ĂVP-Etikettenschwindel: schwarz oder tĂŒrkis?

TĂŒrschild ĂVP neu
Immer mehr eingefleischte ĂVPler betonten mir gegenĂŒber zuletzt, sie seien âSchwarzeâ und keine âTĂŒrkisenâ. Das mag sie selbst ĂŒberzeugen, mich ĂŒberzeugt das nicht: Wer in dieser ĂVP bleibt, trĂ€gt Mitverantwortung fĂŒr die Abschiebung seit Jahren im Land befindlicher bestens integrierter Familien mit hier geborenen Kindern (âAbschiebung aus Vorarlberg: DreijĂ€hriger von Mutter getrenntâ), schwangeren Frauen oder dringend benötigter Lehrlinge (âRechsstaat adĂ©? Abschiebung trĂ€gt Kickls Handschrift!â). Er oder sie tragen Verantwortung fĂŒr eine Bildungspolitik, die privilegierte Kinder noch mehr privilegiert und jenen aus bildungsfernen Schichten kaum Chancen ermöglicht, fĂŒr eine völlig fehlende Klimaschutz-Politik, steuerliche Bevorzugung der âBetuchtenâ und dem Sparen bei den SchwĂ€chsten in unserer Gesellschaft.
In seiner Rede im Parlament am 5. Mai dieses Jahres meinte Michael Köhlmeier:
âZum groĂen Bösen kamen die Menschen nie mit einem Schritt. Nie. Sondern mit vielen kleinen. Von denen jeder zu klein schien fĂŒr eine groĂe Empörung. Erst wird gesagt, dann wird getan.â
Ăsterreichs Regierung ist inzwischen schon sehr viele âkleine Schritteâ gegangen. Wer keine weiteren mehr mitgehen will, muss die Konsequenzen ziehen. Wir befinden uns auf dem gleichen Weg wie Polen oder Ungarn, es ist der Weg in die von vielen europĂ€ischen PolitikerInnen geforderte âilliberale Demokratieâ. Es sind durchaus demokratisch gewĂ€hlte Regierungen, die ihre Staaten zunehmend autokratisch ausrichten, Verfassung und Gewaltenteilung unterlaufen, Druck auf öffentliche und ĂŒber Werbe-Anzeigen und staatliche Fördermittel auch private Medien machen und die BĂŒrgerrechte einschrĂ€nken. All das spielt sich in den USA genauso ab wie in vielen europĂ€ischen Staaten.
Nein, wir stehen nicht vor dem Ăbergang in eine Diktatur. Der Faschismus steht nicht unmittelbar vor der TĂŒr. Aber Vorsicht ist geboten. Treffend hat das nach dem Zweiten Weltkrieg der prominente deutsche Schriftsteller Erich KĂ€stner ausgedrĂŒckt:
âDie Ereignisse von 1933 bis 1945 haÌtten spaÌtestens 1928 bekaÌmpft werden muÌssen. SpaÌter war es zu spaÌt. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird.
Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muĂ den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine haÌlt keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr.â
In der Verantwortung sind wir alle. Besonders aber jene, die den Weg einer zunehmend autoritĂ€rer werdenden ĂVP mittragen, sich in eine Art âinnere Emigrationâ flĂŒchten und sich als âSchwarzeâ zwar von den âTĂŒrkisenâ distanzieren, de facto aber den Kurs von Kurz & Strache mittragen.
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