entgeistert zu. Noch immer besteht die Möglichkeit, auf der von einer überparteilichen Plattform initiierten Plattform gegen die schwarze Zweiklassen-PädagogInnen zu unterschreiben: www.zweiklassenpaedagogik.at.

Nach langwierigen Verhandlungen – insgesamt gab es bislang 28 (!) Verhandlungsrunden – hat die ÖVP am Freitag wieder ein völlig neues Modell präsentiert, das zwar an der Ernsthaftigkeit der bislang geführten Verhandlungen Zweifel aufkommen lässt, aber nach (!) der Abwahl der SPÖVP-Regierung im Herbst immerhin Grundlage für ein zukunftsweisendes Modell sein könnte („Lehrerdienstrecht: Töchterle sieht Norwegen als Vorbild“).

Im Kern bedeutet das:

• Gesamtarbeitszeit (1.687,5 Stunden – und somit weniger als in Österreich) unterteilt in einen Bereich, der von der Schule fixiert wird (für Unterricht, Konferenzen, Sprechstunden, Schulskikurs, Sprachwoche etc.) sowie flexible Lehrerarbeitszeit.

• Das norwegische Modell bedeutet auch weitgehende Schulautonomie und Personalhoheit der Schule.

Darüber kann man diskutieren, es erinnert aber doch ein wenig an die drei Arbeitsbereiche ( A-, B- bzw. C-Topf) der heimischen NMS-Lehrkräfte. Sie haben eine jährliche Normarbeitszeit von 1776 Stunden.

Ein Beispiel: Bei 21 Wochenstunden Unterricht ergeben sich 756 Jahresstunden im Tätigkeitsbereich A, hinzu kommen 630 Jahresstunden im Tätigkeitsbereich B (Vor- und Nachbereitung, Korrekturarbeiten). Das sind insgesamt 1386 Jahresstunden. Der Rest fällt in den 3. Arbeitsbereich. Er wird auf Vorschlag der Lehrkraft zwischen Schulleitung und Lehrkraft vereinbart (etwa für Supplierverpflichtung, lehramtliche Pflichten wie Konferenzen, Klassenvorstandschaft, Planungsgespräche, Elternsprechtage, Fortbildung …).

Das norwegische Modell scheint etwas mehr Spielraum für die konkreten Bedürfnisse an den einzelnen Schulen zu lassen – etwa wenn nach dem Montessori- oder Waldorf-Lehrplan unterrichtet wird. Man darf gespannt sein auf die konkreten ÖVP-Vorschläge – oder kommt wieder nichts Konkretes außer heißer Luft?

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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